Ein Mann der Tat, dem die Zollernalb viel zu verdanken hat: Heinrich Haasis wird heute 75

Von Klaus Irion

Seine Wurzeln in Streichen sind Heinrich Haasis ein besonderes Anliegen. Noch heute verweist er weltweit in seinen Reden auf seinen Geburtsort, den heutigen Balinger Stadtteil. Der frühere Landrat des Zollernalbkreises, CDU-Landtagsabgeordnete und langjährige Sparkassen-Manager feiert heute in seinem Wohnort Metzingen seinen 75. Geburtstag.

Ein Mann der Tat, dem die Zollernalb viel zu verdanken hat: Heinrich Haasis wird heute 75

Der frühere Landrat und CDU-Landtagsabgeordnete Heinrich Haasis feiert heute seinen 75. Geburtstag.

Es ist der 20. April 1945. Die Alliierten erreichen das Gebiet des heutigen Zollernalbkreises. Genauer gesagt überwiegend die Soldaten der französischen Armee. Einen Tag später marschieren sie auch im kleinen Dorf Streichen ein, hoch oben auf der Alb und seinerzeit noch eigenständig, kein Stadtteil Balingens.

Dramatische Geburtsumstände

Später wird Mathilde Haasis, geborene Raff, folgendes in der Familienbibel vermerken: „Ein Kind ist uns geboren, Samstag den 21. April, mittags 12 Uhr in Streichen, als eben die Franzosen unter lautem Panzerkrachen und Getöse auch unsere Nachbardörfer Frommern und Weilstetten einnahmen und die Lochen hinaufschmetterten. Er wurde getauft hier in der Kirche auf den Namen Heinrich Christian.“

Neues Zuhause Metzingen

75 Jahre später sitzt Heinrich Haasis, der frühere Bürgermeister von Bisingen, Landrat des Zollernalbkreises, CDU-Landtagsabgeordnete des Wahlkreises Balingen, Präsident des Württembergischen Sparkassen- und Giroverbandes, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes und schließlich Präsident des Sparkassen-Weltverbandes in seinem Haus in Metzingen und räsoniert über eine Zeit, wie auch er sie noch nie erlebt hat.

Geburtstag in Coronazeiten

Der für heute geplante Empfang des Sparkassen-Landesverbands, coronabedingt längst abgesagt. Die abendliche kleine Feier im Familienkreis ebenfalls. Doch der Jubilar nimmt es mit Humor: „Jetzt feiern meine Frau und ich eben schwäbisch-günstig zu zweit.“ Ihnen beiden gehe es gesundheitlich gut, mehr könne man sich in dieser Zeit doch gar nicht wünschen.

Viel frische Luft und Bewegung

„Frische Luft und viel Bewegung, den einen Tag Rad fahren, den anderen laufen“, so verbringen Heinrich Haasis und seine Ehefrau Ingrid Haasis-Blank – wie der Jubilar selbst einst Mitglied des baden-württembergischen Landtags – derzeit den Alltag. Der Telefonhörer aber ist bei Heinrich Haasis auch heute noch stets griffbereit. Bekleidet er doch seit 2012 das Amt des Vorstandsvorsitzenden in der Sparkassenstiftung für internationale Kooperation.

Büro in Reutlingen

In der Bonner Zentrale ist er dabei aber nur noch selten. „Als ich das Amt übernommen habe, habe ich mir ausbedungen, dass ich ein Büro in den Räumen der Kreissparkasse Reutlingen beziehen kann“, sagt der Träger des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. Sein Büro hätte durchaus auch in der Sparkasse Zollernalb oder in der Stuttgarter City sein können. Beide Städte waren für das Ehepaar Haasis vor einigen Jahren in engerer Wahl, als es sie vom Starnberger See zurück in Haasis‘ schwäbische Heimat zog.

Ehrenamtlich unterwegs

„Wir haben uns mit Metzingen dann letztlich in etwa für die Mitte entschieden.“ Was für ihn den Vorteil gehabt habe, dass er schnell am Stuttgarter Flughafen gewesen sei. Das (geschäftliche) Reisen gehörte über viele Jahre hinweg zur Normalität in Haasis‘ prall gefülltem Terminkalender. Noch heute ist er aufgrund seiner regen ehrenamtlichen Tätigkeiten häufig und weltweit unterwegs.

Längerfristige Einschränkungen

Die coronabedingte Zwangspause nimmt der Vater zweier Kinder aus erster Ehe gleichwohl mit Langmut zur Kenntnis. „Wenn es nach mir ginge, würde ich die Gesellschaft derzeit tatsächlich teilen.“ Die altersbedingte Risikogruppe hätte sich demnach in der Öffentlichkeit derzeit zurückzuhalten, damit die weniger gefährdeten schneller in den normalen Arbeitsalltag, in die Schule oder die Kindergärten zurückkehren könnten. Doch wie auch immer sich die Gesellschaft und die Politik verhalte: „Für mich ist klar, dass diese Einschränkungen noch von längerer Dauer sein werden, sein müssen.“

Blick nach Südtirol

Privat trifft das Ehepaar Haasis die Corona-Krise dahingehend, dass ihre Aufenthalte in ihrem Ferienhäuschen in Südtirol auf noch nicht absehbare Zeit ausfallen. „Wenn ich aber sehe, wir sehr unsere dortigen Freunde und Bekannte unter der gegenwärtigen Situation wirtschaftlich und persönlich leiden, dann können wir uns hier beinahe noch glücklich schätzen.

Corona und die wirtschaftlichen Folgen, ein Thema, das Heinrich Haasis, beruflicher Unruhestand hin oder her, täglich umtreibt. Der erste Schritt, in Not geratenen Unternehmen schnell und relativ unbürokratisch zu helfen, sei richtig gewesen. Nun aber müssten bislang nicht vollzogene weitere Schritte folgen, die wiederum den Banken zugute kämen.

Vorschläge zur Finanzwirtschaft

Ginge es nach ihm, sollten auf europäischer Ebene die nach der Finanzkrise 2008/2009 verschärften Bankenregulierungen (Basler Abkommen) ausgesetzt werden. Selbiges würde er in Sachen Bankenabgabe an die Europäische Zentralbank vornehmen, denn: „Diese rund 40 Milliarden Euro weniger würde die EZB doch kaum spüren, den Banken würde es aber sehr helfen, der Wirtschaft damit mehr Kredite zu vergeben.“ Als letzter Schritt plädiert Haasis dafür, anstelle von Bankdarlehen, doch Unternehmen einfach die bezahlte Gewerbesteuer des Jahres 2019 zurückzuzahlen. „Das wäre rechtlich machbar und schnell umsetzbar.“

Er werde nicht müde, in vielen Gesprächen diese Punkte anzusprechen. „Aber letztlich bin ich ja nicht mehr in der Position, darüber mitzuentscheiden. Man könnte auch sagen, nicht mehr im Zentrum der politischen Macht, so wie über viele Jahre hinweg in der baden-württembergischen Landespolitik, konkret als stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender im Stuttgarter Landtag.

Wollte nie nur Politik machen

Heinrich Haasis‘ Weg als Berufspolitiker schien damals vorgezeichnet. Es war eigentlich längst nicht mehr die Frage, ob er ein Ministeramt bekleiden würde, sondern nur noch welches. Allein, es kam anders. „Ich konnte mir nämlich nie vorstellen, dass ich nur noch Politik mache.“ Und so war er mit Freuden Landtagsabgeordneter, aber eben zeitgleich auch bis 1991 Landrat des Zollernalbkreises und danach Präsident des Württembergischen Sparkassen- und Giroverbandes.

„Wäre auch Landrat geblieben“

Es hat mich sehr geärgert, als vor einigen Jahren dann doch die Entscheidung gefallen ist, dass der Landtag ein Vollzeitparlament wird und eine Berufstätigkeit neben dem Abgeordnetenmandat nicht mehr möglich war. „Mit einem Berufsleben ist man einfach näher an den Menschen.“ Schon zu seiner Amtszeit war dieses strittige Thema immer wieder aufgeflammt. Wie aber hätte sich Heinrich Haasis entschieden, wenn er, wie Jahre später sein Landtagsabgeordneten-Nachfolger und Landrats-Nach-Nachfolger Günther-Martin Pauli die Qual der Jobwahl gehabt hätte? „Ich wäre auch Landrat geblieben“, sagt er, ohne eine Sekunde zu zögern.

Ein Treuer ZAK-Leser

Die Zollernalb, der Zollernalbkreis, liegen Heinrich Haasis bis heute nicht zuletzt auch familiär am Herzen. „Meine Geschwister und deren Familien leben schließlich alle noch dort“, betont der „Neu-Metzinger“, der nach wie vor treuer Leser des ZOLLERN-ALB-KURIER geblieben ist. Er weiß, was im Landkreis läuft und sieht heute noch manch eine Parallele zu seiner Amtszeit als Landrat.

Hochschule als großer Wurf

Dabei blickt er auf vieles, was sich im Laufe der Jahrzehnte zum Guten entwickelt hat. Sei es der gelungene Wirtschaftswandel angesichts des einstigen Niedergangs eines großen Teils der Textilindustrie auf der Alb, wie auch der (Hand-)Schuhproduktion und Möbelproduktion in Balingen beziehungsweise Frommern. Oder aber die noch unter seiner Ägide erfolgte Ansiedelung der Hochschule Albstadt. Er sieht aber auch überfällige Entscheidungen, die man bereits in den 1970er-Jahren diskutiert, aber nie umgesetzt bekommen habe. „Wir haben damals schon um die Elektrifizierung der Zollernbahn gekämpft und über ein mögliches Zentralklinikum diskutiert.“

Freude als Stiftungsvorsitzender

Manches Mal zwickt es ihn, sich doch noch einmal öffentlich zu Wort zu melden. Im letzten Moment denkt er sich aber nach eigener Aussage dann, „dass es nun die Zeit der Jüngeren und deren Ideen ist“. Stattdessen erfreut sich Heinrich Haasis am Gelingen der weltweiten Entwicklungshilfeprojekte, die die Sparkassenstiftung für internationale Kooperation am Laufen hält.

Und auch in Coronazeiten am Laufen halten wird, davon ist der Stiftungsvorsitzende an seinem heutigen 75. Geburtstag von tiefstem Herzen überzeugt.