Eine Frage der Einstellung: HBW Balingen-Weilstetten muss gegen Konstanz Tabelle ausblenden

Von Marcus Arndt

Nach dem Auswärtsdoppelpack geht das Team von Jens Bürkle am Samstagabend in der SparkassenArena auf die Platte (Beginn: 19 Uhr), trifft auf den Süd-Rivalen vom Bodensee. Eine emotionale Partie erwartet der HBW-Coach.

Eine Frage der Einstellung: HBW Balingen-Weilstetten muss gegen Konstanz Tabelle ausblenden

Mit dem souveränen Sieg beim Mitabsteiger TuS N-Lübbecke festigte der HBW die Tabellenführung in der 2. Bundesliga.

Beim Mitabsteiger TuS N-Lübbecke verbuchten die Kreisstädter vor Wochenfrist den elften Sieg im zwölften Spiel – sind als einzige Mannschaft in der 1. und 2. Bundesliga in dieser Saison noch ungeschlagen. „Eine Klassebilanz“, findet der Balinger Coach, welcher den 26:23-Erfolg am Wiehengebirge noch auf der Rückfahrt aufgearbeitet hat.

„Ich bin sehr zufrieden, weil wir es geschafft haben, das durchzudrücken, was wir wollten“, erklärt der 42-Jährige und fügt hinzu: „Und wir haben auch Stärke offenbart. Die Abwehr war super, Torhüter war super, den Gegenstoß vom Gegner haben wir nicht zur Entfaltung kommen lassen. Damit war es in vielen Phasen ein sehr souveränes Spiel.“

Aufsteiger im Aufwind

Nun kommt die HSG Konstanz in die Kreisstadt, welche einen schwachen Saisonstart eindrucksvoll korrigiert und mit 9:3 Punkten aus den vergangenen sechs Begegnungen zum hinteren Tabellenmittelfeld aufgeschlossen hat. Mit dem 32:29-Heimerfolg über Schlusslicht Würzburg bestätigten die Blau-Gelben am vergangenen Freitag eindrucksvoll ihren Aufwärtstrend – und doch ist der Aufsteiger in der SparkassenArena nur Außenseiter.

„Ich glaube, dass sie so langsam Blut geleckt haben“, sagt Bürkle, „nach diesem Auftakt, wo ihnen schon auch immer wieder Grenzen aufgezeigt wurden. Aber jetzt sind sie ein paar Mal in die Punkte gekommen – insbesondere in den Heimspielen. Da leben sie extrem von ihrem Publikum – und werden am Samstag viele Leute mitbringen. Das ist schon eine Gabe von ihnen, sich in die Spiele reinzupushen.“

„Viele junge, engagierte Leute“

Markant: die aggressive 3:2:1-Abwehr. Die verteidigt ebenso impulsiv wie rustikal. „Wir hatten bereits einige Spiele in dieser Saison, wo wir uns auf diese Emotionalität nicht eingelassen haben“, betont der erfahrene Übungsleiter, der seine Mannschaft warnt: „Wir dürfen nicht auf die tabellarische Situation schauen, sondern auf das, was kommen wird. Das sind viele junge, engagierte Leute – vielleicht noch nicht mit dem großen Erfahrungsschatz, aber mit einer sehr, sehr hohen Emotionalität.“

Viele aus dem Konstanzer Kader haben eine Balinger Vergangenheit, werden in der „Hölle Süd“ besonders motiviert sein. „Es ist zudem ein Derby“, nimmt der frühere Erstliga-Kreisläufer den Gesprächsfaden wieder auf, „und für beide Mannschaften ein wichtiges Spiel, weil es um Punkte geht, die beiden guttun. Von daher wird das eine spannende Aufgabe.“ Seit Mittwoch gilt der Balinger Fokus der Lützelberger-Truppe. „Es ist schon unangenehm, weil es viele unterschiedliche Spielertypen sind“, räumt der 42-Jährige unumwunden ein, „man muss auf alle vorbereitet sein, aber jetzt auch nicht durchdrehen.“

Treffsichere Rechtsaußen

Wie immer setzt die HSG auf ein starkes Kollektiv. „Es sind nicht ein, zwei herausragende Akteure“, fährt Bürkle fort, „sondern viele Leute leisten ihren Beitrag, alle sind involviert. Sie haben trotzdem ein paar Dinge, die noch nicht ganz so reif sind. Die Fehlerzahl ist in vielen Spielen hoch gewesen, auch im Spiel gegen Rimpar ist es sehr lange sehr hoch, bis die Wölfe irgendwann noch mehr gemacht haben.“

Überragend im Kellerduell: Lars Michelberger (10 Treffer). „Wir haben es über die Teamleistung und die Abwehr gedreht“, hebt er hervor. Beste HSG-Angreifer sind allerdings die Rechtsaußen Lukas Köder (47 Saisontore) und Gregor Thomann sowie der Ex-Göppinger David Knezevic (beide 28).

Mit Thomann, Fynn Beckmann und Aron Czako haben drei arrivierte Konstanzer Akteure eine Balinger Vergangenheit. Ebenso Michelberger, welcher lange Jahre für die JSG Balingen-Weilstetten auflief. Über die Jugend und U 23 der HSG Konstanz schaffte der Sohn von Bad Saulgaus Handball-Legende Gunder Michelberger schließlich den Sprung in die 2. Bundesliga. Gegen Würzburg glänzte der Halblinke mit zehn Treffern. Im linken Rückraum teilt sich der 22-Jährige meist die Spielanteile mit David Knezevic, der 2020 von Göppingen an den Bodensee wechselte.

„Sie haben viele extrem junge, gute Leute drin“, findet Balingens Coach Jens Bürkle, „Michelberger war mal gut, Knezevic kann Tore schießen – Beckmann macht das sehr solide, auch die Kreisläufer funktionieren. Das ist ähnlich wie bei uns – eine sehr ausgeglichen besetzte Mannschaft.“ Diese tat sich in der ersten Saisonphase schwer, startete mit 0:10 Zählern. Mit dem 29:29 gegen den HC Elbflorenz schafften die Blau-Gelben (9:13 Punkte) die Trendwende, reihen sich – umrahmt von Lübeck-Schwartau (11:13) und Hagen (8:16) – an 15. Stelle ein