Ein Zeichen gegen Rechts: Marco Hausner tritt für „Die Linke“ an

Von Holger Much

Marco Hausner wirft am 14. März für „Die Linke“ den Hut in den Ring. Der Bereich der Bildung, eine wirklich soziale Marktwirtschaft sowie der Ausbau und die Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs vor allem im ländlichen Raum liegen dem 23-jährigen Albstädter am Herzen. Aber auch mit dem Bereich der Künstlichen Intelligenz beschäftigt er sich.

Ein Zeichen gegen Rechts: Marco Hausner tritt für „Die Linke“ an

Marco Hausner aus Ebingen geht bei der Landtagswahl für „Die Linke“ ins Rennen.

Wie kommt es, dass ein so junger Mensch sich nicht nur bereits so intensiv mit Politik beschäftigt, sondern auch noch als Kandidat für die Landtagswahl antritt? Was hat ihn zu diesem Schritt bewogen. „Mein Interesse für Politik“, erzählt Marco Hausner im Gespräch mit dem ZAK, „begann eigentlich schon relativ früh. Schon in der siebten oder achten Klasse waren es gesellschaftliche, soziale und damit letztlich politische Aspekte, die mein Interesse geweckt haben“. Besonders Gregor Gysi habe er damals - und auch heute noch - toll gefunden, denn der hätte es verstanden, politische Inhalte verständlich zu formulieren. Gerade dieser Aspekt ist dem jungen Mann heute noch ein Vorbild.

Eine politische Heimat bei „Die Linke“

Bei erwachtem politischem Interesse war die Suche nach einer entsprechenden politischen Heimat der nächste logische Schritt. Als er sich dann mit der Partei „Die Linke“ befasst habe, sagt Marco Hausner, sei ihm schnell bewusst geworden, dass deren Standpunkte am ehesten seine Meinung widerspiegeln würden. Oder besser gesagt, wie er nach kurzem Überlegen anders formuliert, dass er bei dieser Partei am wenigsten Abstriche machen müsse.

Ein Zeichen gegen den Rechtsruck

Bereits im Jahr 2016 ist der heute 23-Jährige dann gleich Parteimitglied geworden. Ein konsequenter Schritt für ihn, der aus der festen Überzeugung heraus resultierte, dem damals beginnenden Rechtsruck durch Parteien wie der AfD eine aktive Handlung entgegensetzen zu müssen. „Anfangs war ich nur stiller Unterstützer“, erinnert sich Marco Hausner. „Als man mich dann aber gefragt hat, ob ich mich sogar als Landtagskandidat zur Verfügung stellen würde, habe ich ohne zu zögern Ja gesagt. Vor Ort soll man einfach merken, dass wir präsent sind.“

Hausner fühlt sich wohl in der Rolle des Kandidaten

Nachdem er nun diese Herausforderung angenommen hat, räumt Hausner auf die Frage des ZAK ein, fühle er sich doch wohl in der Rolle. Er könnte sich sogar vorstellen, sein Engagement in der Politik weiter auszubauen, eventuell sogar mit Blick auf den Bundestag. Er will nicht nur selbst eine junge Stimme in der Politik sein und die Interessen gerade junger Menschen bewusst vertreten. Natürlich möchte er diesbezüglich auch mit jungen Menschen in Kontakt kommen.

Der ÖPNV bei uns ist ein Totalausfall

Nach seinen konkreten politischen Zielen gefragt, nennt er spontan an erster Stelle den ÖPNV: „Da wird in Tübingen eine Stadtbahn diskutiert, und bei uns ist der ÖPNV quasi ein Totalausfall“, kritisiert er. Im Zollernalbkreis zu wohnen und zu arbeiten und dafür auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen zu sein, das sei fast ein Ding der Unmöglichkeit.

Strecke der ehemaligen Talgangbahn soll reaktiviert werden

Das Konzept der Regiostadtbahn an sich befürwortet Marco Hausner aber, hierbei auch den Aspekt der Miteinbeziehung der Strecke der früheren Talgangbahn. Generell würde er sich, würde er in den Landtag gewählt, für den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel zu einem kostenlosen Personennahverkehr einsetzen. Finanziert würde dies aus Steuergeldern. Den immer wieder geforderten Ausbau der Bundesstraße 27 stuft er daher auch nicht als zeitgemäß ein. Die Zukunft gehöre dem ÖPNV und der Schiene. Zudem läuft sowohl Arbeit als auch Kommunikation natürlich auch über das Internet, hier sieht er, besonders in unserer Region, noch viel Handlungsbedarf. Der Ausbau eines schnellen Internets habe große Priorität.

Baden-Württemberg muss sozialer werden

Ein weiterer wichtiger Punkt ist für ihn soziale Gerechtigkeit: „Baden-Württemberg muss sozialer werden“, sagt er vor dem Hintergrund, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderklaffe. Einerseits seien rund 4000 Einkommensmillionäre in den letzten Jahren hinzugekommen in Baden-Württemberg, andererseits lebe jedes fünfte Kind in Armut oder sei auf dem besten Weg dorthin, so Hausner. Dass Existenzängste zunähmen, es für viele Familien hinten und vorne nicht ausreiche, das dürfe nicht sein. Die Menschen bräuchten mehr Sicherheit.

Hausner sieht das dreigliedrige Schulsystem kritisch

Auch der Bereich der Bildung beschäftig Marco Hausner politisch. Hier sieht er besonders das dreigliedrige Schulsystem kritisch. Die Kinder, ist er überzeugt, sollten auf jeden Fall länger zusammenbleiben. Erst viel später, als es im aktuellen Schulsystem vorgesehen ist, sollten sie sich trennen. Zudem sollte man sich auf den Weg machen hin zur Gemeinschaftsschule, wo diese Forderungen verwirklicht werden könnten.

Künstliche Intelligenz im Fokus

Ein Anliegen ist ihm die KI-Forschung in Tübingen. Dabei bezieht Hausner sich auf die dortige Cyber Valley Initiative, die als eines der größten KI-Projekte Europas gilt. Die Cyber Valley Initiative verbindet Akteure aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft und soll die Region um Stuttgart und Tübingen zu einem der weltweit führenden Zentren in der Erforschung und Anwendung auf dem Gebiet der KI (Künstlicher Intelligenz) machen.

Zivilklausel soll militärische Zwecke verhindern

„Wir setzen uns hier für die Schaffung einer Zivilklausel ein“, macht Marco Hausner deutlich, „dass in Tübingen im Bereich der Künstlichen Intelligenz nicht militärisch geforscht werden darf“. Denn, erläutert er, wer militärisch forsche, der setze die so gewonnenen Ergebnisse natürlich auch ein. Und da ein wichtiger Punkt der Partei der Frieden sei, erläutert Hausner weiter, müsse man alles vermeiden, womit auch nur im entferntesten Kriege gefördert und finanziert werden könnten. Daher wäre ihm solch eine Zivilklausel sehr wichtig.

Erneuerbare Energien ausbauen

In Sachen Energie wäre es ihm ein großes Anliegen, dass die erneuerbaren Energien so weit wie möglich ausgebaut werden: „Baden-Württemberg muss so klimaneutral wie möglich werden“. Dies dürfe nicht von oben einfach verordnet werden, hier müsse der intensive Kontakt und das Gespräch mit der Bevölkerung gesucht werden.

Der Wahlkampf läuft in großen Teilen digital

Der Wahlkampf läuft in Coronazeiten natürlich komplett anders als es zu normalen Zeiten der Fall wäre. Um sowohl die Hygieneregeln als auch die Abstandsregeln einzuhalten und möglichst wenig Kontakte zu haben, verlässt sich Marco Hausner hauptsächlich auf digitale Mittel, um seine Anliegen zu kommunizieren. Plakate aufgehängt hat er aber natürlich trotzdem. Das muss in einem Wahlkampf einfach sein.

Traumberuf in der Gastronomie gefunden

Der 23-Jährige arbeitet, wenn das Virus nicht für geschlossene Geschäfte und Restaurants sorgt, als Kellner. Sein absoluter Traumberuf, wie er unumwunden zugibt. Tatsächlich hat Marco Hausner begonnen, Englisch und Geschichte auf Lehramt zu studieren, den Lehrerberuf vage im Blick. Doch nach einem Semester sei ihm klar geworden: „Ich will Gastro machen“. Es sei ihm einfach eine Freude, mit Menschen zu arbeiten, den direkten Kontakt und das Feedback zu haben.

Der Austausch mit Menschen ist ihm wichtig

Bisher, sagt er mit großer Überzeugung, habe er diesen Entschluss noch keine Sekunde bereut. Umso mehr fehlt ihm die Arbeit, gibt er offen zu. Er hofft, dass der Lockdown, wenn eben möglich, bald beendet ist, die Restaurants wieder öffnen und er seinem Beruf wieder nachgehen kann. Und diese Aspekte - der Kontakt und der Austausch mit den Menschen -, ist es wohl auch, was ihn an seinem Engagement in der Politik so fasziniert.

Zwischen Alternative Rock und Fußball

Wenn Marco Hauser nicht gerade kellnert, sich politisch engagiert oder die Zeit mit seinem Freund verbringt, singt er in einer Band: „Wir machen Rock, so in der Art der ‚Chili Peppers‘. Aber die Band ist noch in der Findungsphase“, erläutert er schmunzelnd. Und dann schlägt sein Herz noch für Fußball, tatsächlich ist er Bayern-Fan.

Ein Blick ins Wahlprogramm

Auf ihrer Internetpräsenz fasst die Partei „Die Linke“ selbst in zehn für sie essenziellen Punkte ihr Wahlprogramm zusammen.

Soziale Gerechtigkeit:

Baden-Württemberg sei ein reiches Land, dennoch nähmen Kinder-und Altersarmut zu. Um Familien zu entlasten, werden kostenlose Schulwege, Sozialpässe und Mietzuschüsse für Hartz-IV-Berechtigte gefordert. Kleine und mittlere Einkommen sollen entlastet werden.

Automobilindustrie soll ökologischer werden

Unsichere Jobperspektiven und niedrige Löhne nähmen zu, die Automobilindustrie steckt in einer Produktkrise. Gemeinsam mit den Gewerkschaften und Beschäftigten will „Die Linke“ einen schnellen Umbau der Automobilkonzerne samt Zulieferer zu Unternehmen der zukünftigen Mobilität anstoßen –für einen sozial-ökologischen Übergang.

Mehr Frauen sollen in den Parlamenten vertreten sein

Frauen verrichten zusätzlich zur Erwerbsarbeit den überwiegenden Teil der gesellschaftlich notwendigen Arbeiten, werdenschlechter bezahlt und sind öfter von Armut und auch Gewalt betroffen. In politischen Gremien sind sie unterrepräsentiert. Das Parité-Gesetz soll dafür sorgen, dass der Landtag zur Hälfte von Frauen besetzt ist.

Wohnen bezahlbar für alle

Die Partei „Die Linke“ will die Wohngemeinnützigkeit wiederherstellen und fordert mehr Mittel für den sozialen und barrierefreien Wohnungsbau. Der öffentliche Wohnungsbestand soll ausgeweitet ausweiten werden, der Mietendeckel in Baden-Württemberg soll kommen.

Ein Bus in jedem Ort und ticketfreier ÖPNV

Vor dem Hintergrund „einer globalen Klimakatastrophe“, so das Parteiprogramm, sollen der öffentliche Nahverkehr und die Elektrifizierung der Bahnen im ganzen Land massiv vorangetrieben werden: „Wir stehen für einen ticketfreien ÖPNV und für einen Bus in jeden Ort. Bus und Bahn brauchen einen besseren Takt, auch in den Abendstunden.

Gemeinsames Lernen fördern

„Die Linke“ will Gemeinschaftsschulen ausbauen, die Klassengrößen reduzieren und den Einsatzmultiprofessioneller Teams fördern, um inklusives Lernen zu ermöglichen. Mittagessen, Beförderung oder Studium sollen, um Chancengleichheit zu garantieren, kostenlos sein. Lehrkräfte sollen „gleiches Gehalt für gleiche Arbeit“ erhalten. Die Zeitverträge, wegen denen in Baden-Württemberg viele Lehrer in den Sommerferien zum Jobcenter müssen, sollen abgeschafft werden.

Krankenhäuser dürfen nicht geschlossen werden

Der von der Landesregierung geplante Abbau von Krankenhäusern, so konstatiert „Die Linke“ in ihrem Programm, müsse gestoppt werden. Stattdessen fordert die Partei mehr Personal im Gesundheitswesen, mehr Geld für Städte und Landkreis, um Gesundheit nicht als Ware, sondern als öffentliche Aufgabe zu realisieren.

Solidarität statt Hass: In Baden-Württemberg leben viele Kulturen und Nationalitäten friedlich beisammen. Klar sei auch: Menschen in Not müsse geholfen werden. „Die Linke“ stelle sich daher dem Hass und der Hetze der neuen Rechten entgegen. Ihr Rassismus soll mit Solidarität beantwortet werden.

Neues Polizeigesetz soll zurückgenommen werden

Das neue Polizeigesetz sehe eine massive Zunahme von Überwachung sowie die Beschneidung wichtiger Freiheitsrechte vor. „Die Linke“ fordern daher die Rücknahme dieser Verschärfung: keine Videoüberwachung, keine Kriegswaffen und keine Staatstrojaner.

Frieden als Mission

Die Partei „Die Linke“ hat sich zum Ziel gesetzt, die baden-württembergischen Rüstungsbetriebe in eine zivile Produktion zu überführen und militärische Standorte wie beispielsweise in Müllheim aufzulösen. Bundeswehr-Jugendoffiziere an den Schulen lehnt „Die Linke“ ebenfalls ab.