Die neue Ausstellung thematisiert auch die einst unerträglichen Zustände im KZ Bisingen

Von Dr. Ines Mayer

Nach 14 Monaten Planung und sieben Monaten Umbau wird das Museum KZ Bisingen am 2. Juni mit einer neuen Ausstellung wiedereröffnet. In fünf Themenräumen und einem Introraum wird die Geschichte des KZ Bisingen mit verschiedenen Medien vermittelt. In der Vorwoche wurde ein Interview aus dem Häftlingsraum vorgestellt. Heute geht es um die Räume Unternehmen „Wüste“ und Täter.

Die neue Ausstellung thematisiert auch die einst unerträglichen Zustände im KZ Bisingen

In einem Schreiben schilderte SS-Hauptsturmführers Hans Jacobi dem Chef des SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamts Oswald Pohl die Zustände im Bisinger Lager.

Wie wurden die Zustände im KZ Bisingen beschrieben?

Alle Überlebenden des KZ Bisingen berichteten von den unsäglichen Zuständen im Lager, von Nässe, Dreck und Krankheiten. Dass sich die Sicht der Täter davon nicht unterschied, belegt ein Schreiben des SS-Hauptsturmführers Hans Jacobi an den Chef des SS-Wirtschafts- Verwaltungshauptamts Oswald Pohl vom 4. Dezember 1944. Jacobi war der Geschäftsführer der SS-eigenen Deutschen Schieferöl GmbH und vor Ort verantwortlich für das Gelingen des Unternehmens „Wüste“, das im Juli 1944 zur Gewinnung von Treibstoff aus Ölschiefer gestartet worden war. Seit den massiven amerikanischen Luftangriffen auf die deutschen Hydrierwerke und die rumänischen Ölfelder im April und Mai 1944 konnte die Wehrmacht nicht mehr ausreichend mit Treibstoff versorgt werden.

Ölschieferprojekt steht ganz oben

Das Ölschieferprojekt zwischen Dusslingen/Nehren und Schörzingen/Zepfenhan bekam daher höchste Priorität, obwohl frühere Versuche zur Ölgewinnung in der Region unbefriedigend verlaufen waren. Die schwere Arbeit im Steinbruch und auf dem Meilerfeld mussten KZ-Häftlinge verrichten. Man sollte erwarten, dass die Verantwortlichen deren maximale Arbeitskraft gewährleistet haben, aber das Gegenteil war der Fall. SS-Hauptsturmführer Hans Jacobi berichtete in seinem Brief an Pohl von verheerenden Zuständen im KZ Bisingen: „(Das Lager) liegt auf einer sehr nassen Wiese, Wege existieren nicht. Der Boden ist grundlos geworden, die Nässe fast nicht mehr zu bändigen. Die allerprimitivsten hygienischen Anlagen, wie Aborte, Revier und Waschanlagen, absolut unzureichend, sind noch dazu räumlich zu weit voneinander weg und bei der Verschlammung schwer zu erreichen. Die Folge davon ist stärkste Verschmutzung und Verlausung und ein nicht zu vertretender Gesundheitsstand.“

Warum änderte sich nach der Inspektion Pohls nichts?

Und weiter heißt es: „Am 1.12.44 waren rund 420 Kranke vorhanden, zumeist Durchfall, allgemeine Körperschwäche, Herzschwäche. Seit Belegung des Lagers sind 233 Tote zu verzeichnen (in 8 Wochen!), davon nur 6 auf der Flucht Erschossene und 6 Selbstmörder.“ Jacobi mahnte dringend eine „sofortige Inspektion“ an. Noch im Dezember 1944 kam Oswald Pohl tatsächlich ins Ölschiefergebiet, um sich ein Bild von den Zuständen zu machen. Als Chef des Wirtschafts-Verwaltungshauptamts war SS-Gruppenführer Pohl nach Heinrich Himmler der zweitmächtigste Mann im SS-System. Viel geändert hat sich nach seinem Besuch in Bisingen allerdings nicht. Zwar wurde auf Pohls Anordnung fast die komplette Lagerleitung versetzt und ein Teil der Wachmannschaften ausgetauscht, die Sterberate ging nach der Inspektion jedoch nicht zurück, sondern nahm um das Doppelte zu. Eine Schonung der Häftlinge passte offenbar nicht ins ideologische Weltbild der SS-Verantwortlichen und der meisten Wachmänner.

Was ist neu im Museum KZ Bisingen?

Nachdem der Gedenkstättenverein Anfang Oktober 2017 erste Ideen für einen Museumsumbau gesammelt hatte, wurde das Vorhaben im November 2017 im Gemeinderat vorgestellt. Wichtige Grundprinzipien für eine künftige Ausstellung konnten schon präsentiert werden. Die Gemeinderäte stimmten dem Verein zu und bestätigten, dass die bisherige Präsentation im Museum „in die Jahre gekommen“ sei. Einer Modernisierung, vor allem unter Einbeziehung digitaler Medien, stand der Gemeinderat offen gegenüber und erteilte den Auftrag, ein tragfähiges Konzept zu erarbeiten. Außerdem sollte der Gedenkstättenverein selbst ein Drittel der Kosten tragen. Zwei Drittel würde – sollte die Planung überzeugen – die Gemeinde übernehmen, die Eigentümerin des Museums ist.

Feierstunde am 2. Juni

Nun werden die Ergebnisse in einer Feierstunde, zu der der Gedenkstättenverein und die Gemeinde Bisingen einladen, am 2. Juni um 11 Uhr in der Hohenzollernhalle der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Festrede hält Professor Jens-Christian Wagner, der Leiter der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten.