Balingen

„Die SPD kann auch Wirtschaft“: Annegret Lang aus Zillhausen kandidiert für die Sozialdemokraten

01.03.2021

Von Benjamin Rebstock

„Die SPD kann auch Wirtschaft“: Annegret Lang aus Zillhausen kandidiert für die Sozialdemokraten

© Volker Bitzer

Annegret Lang setzt sich in ihrem Wahlkampf unter anderem für Inklusion ein. Das Foto zeigt die Politikerin in der „Genießbar“ in Balingen.

Die gebürtige Uelzenerin Annegret Lang, die mit ihrer Familie in Zillhausen wohnt, will für die SPD in den Stuttgarter Landtag. Die Rentnerin stellt dabei den Menschen vor die globalen Interessen. Im Gespräch mit dem ZAK berichtet sie über ihre Tätigkeit als Balinger Stadträtin, ihre Ziele und Interessen und die Chancen ihrer Partei, in Baden-Württemberg zu regieren.

„Mit meiner Politik will ich Menschen helfen, denen es nicht so gut geht“, sagt Annegret Lang.

Stolz schwingt in ihrer Stimme mit, wenn sie aufzählt, welche Projekte sie und ihre Genossen im Balinger Gemeinderat angestoßen haben: Abschaffung von befristeten Arbeitsverträgen ohne Sachgrund der Stadtverwaltung Balingen sowie die Rabattierung für Menschen mit Schwerbehinderung.

Ein offenes Ohr für die Ängste und Sorgen der Menschen

Helfen, das bedeutet für Lang mit Menschen ins Gespräch zu kommen, ein offenes Ohr für ihre Ängste und Sorgen zu haben und ihnen Lösungen aufzuzeigen. „Ich bin eine Politikerin, die den einzelnen Menschen im Blick hat und nicht die globalen Interessen verfolgt“, beschreibt sie sich selbst.

Ein Blick in ihre Vita verrät: Das Wohl ihrer Mitmenschen ist für die gelernte Krankenpflegerin eine Herzensangelegenheit. Lang ist mit einem Bruder aufgewachsen, der körperlich gehandicapt war. „Meine Mutter hat darum gekämpft, dass er auf eine normale Schule gehen darf.“

Kampf für bessere Arbeitsbedingungen

Den gleichen Kampf führte die Kommunalpolitikerin auch für ihren gehandicapten Sohn. Dank ihres unermüdlichen Einsatzes durfte er den Kindergarten in Streichen, die Grundschule sowie später die Hauptschule in Hechingen besuchen.

Später kümmerte sie sich um ihre pflegebedürftigen Eltern sowie um ihren an Krebs erkrankten Mann.

Auch im Beruf setzte sie sich für ihre Mitmenschen ein. Als Betriebsratsvorsitzende der KBF Mössingen kämpfte sie unter anderem für bessere Arbeitsbedingungen sowie für unbefristete Arbeitsverträge. „Mit Tarifverträge kenne ich mich bestens aus“, scherzt sie. „Das war mein tägliches Brot.“

Seit 2009 bei der SPD

Ebenso war sie im Elternbeirat der Längenfeldschule und Weiherschule in Hechingen als Vorsitzende tätig. Die Gründung des Fördervereins der Weiherschule habe sie mit angestoßen, so Lang.

Bereits in jungen Jahren begeisterte sie die Politik der SPD. „Sozialdemokratische Themen waren schon immer meins“, erklärt sie. 2009 trat die Wahl-Zillhausenerin dann der Partei bei. Als ihr politisches Vorbild bezeichnet sie die Balinger SPD-Politikerin Helga Zimmermann-Fütterer.

„Ihr unermüdliches Engagement und ihr Umgang mit anderen Menschen begeistert mich jedes Mal“, schwärmt Lang. Zimmermann-Fütterer war es auch, die Lang als Kandidatin für die Landtagswahl 2021 vorschlug.

Fokus liegt auf Gesundheit, Bildung, Klimaschutz und Infrastruktur

Seit mehreren Monaten führt die SPD-Landtagskandidatin nun Wahlkampf. Mit Terrassengesprächen oder Vor-Ort-Terminen kommt sie mit den Bürgern des Wahlkreises 63 Balingen ins Gespräch. Ihren Fokus legt sie dabei auf Gesundheit, Bildung, Klimaschutz sowie Infrastruktur.

Als ehemalige Krankenpflegerin vergisst sie bei ihren Wahlkampfauftritten nicht, zu betonen, dass die Pflegeberufe besser honoriert werden müssten. Doch bessere Bezahlung sei eine Sache, vielmehr benötige es „mehr Kollegen und Zeit für die Pflege der Patienten“.

Lang fordert gebührenfreie Kitas

Der Mutter von vier Kindern ist auch die Bildung ein sehr großes Anliegen. Besonders die Schulen möchte sie stärken. „Unsere Schüler brauchen mehr Lehrer statt Unterrichtsausfall. Wir müssen auch in die digitale Kompetenz der Lehrkräfte und in die Ausstattung der Schulen investieren“, sagt sie. Um die Chancengleichheit zu bewahren, fordert sie gebührenfreie Kitas.

Und die Infrastruktur? Die soll laut der SPD-Landtagskandidatin vor allem im ländlichen Raum verbessert werden. Hier hat sie den ÖPNV im Blick. Bahnstrecken sollen reaktiviert und der Taktfahrplan der Busse entsprechend angepasst werden.

Denn aus eigener Erfahrung weiß sie: „Die Benutzung des ÖPNV in unserer Region ist sehr zeitintensiv.“ Nicht zuletzt deshalb macht sie sich auch für den Ausbau der B27 stark.

Zuversichtlich in die Wahl

Doch wie stehen die Chancen ihrer Partei im Ländle zu regieren? „Sehr gut“, sagt Lang. Sie ist überzeugt: „Wir werden besser abschneiden als vor fünf Jahren.“

Zuversichtlich stimmt sie dabei „dass wir momentan mit dem Spitzenkandidaten der SPD, Andreas Stoch, einen sehr gute Mann im Stuttgarter Landtag haben.“ Auch mit Themen wie beispielsweise bezahlbarer Wohnraum, Digitalisierung sowie Arbeitspolitik könne ihre Partei bei den Wählern punkten, ist sie sicher.

Mit einem Vorurteil räumt sich jedoch auf: „Viele Menschen sagen SPD steht für Sozialkompetenz und CDU für die Wirtschaftskompetenz. Ich denke, dies ist eine einseitige Einschätzung. In der Wirtschaft sind wir genauso kompetent.“

Koalition mit den Grünen ist für Lang vorstellbar

Eine Koalition ihrer Partei mit den Grünen könne sie sich sehr gut vorstellen. „Rot-Grün klappt besser als Schwarz-Grün“, ist sie überzeugt. Und wie beurteilt sie ihre eigene Chancen, in den Stuttgarter Landtag einzuziehen? „Ich würde mir wünschen, dass es zwei Abgeordnete aus unserem Wahlkreis gibt“, lautet ihre Antwort.

Dafür steht die SPD

„Das Wichtige jetzt“ lautet der Wahlslogan der Sozialdemokraten bei der Landtagswahl 2021. „Solidarität ist so wichtig wie nie in Baden-Württemberg“ – mit diesem programmatischen Satz beginnt die Präambel des Landtagswahlprogramms der SPD.

Nicht nur die Corona-Krise, sondern auch der strukturelle Wandel am Arbeitsmarkt stellen die Wirtschaft vor große Herausforderungen. Die Sozialdemokraten im Ländle antworten darauf mit fünf großen Themen:

Arbeit: Die Gestaltung des wirtschaftlichen Wandels wird von der SPD als gesamtgesellschaftliches Projekt aufgefasst. Dieser Prozess wird alle Bereiche der Politik betreffen.

SPD will mehr Aus-, Fort-, und Weiterbildung

Daher fordert die SPD einen landesweiten Transformationsdialog. In diesem „stimmen sich Vertretungen von Beschäftigten und Arbeitgebenden, Experten und die Politik miteinander ab“, ist aus dem Wahlprogramm zu entnehmen.

Für die Arbeitnehmer bedeutet die Transformation vor allem Aus-, Fort-, und Weiterbildung. Für die Unternehmen bedeutet die Veränderung vor allem Brücken bauen durch beispielsweise die Förderung alternativer Antriebskonzepte für die Automobilindustrie.

Gleiche Bildungschancen für alle

Gute Bildung: Die Sozialdemokraten „wollen allen jungen Menschen gleiche Bildungschancen bieten.“ Hierfür sollen Lehrkräfte „weiter ausgebildet und eingestellt werden“. Ebenso wollen sie faire Startchancen für alle Kinder durch einen Ausbau von Ganztagesschulen und kostenfreie Bildung von der „Kita bis zur Meisterprüfung oder zum Studienabschluss“.

In die Digitalisierung der Schulen soll investiert werden

Zudem halten sie daran fest, die Kita- sowie auch Studiengebühren abzuschaffen. Darüber hinaus soll in die Digitalisierung der Schulen investiert werden, und man wolle dafür sorgen, dass jede Schule bis zum Jahr 2023 über einen W-Lan-Highspeed-Anschluss verfügt.

Stärkung des öffentlichen Gesundheitsdienstes

Gesundheit und Pflege: „Die Corona-Pandemie zeigt eines ganz deutlich: Eine flächendeckende, wohnortnahe und gute medizinische Versorgung muss für alle zu jeder Zeit und in hoher Qualität da sein“, heißt es im Programm.

Daher sollen Modelle wie Zweig- und Gemeinschaftspraxen, kommunale medizinische Versorgungszentren (kMVZ) und telemedizinische Behandlungen besonders gefördert werden.

Die Finanzierung von Krankenhäusern und Zentren für Psychiatrie soll auf „starke Beine“ gesetzt werden. Außerdem soll der öffentliche Gesundheitsdienst gestärkt werden. „Er braucht mehr Personal, gute Weiterbildung, technische Ausstattung und Vernetzung.“

Bezahlbares Wohnen für alle

Wohnen: Die Sozialdemokraten wollen das Wohnen wieder bezahlbar machen. Niemand soll mehr als 30 Prozent des Nettoeinkommens für seine Kaltmiete aufwenden müssen.

Mit einer Landeswohnraumgesellschaft soll das Land aktiv in den Wohnungsbau eingreifen, damit bis zum Jahr 2026 – so das Ziel – 500.000 neue Wohnungen gebaut werden.

Durch Modelle wie Genossenschaften soll es ermöglicht werden, dass „auch weniger wohlhabende Menschen die Chance auf Eigentum erhalten“. Zudem soll das altersgerechte Wohnen stärker gefördert werden.

Mit einer Verschärfung des Zweckentfremdungsverbots sollen Spekulationen und Leerstand bekämpft werden.

Ausbau von erneuerbaren Energien

Klimaschutz: Nach Meinung der SPD müssen erneuerbare Energien „schnell und wirksam ausgebaut werden“.

Zudem muss die Energieeffizienz der Gebäude gesteigert werden und der Anteil recycelter Abfälle signifikant steigen.

Denn „durch den Einsatz recycelter Rohstoffe lassen sich enorme Mengen CO2 einsparen.“

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