Ebinger Neubauprojekt als Antwort auf Lücke im Pflegeplatzangebot

Von Pressemitteilung

Nachdem die Archäologen ihre Arbeit erledigt haben, gehen die Bauarbeiten für das Seniorenwohn- und Pflegezentrum in der Ebinger Schillerstraße flott voran. Einen offiziellen Spatenstich gibt es nicht. Bauherr sind die Seniorenresidenzen Württemberg, ein Tochterunternehmen der Kiag aus Stuttgart, die rund 16,5 Millionen Euro in das Projekt investieren.

Ebinger Neubauprojekt als Antwort auf Lücke im Pflegeplatzangebot

Geplantes Seniorenwohn- und Pflegezentrum: Der zweiteilige Neubau entsteht in der Schillerstraße.

Was lange währt oder als am Ende des Tunnels das Licht erschien – so oder so ähnlich könnte man den Weg der Entwicklung dieses Vorhabens umschreiben: Wie einer Pressemitteilung zu entnehmen ist, haben die Seniorenresidenzen Württemberg GmbH & Co. Bau-KG Albstadt, ein Tochterunternehmen der Kiag aus Stuttgart, bereits 2017 begonnen, die nunmehr in Bebauung befindlichen Grundstücke in der Schillerstraße von den damaligen Eigentümern zu erwerben. Mit der Zielsetzung, an dieser Stelle eine Einrichtung mit stationären und ambulanten Versorgungsangeboten zu errichten.

Anstieg der Pflegebedürftigen

Ausgehend von einer Status-quo-Rechnung bei der allgemein angenommen Pflegewahrscheinlichkeit werde, wie es in der Pressemitteilung weiter heißt, ein Anstieg der Pflegebedürftigen von zirka 35 Prozent erwartet. Demnach nehmen die Analysten an, dass in den kommenden Jahren in der stationären Pflege mit einer Zunahme von rund 27,5 Prozent zu rechnen ist. Das heißt, dass in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2030 insgesamt zirka 120.000 vollstationäre Pflegeplätze angeboten werden müssen: Die aktuellste Pflegestatistik 2019 weise gerade mal 94.000 Plätze aus. Es ergebe sich also schon allein aus diesen Zahlen einen Pflegeplatzmangel von rund 26.000 Plätzen.

Auch im Zollernalbkreis aktuell

Die an vielen Orten auf Grund des Zustandes der Einrichtungen erforderlichen Ersatzbauten und Restrukturierungen sowie der gesetzlich vorgeschriebene Abbau von Doppelzimmern seien dabei noch gar nicht eingerechnet. „Diese Situation findet sich natürlich auch im Zollernalbkreis und hier in der Kommune wieder“, heißt es in der Pressemitteilung weiter.

Eine von der Kiag in Auftrag gegebene Sozialmarktanalyse weise für den Standort Albstadt und Umkreis ein aktuelles Pflegeplatzangebot von 588 Plätzen aus, bis zum Jahr 2030 würden zirka 770 Plätze benötigt, das heißt es werde einen lokalen Fehlbedarf von rund 180 bis 200 Betten geben.

Dramatische Situation

Nicht weniger dramatisch sei die Situation beim Betreuten Wohnen. Hier zeigten sich folgende Zahlen: In Albstadt und Umgebung werde ein Fehlbedarf von 290 betreuten Wohnungen verzeichnet. Das alles sei bei einer Betrachtung der demographischen Realität und der gesellschaftlichen Veränderungen keine Überraschung. Eine Gesellschaft mit stetig steigender Hochaltrigkeit bei gleichzeitiger Abnahme historischer Versorgungsformen müsse auf diese Entwicklung Antworten geben.

Überraschung im Verlauf der Planungen

Im weiteren Verlauf der Planungen gab es auf dem Grundstück eine Überraschung: Offensichtlich haben schon die alten Römer im ersten und zweiten Jahrhundert dort im damaligen Kastell Lautlingen und die Alemannen im 4. und 5. Jahrhundert im sogenannten Dorf Ebingen die Attraktivität des Standorts Ebingen zu schätzen gewusst und sich an dieser Stelle niedergelassen.

Die zunächst als sogenannte Verdachtsfläche ausgewiesene Situation habe sich im Rahmen der ersten Erkundungsarbeiten von der Verdachtsfläche zur Realität gewandelt. Das habe zur Folge gehabt, dass zusammen mit dem Landesamt für Denkmalpflege beim Regierungspräsidium und unter Beauftragung der Archäo-BW ein Rettungsgrabungskonzept erstellt und unter der Regie von Archäo-BW unter Aufsicht des RP umgesetzt wurde.

250 Funde geborgen

Insgesamt wurden auf dem Baufeld zirka 250 dokumentationswürdige Funde geborgen und kartiert. Nach Fertigstellung des Gebäudes sollen sich einige davon in den öffentlichen Bereichen der Einrichtung wiederfinden und können besichtigt werden.

Auf Spatenstich wird verzichtet

Unter den aktuellen Pandemiebedingungen wurde seitens der Bauherrschaft auf einen offiziellen Spatenstich verzichtet. Auf dem Areal entstehen zwei Häuser. Zum einen an der Schillerstraße das Zentralgebäude mit insgesamt 45 stationären Pflegeplätzen, sieben Stiftswohnungen, einer Tagespflege und einem Angebot von ambulanten Diensten. Diese werden sowohl im Haus, wie auch außer Haus in der Kommune angeboten werden.

Stationäre und ambulante Dienstleistungen

Im zweiten Gebäude an der Raidenstraße entstehen weitere 16 barrierefreie, sogenannte betreute Wohnungen. Die Entwurfs- und Genehmigungsplanung wurde vom Architekturbüro Burghardt aus Frommern erstellt, welches auch die Projektsteuerung der Baustelle für die Bauherrschaft übernommen hat. Die stationären und ambulanten Dienstleistungen werden von der NovaCare erbracht.

Holzpellets und Photovoltaik

Die Gebäude werden laut Pressemitteilung nach dem neuen Gebäudeenergiegesetz und dem KfW-Standard EE 55 errichtet. Als Primärheizenergie hat man sich für Holzpellets mit einer Spitzenlastunterstützung durch einen Gaskessel entschieden. Unter anderem wird auf dem Dach eine Photovoltaikanlage installiert und mit dem dort gewonnenen Strom sowohl die E-Bikes von Mitarbeitern wie die ausnahmslos elektrisch betriebenen Fahrzeuge des ambulanten Dienstes versorgt.

Als Generalunternehmer fungiert die Firma Peter Groß Hochbau aus Pfullendorf. Diese wiederum wird von dem Rohbauunternehmen Löffler aus Stetten am kalten Markt unterstützt.

16,5 Millionen Euro werden investiert

Insgesamt werden hier rund 5000 Quadratmetern Wohn- und Nutzflächen in rund 18.500 Quadratmetern umbautem Raum entstehen. Das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt rund 16,5 Millionen Euro und nach Fertigstellung werden in dem Gesamtareal zirka 75 Menschen eine neue Heimat und rd 50 Personen einen neuen Arbeitsplatz gefunden haben.