Durchhalten – ein paar Monate noch: Rosenfelder Professor hofft auf Impfstoff im Winter

Von Michael Würz

Ein Corona-Impfstoff noch im Winter? „Darauf können wir hoffen“, sagt der Rosenfelder Professor Peter Kremsner, der die Tübinger Curevac-Studie leitet.

Durchhalten – ein paar Monate noch: Rosenfelder Professor hofft auf Impfstoff im Winter

Prof. Dr. Peter Kremsner (links) stellte sich mit Landrat Günther-Martin Pauli zahlreichen Fragen der Zollernälbler zum Stand der Forschung – live im Netz.

Er wohnt in Rosenfeld, speist am liebsten in Ratshausen, sitzt im Expertengremium der Weltgesundheitsorganisation und ist Direktor des Instituts für Tropenmedizin an der Uniklinik Tübingen: Professor Dr. Peter Kremsner hat sich am Dienstagabend auf Facebook und Instagram live den Fragen der Zollernälbler gestellt – und von der Entwicklung des Curevac-Impfstoffs berichtet, an der man „beinahe Tag und Nacht“ arbeite, wie er sagt.

Befürchtungen der Impfgegner: „Da ist nichts dran“

Landrat Günther-Martin Pauli hatte im Vorfeld dazu aufgerufen, Fragen an den hochkarätigen Gast des Online-Bürgerdialogs einzureichen. Manche konnte Kremsner schnell beantworten. Was etwa dran sei an Befürchtungen von Impfgegnern hinsichtlich des modernen mRNA-Impfstoffs, wie er derzeit in Tübingen entwickelt wird? Kremsner: „Nichts.“

Impfstudie in Tübingen: Phase 2 hat begonnen

Die Frage, die im Moment wohl die meisten umtreibt, lautet hingegen: Wann können wir mit einem Impfstoff rechnen? „Wir arbeiten sehr heftig und emsig daran“, sagt Kremsner. Das gelte für alle, die daran beteiligt sind: Das Institut, die Firma, die Ethikkommission, Regulatoren. Mit der Phase-1-Prüfung sei man bereits fast durch, berichtete Kremsner. Daran hätten 270 Freiwillige teilgenommen. „Hier haben wir schon sehr viel Erfahrung mit der Sicherheit, der Verträglichkeit und der Immunabwehr dieses Impfstoffs sammeln können.“ Auch Phase 2 habe bereits begonnen, schon in absehbarer Zeit wolle man sich an das Zulassungsverfahren machen.

Kremsner hofft auf Impfstoff noch im Winter

„Curevac äußert sich etwas zurückhaltender, ich persönlich denke aber, wir können darauf hoffen, noch im Winter einen Impfstoff zu haben“, so Kremsner. Der aber auch nicht verschweigt, dass die Forscher bei aller Hoffnung noch einige Unwägbarkeiten vor sich haben: „Wir wissen definitiv, dass der Impfstoff Antikörper hervorrufen kann, wie diese aber schützen, müssen die Zulassungsstudien ergeben.“

Man erwarte ein sogenanntes rollendes Zulassungsverfahren, erklärte der Professor dem Online-Publikum. „Dann münden wir hoffentlich in einer bedingten Zulassung, wenn genug Probanden geimpft wurden.“ Kremsner spricht von 5000 bis 10.000 Menschen. „Wenn der Impfstoff sicher ist und wir die Wirksamkeit sehen, könnte die bedingte Zulassung im Winter kommen.“

Impfstoff gerecht verteilen: Nicht Reiche, sondern Risikogruppen zuerst

Doch wer bekommt den Impfstoff zuerst, sofern er es auf den Markt schafft? Kremsner sagt, es sei wichtig, dafür zu sorgen, dass ihn sich nicht zunächst die Reichen sichern. Es müsse eine gerechte Verteilung geben, vor allem Risikogruppen bedacht werden. Im Landratsamt gehe man davon aus, dass anfangs nur eine geringe Menge Impfstoff zur Verfügung steht, sagte Landrat Günther-Martin Pauli. „Die Beschaffung und Verteilung ist Aufgabe des Landratsamts.“ Hierfür liefen bereits die Vorbereitungen. „Wir stehen in den Startlöchern, die Kollegen brüten über der Strategie.“ Bis dahin gelte es, durchzuhalten und die Hygiene-Regeln zu beachten, appellierte Pauli mehrmals an die Zuschauer.

Eine heimische Labor-Lösung – „bevor der Landrat tobt und in die Tischkante beißt“

Es hagele außerdem im Moment Beschwerden, nicht nur in Leserbriefen – etwa wegen langer Wartezeiten in der Corona-Schwerpunktambulanz, sagte der Landrat. Pauli selbst sieht sich derzeit in der Warteposition: Er nutzte deshalb den Online-Bürgerdialog, um sich direkt an das Sozialministerium und das Regierungspräsidium zu wenden. Pauli will Abstriche wieder im Endinger ZAKlab auswerten lassen. „Auch in Straßberg haben wir ein Labor.“ Allein: Proben von Personen, die Symptome aufweisen, dürfen derzeit nicht vor Ort ausgewertet werden. In der ersten Welle war Pauli das gelungen, nun fordert er: „Das muss möglich sein – bevor der Landrat tobt und in die Tischkante beißt.“

„Masken helfen. Auch eine Stoffmaske ist besser als nichts.“

Pauli will damit die Wartezeiten auf Testergebnisse deutlich verringern. Rückendeckung bekam Pauli von Kremsner, der sein Unverständnis darüber zum Ausdruck brachte. Und sich nicht nur als Freund der Kulinarik im Zollernalbkreis zeigte, sondern auch als begeisterter Kunst- und Fußballfan outete. Dennoch sei es wichtig, die Corona-Maßnahmen ernst zu nehmen, so der Professor. Der betont: „Masken helfen. Auch eine Stoffmaske ist besser als nichts.“

Atmosphärisch sei die Situation ungesund, sagte Pauli. Der sicher ist, dass keine Weihnachtsfeiern stattfinden werden und weiß: „Gerade die Gastronomie hat einen harten Winter vor sich.“ Bürger sollten sich solidarisch zeigen, lokale Geschäfte und Gastwirte unterstützen – etwa wenn sie Essen zum Mitnehmen anböten. „Das schmeckt!“