Jungingen

Die Uhr für die drei Bürgermeister-Bewerber tickt: Der Wahltag in Jungingen rückt näher

10.12.2019

von Matthias Badura

Die Uhr für die drei Bürgermeister-Bewerber tickt: Der Wahltag in Jungingen rückt näher

© Matthias Badura

Jürgen Kleinmann, Michael Stehle und Oliver Simmendinger (von links).

Die drei Bewerber für den Posten des Junginger Bürgermeistersessels stellten sich am Montagabend nochmals vor. Und hoffen natürlich, am Sonntag gewählt zu werden.

Etwa 250 Zuhörer waren am Montag zu der offiziellen Kandidatenvorstellung in die Junginger Festhalle gekommen. Ein Zeichen dafür, dass das Fernsehprogramm an dem Abend nichts Spannendes bot? Oder ein Anzeichen dafür, dass sich viele Bürger der Killertalgemeinde noch nicht entschieden haben, wen sie am kommenden Sonntag zum Nachfolger von Harry Frick wählen wollen? Die drei Kandidaten indessen werteten die große Präsenz als Beweis dafür, dass sich die Junginger für die Wahl interessieren und ihnen ihre Gemeinde am Herzen liegt.

Trillerpfeife und Stoppuhr

Dem Eingang ihrer Bewerbungen folgende hatten Michael Stehle, Jürgen Kleinmann und Oliver Simmendinger nacheinander exakt 15 Minuten Zeit, sich und ihr Programm vorzustellen. Bernd Bumiller vom Wahlausschuss wachte mit Stoppuhr und Trillerpfeife darüber, dass die Spanne eingehalten wurde.

Michael Stehle eröffnete den „Einblick in seine Gedankenwelt“ mit der Forderung, dass Jungingen weiterhin „interessant“ bleiben müsse, damit sich etwa ein Nachfolger für die Arztpraxis findet oder auch die Apotheke weitergeführt wird. Und ebenso, damit einerseits das Gewerbe am Ort bleibt, andererseits neue Betriebe und Familien angezogen werden.

Starkes Wir-Gefühl

Ein klares Bekenntnis leistete der Diplom-Verwaltungswirt zum Schwimmbad und zum Freibad. Beides stärke die Bindung der Bürger an ihre Heimat. Zum Wir-Gefühl gehören für Stehle auch die Vereine, die er fördern will. Etwa durch den Bau eines Vereinsheimes, das den bisher heimatlosen Verbänden ein Dach bietet. Stets müsse es darum gehen, wie man das in Jungingen reichlich vorhandene Potential nutzen kann, wo und wie man Dinge unterstützen kann. Seinen Respekt zollte er dem Handwerk und dem Gewerbe in der Industriegemeinde. Hier würde sich Stehle als „Manager“ verstehen, der den Betrieben zur Seite steht.

Weiter skizzierte der 41-jährige Weildorfer seinen beruflichen Werdegang, machte damit seine Erfahrung als Verwaltungsfachmann deutlich, aber auch, dass er „schaffen kann“. Er stehe hier mit „der vollen Überzeugung“ Bürgermeister werden zu wollen. Und er verspreche, seine ganze Erfahrung einzubringen, um mit den Bürgern gemeinsam die „Umbrüche“ der Zukunft zu meistern.

Jürgen Kleinmann, Diplom-Verwaltungswirt und Polizeihauptkommissar, sprach als Sohn des Dorfes das Publikum mit vertraulichem „ihr“ an. Wie er sagte, wolle er die vorhandene „vorbildliche Infrastruktur“ Jungingens erhalten, ausbauen und der Gemeinde neue Chancen eröffnen. Generell seien ihm bei seiner Arbeit Transparenz und Beteiligung wichtig. Als Junginger und langjähriges Mitglied des Gemeinderates wisse er zudem, was gebraucht werde.

Wachstum ist dringlich

Vor allem gehe es jedoch darum, die Bevölkerungszahl wieder anzuheben. In dem Zusammenhang nannte Kleinmann den Bedarf nach neuem Bauland und nach frischem Gewerbegebiet. Weiter streifte er die Kinder- und Jugendbetreuung, deren hohes Niveau man erhalten und weiter entwickeln müsse.

Die geplante Seniorenwohnanlage bezeichnete er als „Top-Thema“. Es dürfe aber, nachdem jüngst Kritik laut geworden war, „keineswegs an der Standortfrage scheitern“. Auch Kleinmann bekannte sich zum Freibad und zum Schwimbad und desgleichen zu den Vereinen. Wenn es um Feste und Veranstaltungen gehe, müsse die Gemeinde „ein Hauptinitiator“ sein.

Vorstellen könnte sich der Bewerber etwa eine „Reaktivierung des Dorfbrunnenfestes“. An weiteren Themen nannte er in Stichworten auch den Hochwasserschutz und den Ausbau erneuerbarer Energie. „Jungingen steht gut da, entwickeln wir es gemeinsam weiter“, rief er dem Publikum abschließend zu.

Notwendigkeit bekannt

Oliver Simmendinger ging in seiner Vorstellung weniger auf Sachthemen ein – Seniorenbetreuung oder der Bedarf nach Gewerbegebiet seien jedermann bekannt und in jüngster Zeit ja ausgiebig diskutiert worden. Deren Notwendigkeit seien unstrittig. Für diesbezügliche Fragen stehe er den Wählern in kommenden Tagen persönlich zur Verfügung.

Der 44-Jährige Diplom-Betriebswirt mit Fachrichtung Informatik wollte jedoch, wie er sagte, lieber über sich erzählen – wie er als Bürgermeister mit Problemen umgehen würde. Im Folgenden machte Simmendinger dann fast so etwas wie eine Liebeserklärung an die Gemeinde, in der er seit 20 Jahren lebt.

Diese Zuneigung und die vielen positiven Erfahrungen seien der Grund für seine Kandidatur gewesen. Er wolle, das, was er an seinem Heimatort schätze und verehre „fördern und so lange wie möglich erhalten“. Dass er aufgrund seines Berufes im IT-Bereich und als Betriebswirt dazu in der Lage ist, zeigte sich Simmendinger überzeugt.

Sind schnellere Entscheidungen die besseren?

Möglicherweise, so gab er freilich zu bedenken, sei ein klassischer Verwaltungswirt als Rathauschef „schneller“ in der Lage, Entscheidungen zu fällen. Ob das dann aber immer die besseren Entscheidungen seien? Das stellte der 44-Jährige in Frage.

Wichtig sei ihm ein partnerschaftiches und harmonisches Verhältnis zu Bürgern, Gemeinderat, Vereinen, dem Gewerbe und der Industrie. Er für seinen Teil wolle versuchen, für die Bürger Jungingens aus jeder Situation das Beste herauszuholen.

Das war der Schluss, eine Diskussion war an dem Abend nicht vorgesehen. Bernd Bumiller bedankte sich bei den Kandidaten, die Junginger – und nicht wenige Zuhörer von auswärts – verließen diskutierend die Halle.

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