Ein Geislinger Generationenprojekt wächst: Schlosspark wird zur märchenhaften Kunstmeile

Von Claudia Renz

Der märchenhafte Kunstgarten in der barocken Parkanlage des Geislinger Schlossgartens wächst. Vor wenigen Tagen wurde das bunte Kunstwerk des Familienzentrums St. Michael direkt in den Schlossgraben gebracht, wo es neben den Bildern von der Kita Pusteblume und dem Geislinger Waldkindergarten auf seine Bewunderer wartet. Auch im Altenzentrum St. Martin waren die Bewohner der oberen Etage fleißig. Sie bauten ihr Kunstwerk am Samstag auf.

Ein Geislinger Generationenprojekt wächst: Schlosspark wird zur märchenhaften Kunstmeile

Denis Hodzic (von links), Ursula Bacher, Wolfgang Ruoff, Ruth Ziegler und Elisabeth Stainsby freuen sich über das gelungene Werk.

„Die Kinder machen uns vor, wie es geht, um dem grauen Corona-Alltag zu entfliehen“, beschreibt Leiterin Daniela Hatzenbühler die Situation im Familienzentrum. Die jüngeren Kinder im Alter von zwei bis vier Jahren durften ihr Bild genauso gestalten wie sie es wollten und ihre Ideen umsetzen. Das Motto – „Im Frühling erwacht unsere Welt und wird bunt“ – beschäftigt die Kinder schon seit geraumer Zeit.

Die Kids sind mächtig stolz

Mit riesiger Begeisterung und noch mehr Ideen waren die kleinen Künstler bei der Sache und das Ergebnis macht alle Beteiligten mächtig stolz. Schön, dass wir mitmachen durften, lautete das einstimmige Fazit. Bei dem ein oder anderen Spaziergang in den Schlossgarten, der nur einen Katzensprung vom „Kindi“ entfernt ist, können die Kinder ihr Kunstwerk so oft sie es wollen unter die Lupe nehmen.

Auch am Samstag herrschte geschäftiges, coronakonformes Treiben im Park. Vor Weihnachten waren im Altenzentrum St. Martin die von Denis Hodzic von Denko Bau aus Balingen gespendeten Holzziegel angeliefert worden. Nach viel „Kopfarbeit“ der Heimbewohner und ihrer Betreuer entstand die Idee, eine Vierjahreszeitenpyramide zu gestalten.

Der Tristesse entfliehen

Farben und Lacke stellte die Stadt Geislingen zur Verfügung und es konnte losgehen. Die Bewohner, die derzeit weder Singen noch gemeinsame Gottesdienste feiern dürfen, entflohen mit diesem Großprojekt für mehrere Monate ihrer Tristesse. Gemeinsam mit Betreuerin Elisabeth Stainsby trafen sie sich immer freitags zur Kunsttherapie. Der Plan, Frühling, Sommer, Herbst und Winter auf den Holzelementen zu verewigen, löste Begeisterung bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus. „Es war so viel Leidenschaft dabei und wir wollten auf jeden Fall, dass alle zufrieden mit ihrem Schaffen sind. Diejenige die Unterstützung brauchten, wurden mit Schablonen versorgt“, berichtet Elisabeth Stainsby.

Damit das Ziel, die vielen kleinen Einzelbildern für das Objekt bis Anfang Mai fertigzustellen, erreicht werden konnte, waren die zehn Künstler gefordert und die Kunststunde wurde nicht nur am Freitag, sondern zusätzlich auch donnerstags angeboten. „Eine Heimbewohnerin wollte am liebsten jeden Tag malen und konnte ihre Euphorie kaum bremsen“, freut sich die Projektbetreuerin.

Am Samstag war der große Tag

Vor zwei Wochen wurden die Pinsel weggelegt, denn das Werk war vollendet. Am Samstag, war der große Tag und die einzelnen Elemente, die zu einer vier Meter breiten und zwei Meter hohe Pyramide zusammengefügt werden sollten, wurden vom Altenzentrum St. Martin in die idyllische Parkanlage transportiert und aufgebaut. Vor der denkmalgeschützten Linde im hinteren Teil des Schlossgartens, trafen Wolfgang Ruoff und Ruth Ziegler ein, um ihr Werk in Augenschein zu nehmen. Die 93-jährige Heimbewohnerin, die in Begleitung ihrer Tochter Anette Schmidt anwesend war, freute sich sehr über das Resultat.

Die Senioren haben sich richtig reingekniet

„In den letzten Monaten bereitete uns diese Arbeit so manches Kopfzerbrechen und wir konnten uns gar nicht vorstellen wie die Vierjahreszeitenpyramide rauskommt, weil wir ja immer nur die einzelnen Teile gesehen haben. Jetzt bin ich aber sehr zufrieden“, freut sich eine der ältesten Bewohnerinnen im Altenzentrum St. Martin. Anette Schmidt bestätigt, wie sich ihre Mutter ins Zeug gelegt hat. „Damit die gemalten Delfine ihren Anforderungen entsprachen, wurde der Enkel in den Karlsruher Zoo geschickt, um die Meeressäuger für die Oma zu fotografieren.“

Einrichtungsleiterin Ursula Bacher freute sich besonders über das gemeinschaftsfördernde Projekt. Betreuerin Elisabeth Stainsby bedankte sich bei allen Heimbewohner im Alter von 71 bis 95 Jahren, die mit so viel Elan mitgearbeitet haben. „ Sobald es die Situation zulässt und das Wetter mitspielt werden wir einen kleinen Ausflug in den Schlossgarten machen, damit auch die, die heute nicht da sein konnten, ihr Werk bewundern können, ich freue mich jetzt schon darauf, wie unsere Vierjahreszeitenpyramide den anderen Heimbewohnern gefällt“, kündigte sie an.