Geislingen

Ein Buchgeschenk der Freundin hat den Geislinger Chritte zum Gitarrenbauen gebracht

22.04.2020

Von Thomas Haug

Ein Buchgeschenk der Freundin hat den Geislinger Chritte zum Gitarrenbauen gebracht

© Simone Joos

Chritte arbeitet sehr konzentriert, wenn er in seiner Werkstatt ist.

Ein ungewöhnliches Hobby hat sich Christoph Braun ausgesucht: Der Geislinger baut in seiner Freizeit E-Gitarren. Chritte, wie ihn seine Freunde nennen, hat sich das Spielen und das Bauen selbst beigebracht.

„Schon als Jugendlicher habe ich mich für die Rock- und Punkmusik begeistert“, erzählt Christoph Braun. So sei es dazu gekommen, dass er sich eine günstige E-Gitarre gekauft habe. „Das Spielen habe ich mir selbst beigebracht“, sagt er.

Früher hat er in der Punk‘n‘Roll Band 15:20 (FifteenTwenty) gespielt und hat auch eigene Songs geschrieben. Die Band gibt es mittlerweile nicht mehr, aber das Songschreiben habe er beibehalten.

Ein Ausgleich zum sitzenden Beruf

„In meinem Beruf als Softwareentwickler sitzt man sehr viel im Büro am PC“, erzählt Braun. Deshalb habe er sich einen aktiven, kreativen und handwerklichen Ausgleich gesucht, bei dem man am Ende ein Ergebnis in den Händen halten könne. Das Gitarrenbau-Thema sei für ihn interessant gewesen, aber es schien ihm unmöglich es auch umzusetzen.

Ein Buch gab den Ausschlag

Intensiver damit auseinandergesetzt habe er sich erst, als ihm seine Freundin Simone zum Geburtstag ein Gitarrenbau-Handbuch geschenkt habe: „Beim Durchlesen erschien mir das Thema zunehmend realistischer.“

Ein Buchgeschenk der Freundin hat den Geislinger Chritte zum Gitarrenbauen gebracht

© Simone Joos

Stolz zeigt Christoph Braun seine selbstgebauten Gitarren.

Zunächst habe er die Werkstatt in der Garage seiner Schwiegereltern in spe in Beschlag genommen und ausgebaut und mit vorhandenen und teils neuen Werkzeugen begonnen, herum zu experimentieren. Das Ganze habe so gut funktioniert, dass er sich immer mehr Werkzeug dazu gekauft habe.

Die erste Gitarre war nach vier Monaten fertig

Nach intensiver Recherche im Internet habe er dann schlussendlich damit begonnen, seine erste E-Gitarre zu planen und zu bauen. Diese war nach nur vier Monaten fertig. „Ich war selbst überrascht von dem gut gelungenen Ergebnis“, sagt Braun.

Mittlerweile baut der Geislinger schon seit acht Monaten an seiner zweiten Gitarre, so wie er Zeit hat. Die Gitarren baue er aber nur für sich selbst und das solle zunächst auch so bleiben. „Das Thema ist so umfangreich und komplex, da muss ich noch viel lernen, um ein perfektes und verkaufbares Ergebnis zu erzielen“, weiß Chritte.

Chritte braucht viel Geduld

Eigentlich sei er handwerklich noch nie besonders begabt gewesen, doch mit Ruhe und Geduld ließen sich alle Einzelschritte umsetzen. Die Arbeit mit der Oberfräse sei beispielsweise komplettes Neuland für ihn gewesen und er habe lange daran üben müssen, da dies ein sehr wichtiger Teil des Gitarrenbauhandwerks sei.

Von der Zeichnung bis zum Fräsen

„Zuerst fertigt man sich eine Eins-zu-Eins-Zeichnung der Gitarre an und besorgt sich die gewünschten Komponenten“, führt Braun aus, danach werde aus günstigem Holz eine passende Frässchablone angefertigt.

Ein Buchgeschenk der Freundin hat den Geislinger Chritte zum Gitarrenbauen gebracht

© Simone Joos

Aus diesem Holzbody wird eine Gitarre.

Anschließend müsse man Body und Hals inklusive Griffbrett separat bauen. Jeder Teil besteht aus sehr vielen Arbeitsschritten wie Sägen, Fräsen, Bohren und Schleifen. Später würden die Teile dann entweder geölt, gebeizt oder lackiert und erst am Ende zu einem fertigen Instrument zusammengefügt.

Es gibt viele Varianten

Die Materialien für sein Hobby bezieht der Musikliebhaber von verschiedenen Tonholz-Händlern im Internet. Für den Gitarrenbau seien Black-Korina, Nussbaum, Wenge, Ovangkol oder Erle geeignet. „Ich teste momentan verschiedene Kombinationen, da dies maßgeblich zum Klang der Gitarre beiträgt“, erzählt Braun und fügt an, dass es viele Varianten gibt, wie man eine E-Gitarre bauen kann.

„Ein in den Body gerade eingeleimter Hals klingt und spielt sich anders als ein in den Body nach hinten neigender eingeschraubter Hals“, plaudert der 32-Jährige Tüftler. Der Kreativität seien keinen Grenzen gesetzt.

Es ist ein teures Hobby

Aber wer denkt, man könne sich dadurch Geld sparen, habe sich getäuscht. Es sei ein sehr kostenintensives Hobby. Die Gitarren seien am Ende teurer als eine gekaufte, mittelklassige Gitarre. Großen Wert legt Chritte auf das Endergebnis: „Die Gitarre muss gut klingen, beim Spielen muss sie sich gut anfühlen und sie muss gut aussehen.“ Thomas Haug

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