FUSSBALL

Die TSG Balingen ist gleichauf mit dem SSV Ulm, im Regionalliga-Derby dennoch Außenseiter

22.10.2020

von Marcel Schlegel

Die TSG Balingen ist gleichauf mit dem SSV Ulm, im Regionalliga-Derby dennoch Außenseiter

© Herl

Mit viel Selbstvertrauen gehen Kaan Akkaya und die TSG Balingen morgen die Auswärtsaufgabe in Ulm an.

Es ist die Neuauflage des WFV-Pokalfinales und das Duell der beiden Regionalliga-Siebten: Um 14 Uhr werden die Fußballer der TSG Balingen am Samstag beim punkt- und torgleichen SSV Ulm 1846 erwartet.

Als Martin Braun am Mittwochabend nach dem 2:1-Heimsieg gegen den FC Bayern Alzenau um einen Ausblick auf das Samstagsderby seiner TSG Balingen beim SSV Ulm 1846 gebeten wurde und wie üblich bei derlei Statements zunächst damit begann, die Ausgangslage anhand der Tabelle zu beschreiben, da schlich sich zwischen die Worte des Balinger Trainers ein kurzes Lachen, oder eher: ein leicht hörbares Lächeln. Dieses schier unbemerkte, spontane Lächeln, das einen überkommt, wenn man eine Sekunde, nachdem man etwas ausgesprochen hat, nochmals über das Gesagte nachdenkt – und dann ungläubig bemerkt, dass dessen Inhalt durchaus zum Staunen ist. „Wir sind aktuell punkt- und torgleich mit dem SSV Ulm“, stellte Braun fest. „Das ist für uns schon ein Meilenstein.“

Die Pressekonferenz im Video.

15 Punkte und 14:10 Tore weisen die Balinger und ebenso deren großer Cousin aus Ulm vor dem morgigen Württemberg-Derby im Donaustadion auf, wo laut SSV-Pressesprecher Max Rieck Stand Donnerstag trotz steigender Corona-Zahlen erneut exakt 434 Zuschauer erlaubt sind. Das bedeutet für beide Vereine derzeit Platz sieben, die TSG darf dabei sogar noch eine Partie mehr austragen: Für die Balinger ist dieser Zwischenstand sensationell, für die von Holger Bachthaler trainierten Ulmer zu wenig.

Auf Augenhöhe mit den "Spatzen"

Gleichauf mit dem Ex-Bundesligisten SSV Ulm 1846, der über einen rund vier Mal so großen Etat verfügen dürfte; auf Augenhöhe mit der Profimannschaft der „Spatzen“, die den Balingern noch in der Pre-Season im WFV-Pokalfinale mit 3:0 die Leviten gelesen hatte und damals jene Aufstiegsambitionen untermauerte, die die SSV-Verantwortlichen längst auch wieder öffentlich äußern: Bis 2023 soll der Drittliga-Einzug geschafft werden.

15 Punkten nach neun Spielen, das heißt auch, dass Brauns Amateurelf schon jetzt vier Zähler mehr gesammelt hat als in den 23 Partien der vergangenen Corona-Saison, die man als Vorletzter beschloss. Wer also hätte das im Sommer wirklich gedacht? Kaum jemand. Vielleicht nicht mal Martin Braun selbst.

Der jedenfalls zog nach dem gegen Ende etwas zittrigen Heimsieg über Alzenau einen Vergleich, der die Entwicklung seiner Mannschaft gut illustriert. Als Braun und „Co“ Lukas Foelsch, dem gegen Alzenau früh die Führung gelang, die TSG Balingen im letzten Winter übernahmen, war es für die Württemberger in einer der ersten Begegnungen ebenfalls gegen den unterfränkischen FC Bayern gegangen. Die Schwaben hatten daheim mitgehalten, waren sogar etwas besser als die Franken und verloren dennoch mit 1:2. Am Mittwoch nun hatte die Braun-Elf eine starke erste Hälfte gezeigt, mit 2:0 vorne gelegen, hatte es nach der Pause aber mit druckvollen Alzenauern zu tun. Doch anders als damals hielt die Defensive um den erneut bockstarken Tim Wöhrle den Angriffen des Gegners stand.

Neue alte Fähigkeit: enge Spiele zu gewinnen

Solche engen Spiele gegen direkte Konkurrenzen auch mal „dreckig“ zu gewinnen, wie man im Fußballsprech sagt, diese Stärke hatte die TSG schon in ihrer Regionalliga-Premierensaison. In der vergangenen Saison hatte sie diese verloren. Und nun scheinbar wiedererlangt.

Die Highlights des Pokalfinals.

Das heißt nicht, dass die Balinger diesmal als Favorit in die Neuauflage des WFV-Pokals gehen werden. Der „Dreier“ wird von den Ulmern erwartet, die am Dienstag zwar bei der Hoffenheimer U23 patzten (1:2), aber zu Hause eine Bank sind (12 von möglichen 15 Punkten). Zumal Braun bei seinen Spielern ob der anstrengenden Englischen Wochen erste Müdigkeitserscheinungen ausgemacht hat und derlei Doppelbelastungen Vollprofis für gewöhnlich besser wegstecken als Studierende oder Berufstätige mit dem Hobby Regionalliga-Fußball. Es bedeutet lediglich, dass mittlerweile eine andere TSG auf dem Rasen steht als beim 0:3 in Stuttgart. Braun sagt nun zum Derby: „Wir wollen dagegenhalten, etwas aus Ulm mitnehmen, wissen aber, dass es eine extrem schwere Aufgabe wird.“

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