Albstadt/Balingen

Ein Zeitzeuge berichtet: So wurden die Möbel von Lautlingen nach Streichen transportiert

09.05.2019

Von Holger Much

Ein Zeitzeuge berichtet: So wurden die Möbel von Lautlingen nach Streichen transportiert

© Manfred Stingel

Alfred Haasis war als Zeitzeuge dabei, als die umstrittenen Möbel aus dem Areal des Stauffenbergschlosses nach Streichen transportiert wurden.

Die Meinungsverschiedenheit um den Ursprung der Möbel, die im Möbelmuseum im Haus der Volkskunst in Dürrwangen gezeigt werden, besteht weiter. Nun hat der Frommerner Sammler und Museumsgründer Manfred Stingel mit einem Zeitzeugen gesprochen, der beim Transport dabei war.

Als „Möbel aus dem Stauffenbergschloss“ bezeichnet Manfred Stingel einige Einrichtungsgegenstände, die aktuell im Möbelmuseum im Haus der Volkskunst in Dürrwangen zu sehen sind. Diese Bezeichnung missfällt der Albstädter Museumsleiterin Susanne Goebel sowie dem Lautlinger Stauffenberg-Experten Heiko Peter Melle.

Unterschiedliche Standpunkte

Denn, so argumentiert die Albstädter Seite, die Formulierung suggeriere dem Besucher, die Möbel stammten definitiv aus dem Schloss. Doch sei viel eher gesichert, dass sie auf dem Dachboden des benachbarten Gesindehauses stammen. Zudem, macht Melle geltend, könnten sich die Mitglieder der Familie Stauffenberg nicht an die Möbel erinnern.

Im Gespräch mit einem Zeitzeugen

Auf unseren Artikel zu dieser Thematik hin machte sich Manfred Stingel weiter auf die Suche nach Informationen zu Herkunft und Geschichte der Möbel. Bei seinen Recherchen stieß er, so informierte uns Stingel in einer Mail, mit Alfred Haasis auf einen Zeitzeugen, der Spannendes aus jener Zeit zu berichten weiß, in der die Möbel von Lautlingen nach Streichen transportiert wurden.

Nahe an den Ereignissen

Alfred Haasis machte, so berichtet Manfred Stingel nach einem ausführlichen Gespräch mit ihm, von 1956 bis 1959 eine Lehre als Werkzeugmacher bei Rudolf Didra. Zur Erinnerung: Rudolf Didra hat die Möbel seinerzeit aus Lautlingen nach Streichen in sein Haus gebracht. Dessen Erben wiederum sind die Verkäufer der Möbel, die nun im Möbelmuseum in Dürrwangen stehen.

Fröhliche Stammtischrunde im Löwen

Im Löwen in Streichen, so berichtet Alfred Haasis, traf sich jeden Freitag ein fröhliche Stammtischrunde. Dabei war damals auch „der Uhrenwanger“, ein wahrhaft schwäbisches Original. Und dieser Uhrenwanger wohnte zu jener Zeit im Lautlinger Schlossanwesen.

Damals, so zitiert Manfred Stingel den Zeitzeugen Haasis, war Wohnraum durch die vielen Kriegsflüchtlinge sehr knapp. Der Uhrenwanger berichtete am Stammtisch, dass dort auf dem Dachboden eine Menge alter verdreckter Möbelstücke stünden.

Von Lautlingen nach Streichen

Rudolf Didra, ein ganz eigener, typisch schwäbischer Unternehmer, ging damals der Sache nach und schaute sich die Möbel an. Der alte „Kruscht“ wurde sodann nach Streichen transportiert.

Auch wie mit einzelnen Möbelstücken verfahren wurde, weiß Alfred Haasis noch. Die Sitzgruppe restaurierte der Sattler Gottlieb Schatz Senior aus Streichen. Die anderen Möbel wurden von der Tochter Waltraut Didra gesäubert und aufpoliert.

Teilweise restauriert

Der Sekretär und die Anrichte bekamen damals auch eine neue furnierte Arbeitsplatte. Erstaunlich sei die Höhe des stattlichen Schrankes.

„Herr Haasis betont, dass die Familie Didra sehr sehr stolz auf ihr ‚Heiligtum’ des Fürstenzimmers war“, berichtet Manfred Stingel. Als Lehrling in der Firma habe er damals alles sehr genau mitbekommen.

Auf jeden Fall vom Schlossareal

Ob die alten und sehr edlen, mit reichhaltigen hervorragenden Schnitzereien versehenen, hochherrschaftlichen Möbel auf der Bühne in der Schlossscheuer, im Gesindehaus oder im eigentlichen Schloss eingelagert waren, das kann Alfred Haasis nicht sagen.

Ganz sicher jedoch ist er, dass die schönen alten Möbel aus der Schlossanlage der Stauffenbergs aus Lautlingen kommen und 1958 von Rudolf Didra nach Streichen gebracht wurden.

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