Zollernalbkreis

Ebbe im Tank und Schaum in der Quelle: Vor welchen Herausforderungen die Wehren stehen

04.08.2021

Von Nicole Leukhardt, Von Benjamin Rebstock

Ebbe im Tank und Schaum in der Quelle: Vor welchen Herausforderungen die Wehren stehen

© Tobias Göttling

Beim Brand der Firma Gesa in Obernheim wurde Löschwasser aus dem Stausee geholt.

Bei dem Großbrand der Firma Gesa in Obernheim war die Löschwasser-Ressource der Gemeinde schnell aufgebraucht, der Stausee wurde über eine lange Leitung angezapft. Wie die Wasserversorgung im Notfall aussieht und welch überraschende Nebenwirkung die Löscharbeiten hatten: Wir haben bei den betroffenen Bürgermeistern nachgefragt.

Es war ein verheerendes Feuer, das am Vormittag des 27. Julis eine Lager- und Gewerbehalle der Firma Gesa in Obernheim vollständig zerstörte. Als die Feuerwehr eintraf, stand die Halle bereits in Flammen.

Insgesamt 160 Feuerwehrleute aus Obernheim, Meßstetten mit allen Stadtteilen, Nusplingen, Deilingen, Gosheim, Albstadt und Balingen verhinderten erfolgreich ein Übergreifen des Feuers vom Firmengebäude auf benachbarte Wohnhäuser und Hallen. Die Löscharbeiten dauerten bis in den nächsten Tag hinein.

Löschwasserversorgung war eine Herausforderung

Eine Herausforderung stellte die Löschwasserversorgung vor Ort dar, denn die naturbedingt knappen Ressourcen in Form von etwa 750 Kubikmetern Löschwasser waren nach kurze Zeit aufgebraucht.

Um den Brand zu löschen, wurde mit einem Schlauchwagen der Albstädter Feuerwehr eine über zwei Kilometer lange Schlauchleitung zum Oberdigisheimer Stausee gelegt. Später kam noch eine zweite Leitung zum See dazu.

Löschwassermenge ist bei Großbränden nicht ausreichend

„Da wir keinen Bach oder See im Ort haben, haben wir grundsätzlich nur das Wasser zur Verfügung, das in unseren Behältern ist, dies sind im Regelfall zirka 750 Kubikmeter“, so der Bürgermeister.

Bei einem kleinen Wohnungsbrand sei diese Menge zwar ausreichend, bei einem Großbrand reiche es bei weitem nicht aus. „Das Wasser ist dann schnell aufgebraucht“, erklärt er. Bei größeren Bränden könne glücklicherweise auf den Oberdigisheimer Stausee zugegriffen werden, erklärt er. Zudem stehe noch das Wasser des Hallenbads zur Verfügung.

Schon öfter Schwierigkeiten

Auch bei einem Brand eines Wohnhauses im Frühjahr im Obernheimer Weiler Tanneck, den ein technischer Defekt ausgelöst hatte, kamen die Wehrleute schnell an ihre Grenzen. Damals hatte vor allem die klirrende Kälte die Löschwasserversorgung erheblich behindert.

Denn während die Versorgung üblicherweise stabil und ausreichend sei, wie Bürgermeister Josef Ungermann betont hatte, hätte das Feuer innerhalb einer halben Stunde so viel Wasser verschlungen, wie die Bewohner von Tanneck sonst an mehreren Tagen benötigten. Aufgrund der Eiseskälte waren auch Schlauchleitungen aus dem benachbarten Obernheim keine Alternative. Die Feuerwehr musste seinerzeit die Löscharbeiten mit Pendelverkehr organisieren.

Schaum in der Reichenbacher Quelle

Doch der Brand bei der Firma Gesa vor wenigen Tagen hinterließ nicht nur eine verkohlte Ruine, sondern sorgte auch für unerwartete Probleme an ganz anderer Stelle. Im Vorlauf zum Quellsammler der Reichenbacher Talbachquelle schwamm plötzlich Schaum.

Der Wassermeister der Gemeinde im Landkreis Tuttlingen reagierte in der vergangenen Woche sofort, als er das ungewöhnliche Phänomen bei seinem frühmorgendlichen Rundgang entdeckte und schlug Alarm. Die Wasserversorgung über die Talbachquelle wurde umgehend eingestellt und eine Notwasserversorgung über den Behälter der Hohenberggruppe auf dem Martinsberg organisiert.

Hohenberg-Wasser hilft aus

Doch was war geschehen? „Zwei Tage nach dem Brand in Obernheim stellte sich heraus, dass offenbar Löschwasser über wasserführende Gesteinsschichten bis ins Reichenbacher Wasserschutzgebiet geflossen sind“, erzählt der Reichenbacher Bürgermeister Hans Marquart.

Man habe mit einer Versorgungsleitung den Trinkwasserbehälter auf dem Martinsberg angezapft, „als wieder alles in Ordnung war, haben wir das innerörtliche Trinkwassernetz gespült und auch die Haushalte dazu aufgerufen, alles durchzuspülen“, schildert er weiter. Am frühen Samstagmorgen sei die Trinkwasserversorgung dann wieder stabil gewesen. Doch wann die Quelle wieder nutzbar sei, müssten laufende Proben zeigen.

Zweckverband ist gut vernetzt

Die Hohenberggruppe mit Dienstsitz in Bärenthal ist ein Zweckverband, der 28 Städte und Gemeinden sowie auch den Zweckverband Wasserversorgungsgruppe Kleiner Heuberg mit Trinkwasser beliefert. Das Leitungsnetz ist 260 Kilometer lang.

Am Haupthochbehälter Baienberg zwischen Hossingen und Tieringen hängen die Balinger Ortsteile Roßwangen und Weilstetten, sowie die Gemeinden Dormettingen, Dotternhausen und Obernheim und die Meßstetter Ortsteile Oberdigisheim, Hossingen und Tieringen. Der Haupthochbehälter Hirschbühl versorgt neben Gemeinden im Landkreis Tuttlingen auch den kleinen Heuberg, Ratshausen, Schömberg, Schörzingen, und Weilen unter den Rinnen.

Wer in den Meßstetter Ortsteilen Heinstetten, Hartheim und Unterdigisheim, in den Nusplinger Teilorten Heidenstadt, Harthöfe, Dietstaig, Steighöfe oder in Storzingen lebt, bekommt Wasser vom Hochbehälter Rauher Bühl. Die Niederzone Meßstetten, Schwenningen auf dem Heuberg, Heidenstadt und Stetten am kalten Markt werden vom Haupthochbehälter Stetten aus versorgt.

Immerhin: Wenn es in Reichenbach selbst brennt und die Feuerwehr einen größeren Einsatz zu bewältigen hat, gibt es dort kein Versorgungsproblem. „Wir haben wie gesagt unsere eigene Talbachquelle und zudem die Bära, die durch den Ort läuft“, erklärt Marquart. Ein unschlagbarer Vorteil den höher gelegenen Gemeinden gegenüber, die im Notfall auch auf das „Wasser Marsch“ der Nachbarn angewiesen sind.

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