Hechingen

Die Staatsanwaltschaft zieht um: 6,5-Millionen-Projekt für den Justizstandort Hechingen

20.02.2020

von Hardy Kromer

Die Staatsanwaltschaft zieht um: 6,5-Millionen-Projekt für den Justizstandort Hechingen

© Hardy Kromer

Das ehemalige Hechinger Vermessungsamt, Fürstin-Eugenie-Straße 3, wird für 6,5 Millionen Euro zum neuen Sitz der Staatsanwaltschaft umgebaut.

Nach langem Vorlauf sind die Pläne jetzt konkret: Das alte Vermessungsamt wird zum neuen Domizil umgebaut.

Konzepte und Absichtserklärungen gibt es schon seit Jahren. Nun aber liegt der Hechinger Stadtverwaltung der Bauantrag der zuständigen Landesbehörde vor: Das ehemalige Vermessungsamt in der Fürstin-Eugenie-Straße 3 wird komplett saniert, um der Hechinger Staatsanwaltschaft ein neues Domizil zu verschaffen.

Mindestens 6,5 Millionen Euro will das Land dafür in die Hand nehmen. Im Frühjahr 2021 soll der Umbau beginnen, Ende 2022 möglichst fertig sein. Dann können die rund drei Dutzend Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft in der Heiligkreuzstraße die Aktenkoffer packen und einen Steinwurf davon entfernt wieder auspacken.

In schlecht isolierten Dachstuben

„Wir sind absolut froh, wenn wir was Neues kriegen“, sagt der stellvertretende Behördenchef, Oberstaatsanwalt Karl-Heinz Beiter. Schon viel zu lange ist die halbe Mannschaft in schlecht isolierten Dachstuben des alten Landratsamtsgebäudes untergebracht.

„Und wir sind jetzt auch schon seit Jahren dran, die ungeschickten, beengten Verhältnisse in unserem Bau aus den 50er-Jahren zu überwinden“, spielt Beiter auf die lange Vorlaufzeit des Projektes an. Umso überzeugter ist er, dass das Warten sich lohnen wird. Er sei ständig im Kontakt mit dem in Tübingen ansässigen Landesamt für Bau und Vermögen: „Wir werden da als künftige Nutzer gut eingebunden.“

Früh 2021 beginnen

Für die Baupläne, die dem Rathaus kürzlich vorgelegt wurden, hofft der Leiter des Tübinger Amtes, Andreas Hölting, auf eine Genehmigung noch vor der Sommerpause. Vor dem nächsten Winter will man freilich nicht mehr beginnen, weil ganz viel Betonsanierung ansteht, aber „möglichst früh im Jahr 2021“, weiß wiederum Karl-Heinz Beiter.

Zwei Jahre Generalsanierung

Knapp zwei Jahre sind für die Generalsanierung des 1972 gebaute Hauses veranschlagt, das nur noch sporadisch (für Justizseminare) genutzt worden ist, seit 2009 das Vermessungsamt und die Forstbehörde des Kreises ins Zentrum am Fürstengarten umzogen.

Andreas Hölting schildert, was außer der Betonsanierung anliegt: Der Brandschutz und die Sicherheitskonzeption werden auf die Belange der Staatsanwaltschaft angepasst, die veraltete Gebäudetechnik wird komplett ausgetauscht, alle Oberflächen im Haus werden erneuert, und die Gebäudehülle wird energetisch saniert, so dass auch ein stattlicher Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden kann.

Nutzfläche von 1255 Quadratmetern

Am Ende werde der Staatsanwaltschaft eine Nutzfläche von 1255 Quadratmetern zur Verfügung stehen. Der Gebäudezuschnitt ist für eine Behörde günstig. Oberstaatsanwalt Beiter freut sich auf mehr Platz für sein Team, auf adäquate Zimmer, auf kurze Wege und auf einen Abschied von Sauna im Sommer und Zugluft im Herbst und Winter.

Die gesamten Baukosten beziffert die Baubehörde des Landes auf rund 6,5 Millionen Euro. Um gegen Preissteigerungen und böse Überraschungen gefeit zu sein, ist zusätzlich eine Reserve von 1,2 Millionen Euro eingeplant.

Stärkung des Standorts Hechingen

Mit den Juristen freut sich auch Bürgermeister Philipp Hahn. „Die anstehende Millioneninvestition des Landes bedeutet eine Sicherung, wenn nicht Stärkung des Justizstandorts Hechingen“, kommentiert das Stadtoberhaupt.

Noch nicht im Detail geklärt ist, wie es in den Gebäuden Heiligkreuzstraße 5, 6 und 9 weitergeht, wenn die Staatsanwaltschaft ausgezogen ist.

Klar ist, dass auch das denkmalgeschützte ehemalige Landratsamtsgebäude (Baujahr 1954) stattlichen Sanierungsbedarf hat. Auf die frei werdenden Räume dürfen sich sowohl das Polizeirevier als auch das Amts- und Landgericht Hoffnungen machen. Sie alle haben Raumbedarf angemeldet, wenn die Behördenrochade in Gang kommt.

Noch etwas geduldig sein

Bianca Schneider, Verwaltungsleiterin des Landgerichts, hat dies ganz aktuell bekräftigt: „Amts- und Landgericht haben Platznot. Es muss sich was tun.“ Und noch konkreter: „Ich erwarte, dass das Land uns über kurz oder lang etwas zur Verfügung stellt. Wir sind die dritte Gewalt und könne eine adäquate Unterbringung einfordern“ – auch wenn man wisse, dass man weiter „geduldig sein“ müsse.

Fuß- und Radweg zum Firstplatz

Im Zuge des Umbaus des Vermessungsamtes will auch die Stadt Hechingen ein logistisches Problem lösen: die Schaffung einer städtebaulichen Verbindung von der Fürstin-Eugenie- Straße zum jetzigen Firstparkplatz hinab, auf dem ein großes Wohnbauprojekt geplant ist: Links vom künftigen Gebäude der Staatsanwaltschaft (von der Fürstin-Eugenie-Straße aus gesehen) soll ein Fuß- und Radweg zum First hinab gebaut werden.

Eine entsprechende Absichtserklärung zwischen der Stadt und dem Landesamt für Bau und Vermögen wird derzeit geschlossen. Durch den Weg (der freilich nicht breit werden kann, um eine Auto-Straße zu werden) wird der Stadt die Umsetzung des städtebaulichen Entwurfs Obere Vorstadt/ Östliche Oberstadt ermöglicht.

Stadt hat Planungshoheit

Über EJL-Grundstücke auf der Rückseite der künftigen Staatsanwaltschaft (ehemaliges HZ-Areal) führt dieser Fuß- und Radweg dann zwangsläufig. Ob sich da nun ein weiteres Konfliktfeld anbahnt?

Bürgermeister Philipp Hahn kündigt an: Die Fortführung des Weges über das EJL-Territorium werde die Stadt Hechingen „im Rahmen ihrer Planungshoheit durchsetzen“.

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