Easy Rider auf dem Pedelec: Intelligentes Comedy-Open Air in Balingen mit „Helge und das Udo“

Von Silke Thiercy

„Ach so war das mit dem Applaus!“ Helge Thun und Udo Zepezauer mussten sich nach der Corona-Zwangspause erst mal wieder an das Publikum gewöhnen. Das saß am Samstag Abend im Hof der Balinger Stadthalle – und zwar nicht in Autos. Jubel und Klatschen statt Lichthupe.

Easy Rider auf dem Pedelec: Intelligentes Comedy-Open Air in Balingen mit „Helge und das Udo“

Die nächtlichen Gespräche an der Hotelbar lassen sich „Helge und das Udo“ vom Barkeeper protokollieren.

Sie können Rap. Sie können Reimen. Und sie können vor allem eins: mitreißend viel Spaß haben mit dem, was sie auf der Bühne tun. Seit 18 Jahren sind Udo Zepezauer und Helge Thun im Doppelpack unterwegs, haben mittlerweile das sechste gemeinsame Programm auf die Bretter gebracht. Und bewiesen am lauen Samstag Abend: „Mit den beiden älteren Herren ist noch zu rechnen!“

99 Gäste vor Ort

Weil sich aber auch ein Comedy-Duo an die Corona-Gebote halten muss, spielten die beiden nicht das komplette aktuelle Programm „Läuft!“, sondern boten ein Best-of mit Nummern, bei denen der gebotene Abstand einzuhalten war.

Dem Publikum hat’s gefallen, eine Lachsalve jagte die nächste. Sehr zur Freude auch von Stadthallen-Geschäftsführer Matthias Klein und seinem Stellvertreter Jörn de Haan, die sich unter die 99 Gäste gemischt hatten.

Das Spiel mit dem Publikum

Ein Sketch, bei dem nur ein Anfangsbuchstabe erlaubt ist? Das war Thuns und Zepezauers Hommage an Heinz Erhard. Die beiden gingen zum Zahnarzt und stiegen danach singend aufs Ebike um. „Männer in unserem Alter entdecken ganz neue Hobbies.“ Zum Beispiel das Pedelec, das sich ganz hervorragend als Easy Rider-Untersatz eignet.

Helge und das Udo ließen den Balingern immer wieder die Wahl, welche Medleys sie hören wollten. Abgestimmt wurde per Applaus, so zum Beispiel für bekannte Melodien, zu denen die beiden „Je regrette Citroen“ oder „Ich fahr noch einmal an, im ersten Gang, im Subaru“ zum besten gaben.

Werbedreh im Reggae-Style

Helge Thun verriet, dass die Künstler haarscharf an einem Werbevertrag mit einer Bausparkasse vorbei geschlittert seien. Den Werbespot hätten sie bereits im Kasten gehabt und baten das Publikum auf eine imaginäre Parkbank. Dort hatte Udo Zepezauer mit Rastalocken, Joint und Che Guevara-Shirt Platz genommen.

Gemeinsam sinnierten die beiden über den Revolutionär, „wanna in Havanna war“, dass „seine Mama ma im Ramada in Panama war“ und „so schlau war er da, dass er Bausparer war.“ Unverständlich also, dass dieses Kleinod der Werbekunst niemals gesendet wird.

Schwäbisch für Anfänger

Mit Schrubbern als Requisite ging es durch ein Putz- und Wisch-Medley, bei dem die Nationalhymne gnadenlos komisch zur Kehrwochen-Arie umgedichtet wurde. Schwabe Zepezauer versuchte anschließend, dem „Neigschmeckta“ Thun schwäbische Urlaute zu entlocken.

Dieser erzählte sodann, dass er „koin Koi kauft hat, weil der Koi-Verkäufer koin Koi ghabt hat.“ Der Spielfilm-Klassiker „E.T.“ ist bei den Comedians nur drei Minuten lang, wird dafür aber gereimt. Und zum Abschluss gab es als Zugabe noch mal umgetextete Hits und das Publikum wurde „Kabellos durch die Nacht, ich hab das WLan angemacht“ in die Sommernacht entlassen.