Balingen

Ein neues Gesicht für Balingens Süden: Alte Gemäuer weichen neuem Lebensraum

18.09.2019

Von Renate Deregowski

Ein neues Gesicht für Balingens Süden: Alte Gemäuer weichen neuem Lebensraum

© Renate Deregowski

Für die älteren Gebäude in der Wilhelm-Kraut-Straße hat das letzte Stündlein geschlagen.

Mit einer Gegenstimme haben sich die Mitglieder des Technischen Ausschusses während der Sitzung am Mittwochabend dafür ausgesprochen, dass die Stadt eine Neugestaltung des südlichen Quartiers zwischen Wilhelm-Kraut- und Ebertstraße in Angriff nimmt. Entstehen sollen Wohn- und Geschäftshäuser.

Das Areal mit der Bezeichnung „Wilhelm-Kraut-/Ebertstraße Teilbereich 1“, gegenüber Bizerba, ist in den Fokus gerückt, weil die dort ansässige Firma „Roller & Söhne“ ins Industriegebiet Rote Länder umsiedelt. 2020 soll der Neubau fertig sein.

Derweil soll sich auch innerstädtisch etwas tun. Die Grundstücke in diesem Teilbereich befinden sich alle in der Hand der Eigentümergemeinschaft, die nun die Durchführung eines Bebauungsplanverfahrens beantragt hat. Das Reutlinger Büro Ortmann hat mehrere Entwürfe zum städtebaulichen Konzept des rund 3236 Quadratmeter großen Areals vorgelegt.

Baudezernent Michael Wagner legte dem Gremium die Variante vor, die nach Ansicht der Stadt die passendsten Proportionen zur Umgebung aufweist. Das Eckgebäude bleibt bestehen, die drei danach folgenden, an der Wilhelm-Kraut-Straße liegenden Gebäude sollen abgerissen werden.

Stattdessen soll entlang der Straße ein dreigeschössiges Wohn- und Geschäftshaus mit Satteldach entstehen. Stellplätze gibt es hauptsächlich in einer Tiefgarage, nämlich 45, acht werden oberirdisch realisiert. Im Inneren des Quartiers, sozusagen hinter dem Finanzamt, sieht der Entwurf drei Wohnblöcke mit Flachdach vor.

Innerstädtische Nachverdichtung ist sinnvoll

Eben jene sorgten dann auch für Diskussionsstoff. Am wirtschaftlichsten seien die auch von der Stadt favorisierten drei Geschosse plus Staffelgeschoss, meinte Oberbürgermeister Helmut Reitemann. Aus Sicht von Dr. Dietmar Foth (FDP) ebenfalls praktikabel, denn das vordere Satteldach verdecke diese.

Er begrüßte die innerstädtische Nachverdichtung mit bis zu 33 Wohnungen und zwei Gewerbeeinheiten: „Von der Eigentümergemeinschaft ein vernünftiger und mutiger Schritt, denn eigentlich wollten sie ja etwas ganz anderes.“ Was, ließ er offen.

Helber in Sorge um Balinger Kleinteiligkeit

Kritisch sah Dr. Ingrid Helber (FDP) das Vorhaben: „Balingen verliert seine typische Kleinteiligkeit.“ Sie mahnt an, dass nach diesem Entwurf eine hohe Häuserschlucht entstünde, die womöglich auch noch zu dicht bebaut werde.

Damit verwies sie auf das neue Quartier Ecke Sting-/Charlottenstraße. Baudezernent Wagner räumt ein, dass hier ein Kardinalsfehler begangen worden war und neun statt sieben Gebäude errichtet werden. Ulrich Teufel (SPD) wies neben aller Zustimmung ebenfalls auf eine gewisse nötige Luftigkeit in der Bebauung hin.

Die anderen Fraktionsvertreter sahen das Bauvorhaben wohlwollend, etwa Leah Konzen (Grüne) und Ute Theurer (Freie Wähler). Dr. Bernhard Rewes (CDU) war der Ansicht: „Wir gehen hier verantwortungsvoll mit Bauland um.“

In erster Version des Artikels haben wir berichtet, dass der Technische Ausschuss die Entscheidung einstimmig mit einer Enthaltung getroffen hat. Richtig ist: Es gab eine Gegenstimme. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

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