Reutlingen

Drei Tote und mehrere Verletzte bei Brand in Fachpflegeheim in Reutlingen

17.01.2023

von Redaktion

Drei Tote und mehrere Verletzte bei Brand in Fachpflegeheim in Reutlingen

© Christoph Schmidt/dpa

Im oberen Stockwerk des Pflegeheims in der Reutlinger Oberlinstraße ist der Brand ausgebrochen.

Nachdem in einem Wohnbereich im ersten Obergeschoss eines Pflegeheims für psychisch kranke Menschen in Reutlingen am Dienstagabend ein Feuer ausgebrochen war, bei dem drei Bewohner starben, ist die Brandursache noch unklar. Noch am frühen Mittwochvormittag sollten Brandermittler der Polizei zum Brandort fahren, um nach Hinweisen zu suchen, wie ein Sprecher der Polizei sagte. Außerdem sei für den Vormittag eine erste Lagebesprechung angesetzt.

Nach Polizeiangaben handelt es sich bei den drei Toten um eine 53-jährige Frau und zwei Männer im Alter von 73 und 88 Jahren. Sie kamen ersten Erkenntnissen der Rettungskräfte zufolge durch Rauchvergiftungen ums Leben, berichtet der Reutlinger Generalanzeiger.

Niemand mehr in Lebensgefahr

In Lebensgefahr schwebt niemand mehr. Vor Ort habe sich die Lage noch dramatischer dargestellt, aber im Krankenhaus habe es dann vorsichtige Entwarnung gegeben, sagte ein Polizeisprecher am frühen Mittwochmorgen. Zwei der Verletzten hatten sich nach früheren Angaben eines leitende Notarztes vom späten Dienstagabend während der Rettung in Lebensgefahr befunden. Eine 57 Jahre alte Frau wurde schwer verletzt, elf Menschen erlitten leichte Verletzungen.

Drei Tote und mehrere Verletzte bei Brand in Fachpflegeheim in Reutlingen

© Stephan Zenke

Feuerwehr und Polizei rückten mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften zu dem Pflegeheim aus.

Die Schadenshöhe dürfte laut ersten Schätzungen im sechsstelligen Bereich liegen. Die leicht verletzten Personen wurden nach Untersuchung und Behandlung in eine psychiatrische Fachklinik überstellt und dort weiter betreut. Der vom Brand betroffene Teil des Gebäudes ist nicht mehr bewohnbar.

42 Menschen waren im Gebäude

In der sozialpsychiatrischen Pflegeeinrichtung der Bruderhaus-Diakonie in der Oberlinstraße leben Menschen mit psychischen Erkrankungen und gleichzeitigem pflegerischen Bedarf. Zum Zeitpunkt des Brandausbruchs befanden sich nach Polizeiangaben 37 Bewohner und fünf Pflegekräfte in dem Gebäude. Um 19.43 Uhr am Dienstagabend ging der Alarm über die automatische Brandmeldeanlage bei der integrierten Leitstelle der Feuerwehr und des Rettungsdienstes ein.

Drei Tote und mehrere Verletzte bei Brand in Fachpflegeheim in Reutlingen

© Stephan Zenke

Auch der Rettungsdienst war über mehrere Stunden mit zahlreichen Einsatzkräften vor Ort.

Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei rückten mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften zu dem Pflegeheim aus, wo der mit starker Rauchentwicklung einhergehende Brand im Obergeschoss festgestellt und gelöscht wurde.

Betroffene Worte von OB Thomas Keck

„Es ist eine Katastrophe“, sagte Einrichtungsleiter Professor Gerhard Längle. Er sei dankbar, dass die Rettungskräfte alles getan haben, um noch Schlimmeres zu verhindern. Reutlingens Oberbürgermeister Thomas Keck zeigte sich vor Ort sehr betroffen vom Ausmaß des Unglücks: „Das ist ein schwarzer Abend für Reutlingen. Es ist furchtbar, aber es ist geschehen. Unsere Gedanken sind bei den Verstorbenen und ihren Angehörigen und den Schwerverletzten.“

Auch Landrat Ulrich Fiedler war in der Nacht am Unglücksort. „Den Familien und Angehörigen, die einen lieben Menschen verloren haben, gilt mein tiefes Mitgefühl. Wir sind in Gedanken bei ihnen und den Verletzten. Den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie Mitarbeitenden der Wohngruppen wünsche ich viel Kraft, um die traumatischen Ereignisse der vergangenen Nacht zu verarbeiten“, wird er auf der Instagram-Seite des Landkreises zitiert. „Ein großes Dankeschön den Einsatzkräften und all jenen, die sich um die Betroffenen dieses Unglücks kümmern.“

Kritik an Löschanlagen

Auch die Stiftung Patientenschutz meldete sich bezüglich des Brands in der Reutlinger Pflegeeinrichtung zu Wort. Bundesweit habe es im vergangenen Jahr mehr als 140 mal in Alten- und Pflegeeinrichtungen gebrannt, dabei seien 16 Bewohner ums Leben gekommen. Deshalb müssten selbstständige Löschanlagen gesetzlicher Standard in den rund 13.000 deutschen Heimen werden, denn den meisten Bewohnern fehle die Kraft, sich selbst zu retten. Betreiber und Politik zeigten aber wenig Initiative, kritisierte der Stiftungsvorstand.

(GEA/pol/dpa)

Diesen Artikel teilen: