Balingen

Die soziale Familie im Kreis verabschiedet Wolfgang Markowis

19.07.2019

Von John Warren

Die soziale Familie im Kreis verabschiedet Wolfgang Markowis

© John Warren

Geht nach knapp 30 Jahren als Geschäftsführer des Vereins für gemeindenahe Psychiatrie im Zollernalbkreis in den Ruhestand: Wolfgang Markowis.

Seit 1985 lenkte Wolfgang Markowis die Geschicke des Vereins für gemeindenahe Psychiatrie im Zollernalbkreis, 29 Jahre davon als Geschäftsführer. Jetzt geht er in den Ruhestand.

Wenn zur Verabschiedung eines Geschäftsführers eines Vereins, der regional tätig ist, zwei Landesminister ins beschauliche Balingen kommen, dann muss es sich um eine bedeutende Person handeln. Und auch wenn die Balingerin Nicole Hoffmeister-Kraut nicht in ihrer Funktion als Wirtschaftsministerin zur Verabschiedung von Wolfgang Markowis in die Stadthalle kam, sondern als Wahlkreisabgeordnete und Beiratsmitglied der Psychiatriestiftung Zollenalb, so darf es dennoch als besondere Ehre für Wolfgang Markowis, den scheidenden Geschäftsführer des Vereins für gemeindenahe Psychiatrie im Zollernalbkreis, gelten.

Knapp 30 Jahre lang war Wolfgang Markowis Geschäftsführer

Ja, er freue sich auf seinen Ruhestand, sagt Markowis, aber er ist natürlich auch ein wenig traurig. Schließlich hat ihm die Arbeit, die er 35 Jahre lang ausführte, Freude bereitet.

Seine Nachfolgerin zum 1. August ist Marlene Klingspiegl. Bereits seit Oktober leitet sie mit Markowis die Geschäfte des Vereins gemeinsam, nun endet die Übergangszeit und die Österreicherin übernimmt den Job alleine.

„Geplant hatte ich das gar nicht“, erzählt Klingspiegl, „aber als wir einmal ins Gespräch kamen sagte er mir, dass er aufhören wird.“ Sie habe das gar nicht erwartet, denn Wolfgang Markowis sieht deutlich jünger aus, als es seine 65 Jahre erahnen lassen.

Dank für das berufliche Lebenswerk

Wie es bei einer Verabschiedung eines Geschäftsführers üblich ist, gab es neben den vielen Danksagungen der Weggefährten und Freunde auch mehrere Grußworte der Landes- und Lokalpolitiker.

Manne Lucha, zuständiger Sozialminister der Grünen, kennt Wolfgang Markowis schon seit vielen, vielen Jahren. „Wenn man Haltung und Ideen hat, und Menschen mitnehmen will, dann kann man etwas erreichen“, so der Landespolitiker.

Die soziale Familie im Kreis verabschiedet Wolfgang Markowis

© John Warren

Manne Lucha, Sozialminister von Baden-Württemberg, lobte die Arbeit seines Freundes Wolfgang Markowis.

Das habe Markowis mit seiner mehr als drei Jahrzehnte dauernden Arbeit für die Sozialpsychiatrie im Kreis geschafft. Der Minister erinnerte an die noch nicht so weit zurückliegende Vergangenheit, bevor die sogenannte Psychiatrie-Enquête dem Bundestag vorgelegt wurde: „Heute können wir uns das kaum noch vorstellen, aber damals bekamen psychisch Kranke nur die Hälfte der sozialen Unterstützung, die körperlich Kranke bekamen.“

Durch den Einsatz vieler Einzelner, darunter Menschen wie Markowis, habe man die Situation von psychisch Kranken schrittweise verbessern können. „Eine solidarische Gemeinschaft, die niemanden im Stich lässt, ist einer der höchsten Werte“, so Lucha.

Lob für den „Überzeugungstäter“

Seine Ministerkollegin Hoffmeister-Kraut, die am Kabinettstisch in Stuttgart neben Lucha sitzt, pflichtete bei: „Ohne einen Überzeugungstäter, wie es Wolfgang Markowis ist, wäre der Aufbau der sozialen Versorgung im Zollernalbkreis nicht so erfolgreich gewesen. Sie haben es geschafft, viel aufzubauen und Strukturen zu übergeben, die funktionieren und von starken Persönlichkeiten getragen werden.“

Sie freue sich, als Mitglied des Beirats die Arbeit der Psychiatriestiftung zu unterstützen. „Auch wenn es nur an einer kleinen Stellschraube ist.“

Georg Link, neuer Sozialdezernent des Zollernalbkreises, dankte Markowis für seinen Beitrag, den er für das Leben von Menschen mit psychischen Problemen geleistet hat: „Sie haben diesen Menschen eine Stimme gegeben.“ Und auch wenn er für die Verwaltung des Landratsamtes auch mal unbequem war, habe er dies stets im Interesse seiner Klienten getan.

Dank mit persönlicher Note

Eine persönliche Note verlieh Balingens Oberbürgermeister Helmut Reitemann seinem Grußwort: „In den 1980er-Jahren hatte ich in meinem Bekanntenkreis auch jemanden mit psychischen Problemen und ich wäre gottfroh gewesen, so ein Angebot, wie es heute in Balingen und im Zollernalbkreis existiert, im ländlichen Raum gehabt zu haben.“

Der Oberbürgermeister zeigte sich froh, mit dem gemeindepsychiatrischen Zentrum in der Stadt eine Anlaufstelle für Menschen mit psychischen Erkrankungen zu haben, die die Behandlung vor Ort und mit Beibehaltung des sozialen Umfelds ermöglicht.

Zum Verein

Den Verein für gemeindenahe Psychiatrie im Zollernalbkreis gibt es seit 39 Jahren. Hervorgegangen ist er aus der Arbeitsgemeinschaft für soziale Hilfen, die sich als Ziel setzte, ein Angebot zur besseren Betreuung von Menschen mit einer psychischen Erkrankung zu erarbeiten.

Mittlerweile beschäftigt der Verein 34 Menschen, davon 20 Fachpersonen. Dank der Arbeit von zahlreichen Ehrenamtlichen werden rund 700 Personen jährlich betreut.

Der Verein betreibt das gemeindepsychaiatrische Zentrum in der Balinger Schwanenstraße und hat verschiedene Wohnangebote und sozialpsychiatrische Dienste in Balingen, Albstadt und Hechingen.

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