Albstadt

Barockmusik trifft auf Ballett: Ein Erlebnis für Auge und Ohr in der Ebinger Festhalle

16.06.2019

Von Jennifer Dillmann

Barockmusik trifft auf Ballett: Ein Erlebnis für Auge und Ohr in der Ebinger Festhalle

© Jennifer Dillmann

Unter dem Titel „Les Muses s’amusent" wurde den Besuchern in der Ebinger Festhalle ein genussvolles Erlebnis für Auge und Ohr geboten.

Unter dem Titel „Les muses s’amusent“ – die Musen amüsieren sich – traf Barockmusik auf Ballett.

Gehüllt in festliche Abendgarderobe, traten die vier Berufsmusiker auf die Bühne. Die Instrumente in ihren Händen waren nicht nur von besonderer Gestalt, sondern vor allem von besonderem Klang. Gleich zwei außergewöhnliche Exemplare beherrschte Michael Diefenbacher, der den meisten als Eintracht-Chorleiter bekannt sein dürfte. Er spielte das Cembalo, das äußerlich wie ein relativ kleiner Flügel erscheint. Im Spiel gleicht der Klang des Tasteninstruments mehr einem Saiteninstrument mit eigenem Charakter.

Barockviolinen erklingen

Zudem beherrschte er das Spiel auf der Truhenorgel, die ihre Pfeifen in ihrem Innern birgt und einen vollen Klang nach außen trägt. Angelika Bellin, die die Veranstaltung initiiert hatte, ließ gemeinsam mit Katharina Rettberg die Barockviolinen erklingen. Extra aus Nîmes, Frankreich, angereist war Audrey Sabattier. Sie spielte das Barockcello.

Wehmütig und verspielt

Den Auftakt machte das Ensemble mit Antonio Caldaras „Chiacona“. Sofort sieht sich das Publikum versetzt in eine längst vergangene Zeit. Das barocke Musikgefühl erweist sich als äußerst vielfältig. Volle Töne vermitteln tragische Schwere, während ein schnelleres Spiel auf den dramatischen Höhepunkt hinarbeitet. So erklingen die Melodien an diesem Abend mal wehmütig und beschwerlich, um dann wieder verspielt und leichtfüßig aufzuleben.

Eine beliebte Sprache

Unter keinen Umständen wird die Atmosphäre des Barocks gebrochen. Daher werden die leitenden Szenen zu „Le Parnasse ou L’Apothéose de Corelli“ auf französisch verlesen. Französisch ist zur Zeit des Barocks eine äußerst beliebte und angesehene Sprache. Die Übersetzung konnten die Gäste dem Programm entnehmen.

Ein Augenschmaus

Mit dem Stück von Francois Couperin Corelli verschmelzen die gleitenden Bewegungen der Ballerinas. Jaqueline Otremba und Stefanie Schaarschmidt treten auf die Bühne. Ihre teils anmutigen, teils koketten und stets leidenschaftlichen Tanzbewegungen verleihen den Melodien eine Form und bringen für das Auge zum Ausdruck, was sonst nur dem Ohr vorbehalten ist.

Wunsch geht in Erfüllung

„Barockmusik ist so tänzerisch, dass ich selbst kaum still stehen kann“, erklärt Initiatorin Bellin. Seit Jahren schon sehnte sich die Berufsmusikerin danach, die Barockmusik mit einer Ballettaufführung zu vereinen. Vor einem Jahr entschloss sie dann: „Wenn ich es selbst nicht in die Hand nehme, kommt meine Vision nicht zu mir.“ Kurzerhand formiert sie das eigens für die Aufführung entstandene Ensemble. Alle musikalischen Teilnehmenden kannte sie von früheren musikalischen Formationen. Sie selbst kommt aus Offenburg. Gemeinsam mit Rettberg und Diefenbacher studierte sie die Stücke ein.

Sehr gutes Gefühl für die Musik

Sabattier reiste erst am Mittwoch aus Frankreich an, so dass das Ensemble nur den Donnerstag hatte, um gemeinsam zu proben. „Ich habe schon mit Audrey zusammengearbeitet und wusste daher, wie wunderbar sie sich einfügen kann“, erzählt Bellin, „Sie hat ein sehr gutes Gefühl für die Musik.“

Drei Auftritte

Die Ballerinas kommen aus Offenburg. Sie tanzen in der Ballettschule „Gründler“, in der auch Bellins Töchter tanzen. Otembra und Schaarschmidt studierten die aufwendigen Choreographien neben ihrem Studium ein. „Les muses s’amusent“ wurde an diesem Wochenende gleich drei Mal aufgeführt: am Freitag in Ebingen, am Samstag in Offenburg und am Sonntag in Kuppenheim.

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