Zollernalbkreis

Ein Bus voller Spenden: Kroatinnen aus dem Zollernalbkreis starten Hilfsaktion für Erdbebenopfer

05.01.2021

Von Benno Haile

Ein Bus voller Spenden: Kroatinnen aus dem Zollernalbkreis starten Hilfsaktion für Erdbebenopfer

© Privat

Tena und Goran Krutak sowie Nikolina Klarić brachten jede Menge Spendenpakete aus dem Zollernalbkreis ins kroatische Erdbebengebiet.

Das schwere Erdbeben in Kroatien hat auch die Menschen in der Region erschüttert. Die Meßstetterin Tena Krutak und ihre Patentante Nikolina Klarić aus Onstmettingen, deren Familie aus der am schwersten getroffenen Region stammt, haben eine Hilfsaktion initiiert, die eine Spendenwelle ganz Süddeutschland ausgelöst hat.

Noch am Abend des 29. Dezembers, an dem ein Erdbeben, das so stark war, dass man es bis nach Deutschland spürte, Kroatien erschütterte, fassen Tena Krutak aus Meßstetten und ihre Patentante Nikolina Klarić den Entschluss, zu helfen.

„Meine Patentante hat mich angerufen und gesagt, dass wir unbedingt etwas tun müssen“, erzählt Krutak. Kurzerhand starten die beiden Frauen einen Spendenaufruf auf Facebook: „Wir dachten, dass wir den Kofferraum von einem – maximal zwei Kombis vollbekommen.“ Doch was dann kommt, übertrifft ihre Erwartungen und kühnsten Hoffnungen bei Weitem.

Überwältigt von Spendenbereitschaft

Der Spendenaufruf verbreitet sich über das Internet in der gut vernetzten kroatischen Community. Und nicht nur dort: „Es haben so viele Menschen gespendet: Deutsche, Serben, Türken – nicht nur Kroaten“, berichtet die Meßstetterin.

Ein Bus voller Spenden: Kroatinnen aus dem Zollernalbkreis starten Hilfsaktion für Erdbebenopfer

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Die Helfer aus dem Zollernalbkreis im Erdbebengebiet: Tena Krutak (hintere reihe, rechts), ihr Vater Goran (hinten, Dritter von rechts), ihre Patentante Nikolina Klarić (vorne, Zweite von rechts) sowie Valentina Bozic (vorne, Vierte von rechts) und Ivan Kralj (hinten, Zweiter von rechts).

Schnell wird klar, dass die große Menge an Spenden nicht mit Autos zu transportieren ist. „Alen Krpan, ein befreundeter Busfahrer, hatte dann die Idee, den Transport mit dem Bus zu übernehmen.“

Spontan wird ein Bus organisiert

Krpan, der beim Haigerlocher Busunternehmen Sidler arbeitet, fragt seinen Chef, ob er ein Fahrzeug für die Hilfsmission ausleihen könnte. Nachdem dieser noch schnell abklärt hat, ob man auch den Fahrgastraum als Stauraum für die vielen Spendenpakete nutzen darf, sagt er sofort zu.

Ein Bus voller Spenden: Kroatinnen aus dem Zollernalbkreis starten Hilfsaktion für Erdbebenopfer

© Privat

Der Bus war bis oben hin vollgeladen mit Spenden.

Nur drei Tage nach dem Beben fahren Krpan und sein Kollege Igor Lazic den bis oben hin vollgeladenen Bus nach Petrinja, eine Kleinstadt in Mittelkroatien, die am schwersten von dem Erdbeben getroffen wurde. „Die Region ist ehemaliges Kriegsgebiet. Dort leben viele arme und alte Menschen“, sagt Krutak.

Unterwegs werden weitere Spenden eingesammelt: „Es gab Spenden aus Stuttgart und München – es gibt überall Kroaten und wir sind mit allen verbunden.“ Dem Bus von der Zollernalb schließen sich dann auch noch zwei Kombis aus der Landeshauptstadt an.

Eindrücke aus dem Erdbebengebiet

Tena Krutak, ihr Vater Goran, ihre Patentante Nikolina Klarić sowie Valentina Bozic aus Ebingen und Ivan Kralj aus Pfeffingen fahren ebenfalls mit ins Erdbebengebiet.

„Die Mehrheit der Gebäude ist eingestürzt, die restlichen meist einsturzgefährdet“, berichtet Krutak. „Die Menschen schlafen in ihren Autos oder auf der Straße. Nur wenige Glückliche haben vom Staat einen Wohnwagen bekommen: Darin schlafen dann acht Leute, obwohl eigentlich nur Platz für zwei ist.“

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Eindrücke aus dem Erdbebengebiet.

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Eindrücke aus dem Erdbebengebiet.

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Eindrücke aus dem Erdbebengebiet.

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Eindrücke aus dem Erdbebengebiet.

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Eindrücke aus dem Erdbebengebiet.

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Eindrücke aus dem Erdbebengebiet.

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Eindrücke aus dem Erdbebengebiet.

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Es sei ein unheimliches Gefühl, durch die zerstörte Stadt zu laufen: „Wegen der Nachbeben hat man auch dauernd einen Druck auf den Ohren“, berichtet Krutak, die Verwandte in der Erdbebenregion hat.

Am Sonntag sind die Initiatoren der Spendenaktion wieder in den Zollernalbkreis heimgekehrt - doch die nächste Hilfsfahrt in den Süden wird schon geplant: „Uns erreichen weiter viele Spenden – das nächste Mal fahren wir mit dem Lastwagen runter“, erklärt die junge Meßstetterin. Auch der LKW wurde spontan und unbürokratisch über die kroatische Internet-Community organisiert.

„Ich bin den Menschen, die gespendet und auch der Feuerwehr, die tonnenweise Hilfsgüter geliefert hat, unheimlich dankbar.“

Wer spenden möchte

„Die Menschen im Erdbebengebiet brauchen Werkzeug und Baumaterialien, um ihre Häuser wieder aufzubauen“, erklärt Tena Krutak. „Aber auch Kindernahrung. Und natürlich Geld.“ Wer Geld spenden möchte (aktuell ist das Lager mit Sachspenden voll), kann dazu Tena Krutak unter krutaktena12@gmail.com kontaktieren.

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