Ein besonderes Sprachtalent

Mit Fleiß und Talent kam Annika Gaus ans Ziel und schaffte die Chinesisch-Prüfung am Balinger Gymnasium und damit die Zulassung zum Studium.

Ein besonderes Sprachtalent

Ich versteh’ nur Chinesisch!“ – Auf die 16-jährige Annika Gaus aus Geislingen, Tochter von Sabine Schädle und Bernhard Gaus, trifft dies so gar nicht zu. Die junge Gymnasiastin versteht nämlich auch Chinesisch. Und nicht nur das: Annika Gaus hat vor wenigen Wochen überaus erfolgreich die „Hanyu Shuiping Kaoshi“-Prüfung, kurz HSK, absolviert und damit nun die Befähigung, an einer chinesischen Universität zu studieren.

Doch wie kommt eine junge Deutsche ausgerechnet zum Chinesischen? Annika erklärt, dass eine Freundin ihrer Familie Sinologie studiert hat, ihr Sprachtalent erkannt habe, das die Zehntklässlerin im Fremdsprachenunterricht auch am Gymnasium Balingen unter Beweis stellt. „In der dritten Klasse bin ich schließlich über die Hector-Akademie mit der chinesischen Sprache und Kultur in Berührung gekommen. Und man könnte fast sagen, dass in der Grundschule meine chinesische Aussprache besser war als mein Hochdeutsch – ich komme nämlich aus Geislingen“, schiebt sie grinsend hinterher.

Am Gymnasium Balingen profitierte sie dann von der China-AG, die von Zhu-Mittag geleitet wird. Michaela Mühlebach-Westfal, Abteilungsleiterin am Gymnasium Balingen, hat zwischenzeitlich nicht nur dafür gesorgt, dass die China-AG auch für Fortgeschrittene, wie Annika, interessant geworden ist, sondern im Jahr 2016 eine Reise nach China für Schüler des Balinger Gymnasiums organisiert und begleitet. „Diese Reise nach China war sehr motivierend für mich, es war ein unglaubliches Gefühl auf der Großen Mauer zu stehen und China hautnah zu erleben“, schwelgt die 16-Jährige in Erinnerungen. Und ohne eigene Motivation ist das, was Annika Gaus in den letzten Jahren und vor allem Monaten vollbracht hat, nicht zu leisten. Die Vorbereitung auf die HSK-Prüfung, die eine standardisierte Prüfung ist, um chinesische Sprachkenntnisse nachzuweisen, und dem englischen Toefel-Test entspricht, hat Annika Gaus, neben der Unterstützung durch ihre Chinesischlehrerin, in weitgehender Eigenregie durchgeführt. „In den Sommerferien habe ich wahnsinnig viel gelernt und auch sonst jeden Brücken- und Feiertag genutzt, um bestmöglich vorbereitet zu sein. Noch nie musste ich mich selbstständig auf eine Prüfung vorbereiten und mich mit der komplexen Organisation des Konfuzius-Instituts auseinandersetzen“, erklärt sie. Und komplex ist schon allein das Anmeldeformular zur Prüfung, das die Gymnasiastin mit einem deutschen Steuerformular vergleicht – und das auf Chinesisch! Gemeinsam mit ihrer Mutter ist Annika an einem Sonntag 300 Kilometer nach Erlangen gereist, um im dortigen Prüfungszentrum anzutreten. Unter den gut 80 anderen Teilnehmern gilt die Geislingerin als Ausnahme: Weder ist sie zweisprachig aufgewachsen, noch hat sie Chinesisch als ordentliches Schulfach am Gymnasium. Und trotzdem hat Annika Gaus eine ganz besondere Leistung erbracht, mit unglaublichen 192 von 200 möglichen Punkten hat sie das Examen mit Bravour bestanden und einmal mehr ihr Sprachtalent und ihre Zielstrebigkeit unter Beweis gestellt. „Ich bin natürlich sehr stolz und auch erleichtert, dass es so ausgegangen ist“, freut sich die Absolventin und fügt bescheiden an, „meinen Eltern, meiner Lehrerin Zhu-Mittag und auch der Schule bin ich sehr dankbar dafür, dass sie mir das ermöglicht haben!“

Stolz sind alle

Natürlich ist auch die Schule stolz auf ihre Schülerin. Schulleiter Thomas Jerg freute sich ebenso mit Annika, wie Michaela Mühlebach-Westfal: „Annika hat sicherlich ein besonderes Sprachtalent. Sie kann aber auch ein großes Vorbild für andere Schüler sein, wie man durch Zielstrebigkeit und Ehrgeiz scheinbar unmögliche Ziele erreichen kann!“

Ob die Zehntklässlerin sich tatsächlich beruflich mit China und dem Chinesisch beschäftigen möchte, weiß sie noch nicht sicher: „Das muss jetzt kein Schlussstrich sein. In der kommenden Zeit steht für mich aber die Vorbereitung auf die Kursstufe und in absehbarer Zeit dann das Abitur an, da wird die Zeit sicherlich knapper.“ Momentan hält sie sich mit dem Lesen von chinesischen Zeitungsartikeln, Gedichten oder dem Ansehen von chinesischen Videos fit. Augenzwinkernd bilanziert Annika: „Es ist ein bisschen wie bei einem Computerspiel, ich wollte dieses Level sichern und deshalb bin ich zur Prüfung angetreten. Nehmen kann mir das jetzt keiner mehr!“