Albstadt

Ebinger Spielplatz-Streit: Die katholische Kirche legt einen Kompromissvorschlag vor

13.11.2019

Von Dagmar Stuhrmann

Ebinger Spielplatz-Streit: Die katholische Kirche legt einen Kompromissvorschlag vor

© Hotz/Kirche

Teilweiser Verzicht auf Flächennutzung: Im neuen Entwurf ist die Zahl der Parkplätze – 21 statt 33 – stark reduziert. Dadurch kann der Baumbestand weitgehend erhalten werden. Der Spielplatz und die Spielgeräte im unteren Bereich bleiben unangetastet.

Das Bauprojekt bei der Ebinger Hedwigskirche ist zum Zankapfel geworden. Der Bauherr reagiert: In der überarbeiteten Planung geht die Kirche auf Forderungen der Bürgerinitiative ein.

Im Schlagabtausch um den Erhalt des Spielplatzes bei der Hedwigskirche geht die katholische Kirche einen großen Schritt auf die Bürgerinitiative zu, die sich gegen das Bauvorhaben auf dem Grundstück an der Ecke Dannecker-/Schalksburgstraße wendet. Auf dem Gelände soll ein neues Gebäude für die Sozialstation St. Vinzenz entstehen, mit dem Ziel, den gestiegenen Platzbedarf zu decken und die Parksituation zu verbessern.

Pflegekräfte werden dringend gesucht

Bislang hat die Sozialstation ihr Domizil in der Schalksburgstraße 130. Die Räumlichkeiten sind zu klein geworden. Die Nachfrage nach häuslicher Pflege steigt, und die Kirche sucht schon länger nach einer Möglichkeit, die Situation zu entzerren. Pflegekräfte werden dringend gesucht. Durch deren Einsatz können alte Menschen in ihrem gewohnten Umfeld bleiben, auch wenn sie auf Hilfe angewiesen sind. Im Wettbewerb um Pflegekräfte sind moderne Rahmenbedingungen ein gewaltiges Plus. Diese will die Kirchengemeinde mit dem Neubau gewährleisten.

Kirche hofft auf ein Ende des Zwists

Nachdem eine Bürgerinitiative um den Unternehmer Thomas Frei rund 5000 Unterschriften für den Erhalt des Spielplatzes und gegen das Bauvorhaben gesammelt hat, zeigt sich die Kirche gesprächsbereit und hat in der Hoffnung auf ein Ende des Zwists entsprechend reagiert: „Wir haben unseren Architekten gebeten, die Planung nochmals mit der Prämisse zu überarbeiten, dass möglichst viel vom Bestand erhalten bleiben kann“, sagt Berthold Stroppel, Leiter des katholischen Verwaltungszentrums und Geschäftsführer der Sozialstation St. Vinzenz.

Kirche kommt der Bürgerinitiative weitmöglichst entgegen

Mit dem überarbeiteten Entwurf für die Außengestaltung will die Kirche der Bürgerinitiative so weit wie möglich entgegenkommen. Die von Architekt Daniel Hotz ausgearbeitete Kompromisslösung, die mit der Stadtverwaltung abgestimmt wurde und von dieser gut geheißen wird, sieht im Vergleich zur ursprünglichen Planung weniger Stellplätze – 21 in der neuen Planung, 33 in der ursprünglichen – vor, die zudem in den Randbereich des Grundstücks gerückt werden.

Ebinger Spielplatz-Streit: Die katholische Kirche legt einen Kompromissvorschlag vor

© Dagmar Stuhrmann

Berthold Stroppel (links) und Pfarrer Uwe Stier.

„Somit kann der Spielplatz mitsamt den Spielgeräten – Rutsche, Klettergerüst und Wippe – so erhalten bleiben, wie er jetzt ist“, sagt Berthold Stroppel. Bei Umsetzung des ursprünglichen Planes hätten die Spielgeräte geopfert werden müssen. Der Kirchengemeinderat von St. Hedwig hat dem neuen Konzept am Dienstagabend ohne Gegenstimmen, bei einer Enthaltung, zugestimmt.

Neubau soll CO2-neutral betrieben werden

Der bisherige Sandkasten wird allerdings dem Neubau zum Opfer fallen müssen. Dies sei jedoch von der Bürgerinitiative auch nicht beanstandet worden, stellt Stroppel klar. Bei dem Neubauvorhaben, der ein flaches Satteldach erhalten soll, werde darauf geachtet, die Nachbarn möglichst wenig zu beeinträchtigen. Die Gebäudehöhe orientiere sich am umgebenden Bestand. Der Neubau soll unter anderem mittels Photovoltaik C02-neutral betrieben werden. Sukzessive soll auch der Fuhrpark der Sozialstation auf E-Fahrzeuge umgestellt werden.

Parkähnlicher Charakter bleibt unangetastet

Mit der überarbeiteten Planung für den Außenbereich kommt die Kirche dem Wunsch der Bürgerinitiative nach, so viel wie möglich vom parkähnlichen Charakter des Grundstücks und den Spielplatz zu erhalten. Die von der Bürgerinitiative angeregte Tiefgaragenlösung wurde von der Kirche verworfen – und zwar weil sie ökonomisch nicht vertretbar und aus ökologischer Sicht unsinnig wäre. „Eine Tiefgarage würde Mehrkosten in Höhe von 482 000 Euro verursachen“, sagt Stroppel. Für den Neubau ist eine Million veranschlagt. Laut Architekt hätte mit Blick auf Rampe und Mindestabstände bei einer Tiefgaragenlösung „einiges nicht gepasst“.

Baumbestand wird weitgehend erhalten

Außerdem wären dafür umfangreiche Erdbewegungen – rund 2200 Tonnen, was zirka 100 Lastwagenladungen entspricht – vonnöten. „Wir müssten 7,50 Meter in die Tiefe graben und Rückverankerungen anbringen, um das Loch abzustützen.“ Außerdem müsste für den Bau einer Tiefgarage ein großer Teil des alten Baumbestands weichen. Kommt der nun vorgelegte Entwurf zum Zug, seien nur einige wenige Bäume zu fällen. „Die Obstbaumreihe am Rand des Geländes kann ebenso erhalten bleiben wie der gesamte untere Bereich, der eins zu eins so bleibt, wie er ist.“


Angelegenheit auf sachliche Ebene zurückführen

Die katholische Kirche zeigt sich gesprächsbereit. Kirchenpfleger Berthold Stroppel und Pfarrer Uwe Stier machen keinen Hehl daraus, dass es ihnen ein Anliegen ist, den Streit mit der Bürgerinitiative aus der Welt zu räumen. „Wir bemühen uns darum, die Angelegenheit auf eine sachliche Ebene zurückzuführen und die Menschen wieder zusammenzubringen“, sagt Pfarrer Stier. „Wir wollen den Kindern nichts wegnehmen, aber wir wollen auch nicht Alt und Jung gegeneinander ausspielen“. Es sei von Anfang an das Ziel gewesen, mit dem Projekt Gutes zu schaffen. „Deshalb hätten wir auch nie damit gerechnet, dass jemand an dem Vorhaben Anstoß nehmen könnte.“

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