Albstadt

Zu Stauffenbergs Geburtstag: Experte spricht in Lautlingen über dessen Rolle im Widerstand

18.11.2019

Von Katja Weiger-Schick

Zu Stauffenbergs Geburtstag: Experte spricht in Lautlingen über dessen Rolle im Widerstand

© Katja Weiger

Am 15. November, dem Geburtstag von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, sprach Peter Steinbach im vollbesetzten Saal des Lautlinger Schlosses.

Das Attentat von Claus Schenk Graf von Stauffenberg auf Adolf Hitler hat sich 2019 zum 75. Mal gejährt. An Stauffenbergs Geburtstag, dem 15. November, sprach mit Prof. Dr. Peter Steinbach in Lautlingen ein ausgewiesener Experte über dessen Rolle im militärischen Widerstand.

Der Historiker und Politikwissenschaftler Steinbach forschte und lehrte bis zu seiner Pensionierung an den Universitäten Passau, Karlsruhe, Mannheim und Berlin. Seit rund 30 Jahren fungiert er zudem als wissenschaftlicher Leiter der „Gedenkstätte Deutscher Widerstand“, die in der Bundeshauptstadt beheimatet ist.

2007 sprach Peter Steinbach zur Eröffnung der Gedenkstätte im Schloss

In Lautlingen traf der Historiker auf viele Bekannte: Bereits im Jahr 2007 war Peter Steinbach zur Eröffnung der Gedenkstätte im Schloss geladen gewesen. Die Begrüßung war dementsprechend herzlich: Der Lautlinger Ortsvorsteher Heiko Peter Melle forscht bekanntlich seit vielen Jahren selbst in der Geschichte der Familie Stauffenberg.

Widerstand und Zivilcourage sind nötiger denn je

Museumsleiterin Susanne Goebel begrüßte die Gäste im vollbesetzten Saal. Adolf Hitler, mahnte sie nachdrücklich, sei keinesfalls „aus dem Nichts gekommen“. Widerstand, Zivilcourage und die persönliche Gewissensentscheidung eines jeden seien in Zeiten wie diesen nötiger denn je.

Fachmann für das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte

Dass Steinbach bekanntermaßen als profunder Fachmann für das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte gilt, war das eine – in diesem Wissen waren die vielen Besucher gekommen. Das andere war das bescheiden-freundliche Auftreten des Historikers, der wie er betonte, sehr gern wieder an diesen geschichtsträchtigen Ort in Albstadt gekommen sei.

Einblicke in Stauffenbergs Leben

Claus Schenk Graf von Stauffenberg beschrieb er als höchst disziplinierten, passionierten Sportler und unelitären Soldaten, der nicht prunkte oder gar plump um Beförderungen stritt. Packend berichtete Steinbach, wie der 1907 geborene Wehrmachtsoffizier Stauffenberg, ein Kind seiner Zeit, zum Regimegegner wurde. Einen Faktor stellte der Redner dabei deutlich heraus:

Ereignisse müssen vor dem Kontext der Zeit gesehen werden

Wer heute seiner Meinung nach historische Ereignisse begreifen will, muss stets die damaligen Kontexte begreifen und die einstigen Rahmenbedingen berücksichtigen. Er persönlich habe zum ersten Mal von Stauffenberg gehört, als eine Straße in seiner Heimatstadt Lage/Lippe nach dem Widerstandskämpfer, der so eng mit Lautlingen verbunden sei, benannt worden sei.

Wann begann die Wandlung vom Verräter zum Widerstandskämpfer

In diesem Zusammenhang ging Peter Steinbach auf die Frage ein, wann Stauffenberg in der öffentlichen Wahrnehmung in Deutschland vom Verräter zum historisch bedeutsamen Widerstandskämpfer geworden sei. Mitte der 50er Jahre hat Steinbach zufolge diese Entwicklung begonnen. Nach und nach, wie er sagte.

Detaillierte Quellenarbeit gehört zur Arbeit eines Historikers

Mitreißend berichtete der Redner immer wieder von seiner spannenden Arbeit als Historiker und der großen Verantwortung, die diese mit sich bringe. Er schilderte, wie Quellen – beispielsweise Stauffenbergs Briefe – recherchiert und sorgfältig ausgewertet oder Zeitzeugen gehört würden. Die Arbeit eines Historikers, das hob er deutlich hervor, habe Grenzen, genauso wie die gewonnenen Erkenntnisse: „Doch damit müssen wir leben.“

Diesen Artikel teilen: