Schömberg

Ehrung auf Schömberger Palmbühl: Bischof Sproll hat früh den Nationalsozialismus entlarvt

15.09.2019

Von Jennifer Dillmann

Ehrung auf Schömberger Palmbühl: Bischof Sproll hat früh den Nationalsozialismus entlarvt

© Jennifer Dillmann

Zahlreiche Geistliche um Palmbühlpfarrer Josef Schäfer gestalteten den Gottesdienst zum Gedenken an Bekennerbischof Joannes Baptista Sproll.

Auf dem Palmbühl fand am Freitagabend eine Heilige Messe zur Kreuzerhöhung statt und ein Vortrag mit Pfarrer Dr. Franz X. Schmid zum Thema „Bekenner-Bischof-Sproll“.

Anlässlich seines Prieserjubiläums veranlasste Pfarrer Josef Schäfer die Einrichtung einer Gedenkstätte für Bischof Joannes Baptista Sproll. Diese wurde am Freitagabend auf dem Palmbühl eingeweiht. Begleitet wurde die Zeremonie von der Musikformation „Alphornklang“ und einer Lichterfeier. Die Gedenkstätte besteht aus einer Figur, die Sproll gewidmet ist. Auch sein Wahlspruch „Tapfer im Glauben“ ist darin auf Latein eingearbeitet.

Zahlreiche Mitwirkende

Im Vorfeld fand eine Heilige Messe zur Kreuzerhöhung statt. Das Kreuz steht als Symbol für den Zugang zum Christentum. Zahlreiche Mitwirkende gestalteten den Abend, darunter Pfarrer Josef Schäfer, Pfarrvikar Shibu Vincent Pushpam, der Rottweiler Pfarrer Alfons Miller, Diakon Oliver Pfaff und Pfarrer Dr. Franz X. Schmid, der einen Vortrag zum Gedenken an Bischof Sproll hielt. Für die Kreuzerhöhung brachte er eine antike Figur mit, die Jesus am Kreuz zeigte und ehemals Sproll gehörte.

Seit Mai 2011 läuft ein Seligsprechungsprozess, der untersucht, ob Bischof Sproll offiziell als Seliger verehrt werden darf. Pfarrer Schmid ist Bischof-Sproll-Bekenner. Er kannte ihn nie persönlich. Seine Mutter aber arbeitete bei einem Pfarrer, der mit Sproll eng befreundet war. Bevor Sproll diesen Pfarrer besuchte, klopfte er immer ans Küchenfenster bei Schmids Mutter und bat: „Mach mir Pfannkuchen!“

Den Nationalsozialismus durchschaut

Sproll stammte aus einfachen Verhältnissen und war in vielerlei Hinsicht bewandert. So war er unter anderem Priester, Historiker, Kunstsachverständiger und Politiker. „Gerade seine entscheidende Rolle als Politiker wird viel zu wenig anerkannt“, erklärte Sproll, „Er setzte sich bereits im Jahr 1925 für den Frieden ein und gegen die Verherrlichung des Krieges.“ Früh schon habe er den Nationalsozialismus durchschaut.

1929 bezog er öffentlich Stellung dagegen. 1938 wurde er von Hitler aus seiner Diözese ausgewiesen. Seine Predigten galten als brisant, da sie sehr direkt und verständlich waren. „In über siebenhundert Predigten kommt kein Fremdwort vor“, bemerkte Schmid anerkennend. 1919 brachte er außerdem das Landesgesetz auf den Weg, das das Verhältnis zwischen Kirchen und Staat reguliert und heute noch Anerkennung ernte.

„Bischof Sproll war Bekenner und Märtyrer“, offenbarte Pfarrer Schmid, „In jeder Predigt rief er zur Treue dem Glauben gegenüber auf. Da er aber bei den Nationalsozialisten unbeliebt war, arbeitete damals auch die Kirche gegen ihn. Sein eigenes Leben glich häufig einem Kreuzweg.“

Dennoch war er bei der Bevölkerung hoch angesehen. Im Juli 1943 nahm beispielsweise eine Gruppe jugendlicher Mädchen die Reise von einer Woche auf sich, um Sproll zu begegnen. Ein Pfarrer fungierte als Sprolls persönlicher Kurier.

Dabei musste er sich stets unbemerkt verkleiden, um auf seinen Anreisen von über 25 Kilometern nicht als Pfarrer entlarvt zu werden. Dieser ermöglichte Sproll damit, den Einfluss in Baden-Württemberg trotz seiner Verbannung nicht zu verlieren.

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