Balingen

Test fällt negativ aus: Kein Coronavirus bei Frau in Balingen, aber zwei neue Verdachtsfälle

27.02.2020

Von Pascal Tonnemacher

Test fällt negativ aus: Kein Coronavirus bei Frau in Balingen, aber zwei neue Verdachtsfälle

© Pascal Tonnemacher

Dr. Gerhard Hinger (Mitte), Vorsitzender Geschäftsführer des Zollernalbklinikums, informierte gemeinsam mit Dr. Otto Tschritter (Zweiter von rechts), Leiter der Zentralen Notaufnahme, sowie DRK-Vorsitzender Heiko Lebherz (rechts) zu aktuellen Verdachtsfällen des Coronavirus und den Vorbereitungen im Landkreis.

Das Zollernalbklinikum bestätigte am Donnerstag insgesamt zwei neue begründete Verdachtsfälle auf den neuartigen Coronavirus. Der Test der am Mittwoch aufgenommenen Patientin erwies sich als negativ. Die zwei neuen Patienten konnten mit leichten Symptomen vorerst entlassen werden. Das Klinikum informierte zum aktuellen Sachstand.

Nun herrscht Gewissheit: Die Frau, die wie berichtet am Mittwoch im Zollernalbklinikum in Balingen als begründeter Verdachtsfall aufgenommen und isoliert untergebracht worden ist, ist nicht am Coronavirus erkrankt. Das teilte das Klinikum am Donnerstagabend mit.

Frau war in Italien

Begründet sei der Verdacht bei der Frau deshalb gewesen, weil sie eine Woche zuvor in einer Region in Italien mit bestätigten Fällen gewesen war und anschließend grippeähnliche Symptome vorgewiesen hatte. Das sagten Dr. Gerhard Hinger, Vorsitzender Geschäftsführer des Zollernalbklinikums und Dr. Otto Tschritter, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme (ZNA) in Balingen, bei einer Pressekonferenz am Donnerstagmittag.

Weil die Frau damit der Falldefinition entspricht, hatte die Klinik in einem Isolierzimmer am Standort in Balingen vorsorglich untergebracht. Sie gehöre keiner bestimmten Risikogruppe an.

Betroffener geht es den Umständen entsprechend gut

Ihr Zustand habe sich über Nacht stabilisiert, sei aber nie kritisch gewesen, berichtete Dr. Tschritter.

Sie werde entsprechend ihrer Symptome allgemein behandelt. Eine spezifische Behandlung mit gesicherter Wirkung für den Coronavirus gebe es ohnehin nicht.

Das ist nun, nach dem negativen Testergebnis vom Donnerstagabend, ohnehin nicht mehr notwendig.

Test fällt negativ aus: Kein Coronavirus bei Frau in Balingen, aber zwei neue Verdachtsfälle

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Stop! Diese Warnung klebt an den Isolationszimmern im Krankenhaus in Balingen, wo auch eine Frau mit Verdacht auf den Coronavirus seit Mittwoch untergebracht ist und behandelt wird. Ihr Test auf Coronavirus erwies sich als negativ.

Unter Umständen kann die Frau bei einem negativen Testergebnis also bald entlassen werden, sagte Dr. Tschritter noch am Nachmittag bei einer Pressekonferenz. Möglicherweise bestätige sich eine andere mögliche Ursache für die Beschwerden der Frau.

Zwei weitere Verdachtsfälle mit leichten Symptomen

Tschritter berichtete aber von zwei weiteren aktuellen begründeten Verdachtsfällen, die rein rechtlich erst im Falle eines „unwahrscheinlichen positiven Testergebnisses“ ans Gesundheitsamt gemeldet werden müssen und sich damit vom ersten Fall unterscheiden. Auch deren Krankheitszustand habe sich bis zuletzt nicht verschlechtert.

Zum einen habe sich am Mittwoch noch eine weitere Frau in der Klinik vorgestellt, die ebenfalls in Italien war und Symptome eines grippalen Infektes vorgewiesen hatte. Ihr Zustand sei aber so stabil, dass sie nach der entsprechenden Beratung nach Hause entlassen werden konnte.

Junger Mann saß im selben Kino wie Infizierter

Zum anderen meldete sich ein junger Mann bei der Klinik, der in Neu-Ulm im selben Kino saß, wie ein mit dem Coronavirus Infizierter. Überregionale Medien, darunter die SÜDWEST PRESSE, berichteten ausführlich über den Fall. Andere Kinobesucher, die in der Nähe des 25-Jährigen gesessen haben, seien deshalb gefährdet, berichten Medien.

Beim jungen Mann, der in Balingen vorstellig wurde, erklärte Dr. Tschritter, sei das Risiko einer Ansteckung so gering gewesen und eine andere Erkrankung damit wahrscheinlicher, so dass auch der nur leicht Erkrankte in die ambulante Betreuung entlassen werden konnte. Ob er nur im selben Kino oder sogar im selben Film saß, ist nicht klar.

Auch ansonsten sind die Verantwortlichen im regen Austausch, halten jedoch die Füße noch still: So bleiben beispielsweise Schulen und Kindergärten bis auf Weiteres geöffnet, auch Veranstaltungen sind bislang nicht abgesagt worden. „Wir werden das gemeinsam mit dem Landratsamt eng im Auge behalten“, sagte Dr. Hinger.

Gute Versorgung auch in Albstadt

Der Klinikchef sieht Patienten mit (begründetem) Verdacht auch am Standort Albstadt als gut versorgt. Man habe sich aber verständigt, dass Fälle, die isoliert werden müssen, nach Balingen kommen. „Hier sind die Zimmer mit Vorraum, mit Isolationsmöglichkeiten, vorhanden“, sagte Dr. Hinger.

Das Zollernalbklinikum sei auf eine mögliche Pandemie vorbereitet. Man habe die Vorräte von FFP2-Atemschutzmasken beispielsweise aufgefüllt, auch wenn diese mittlerweile das 15fache kosten.

Rotes Kreuz auf Infektionen eingestellt

Auch das Rote Kreuz sei auf Infektionskrankheiten und infektiöse Patienten vorbereitet. „Das ist für uns Tagesgeschäft“, sagte der DRK-Vorsitzende Heiko Lebherz. „Es müssen keine besonderen Vorkehrungen getroffen werden.“

Deshalb seien auch beim DRK ausreichend Schutzanzüge und Desinfektionsmittel auf Lager – nicht nur wegen des Coronavirus, sondern auch wegen der Influenza.

Klinik will aufklären und beruhigen

Also vorerst kein weiterer bestätigter Fall des Coronavirus. Warum dann eine Pressekonferenz, fragten angereiste Fernsehjournalisten.

Klinikchef Hinger nutzte die Pressekonferenz, um aufzuklären und über die Vorbereitungen zu berichten. Denn nachdem in Rottweil und Tübingen Fälle bestätigt worden waren, ist der Zollernalbkreis per Definition eine gefährdete Region.

Nicht direkt ins Krankenhaus gehen

Auch deshalb habe der Beratungsbedarf und die Verunsicherung zugenommen. Einige besorgte Menschen würden, anstatt sich beispielsweise online zu informieren, ohne starke Symptome fälschlicherweise direkt ins Krankenhaus kommen und wollen getestet werden.

Denn auch Hausärzte oder das Gesundheitsamt können „erste Informationen erheben und den Verdacht überprüfen“, sagte ZNA-Chef Tschritter. Nichtsdestotrotz sollen mögliche Erkrankte Kontakte zu anderen meiden und sich dann auch telefonisch beim Arzt oder der Klinik voranmelden, um weitere Übertragungen zu vermeiden.

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© Pascal Tonnemacher

Lächeln statt Händeschütteln: Klinikchef Dr. Gerhard Hinger präsentiert die Kampagne zur Händehygiene.

Hinger verwies zudem auf die Händehygiene, um Infektionen aller Art zu vermeiden. Im Klinikum wurden zahlreiche Plakate aufgehängt. Aber auch Abstand halten oder die Husten- und Niesetikette, also nicht in die Hände zu husten und niesen, seien die richtige Reaktion bei Infektionsgefahr.

Antworten auf häufig gestellte Fragen zum neuartigen Coronavirus sowie weiterführende Informationen gibt es bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und beim Robert-Koch-Institut. Auch das Sozialministerium hat ausführliche Informationen zusammengestellt.

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