Handball

Die Luft wird dünner: Schwaben fallen nach Sieglos-Serie zurück

23.02.2020

Von Marcus Arndt

Die Luft wird dünner: Schwaben fallen nach
Sieglos-Serie zurück

© Moschkon

Die „Gallier“ (im Bild Oddur Gretarsson) scheiterten beim 20:32 gegen Kiel oft an Ausnahme-Keeper Niklas Landin.

Gegen Spitzenreiter Kiel kassierte der HBW eine empfindliche Niederlage. Nach 0:8 Punkten rangiert der Balinger Bundesligist nur noch an 16. Stelle.

Die Konkurrenz um den Klassenerhalt reicht die „Gallier“ weiter in der Tabelle durch. Der Doppelpack gegen Magdeburg und in Stuttgart ist nun richtungsweisend für das Team von Trainer Jens Bürkle.

„Beeindruckend, wie Kiel Handball spielt“

„Aus Respekt würde ich nie behaupten, dass es hier eine Pflichtaufgabe war“, betont der Kieler Kommandogeber Filip Jicha nach dem souveränen 32:20-Sieg seiner Mannschaft in Balingen. Mehr war es allerdings nicht. Nach einem knappen 6:4-Vorteil (8. Minute) überrannten die Zebras den Aufsteiger, zogen mit einem 4:0-Lauf auf 10:4 davon (13.). Auch in der Folge dominierte der Rekordmeister, während die „Gallier“ immer wieder an THW-Keeper Niklas Landin scheiterten.

„Es ist beeindruckend, wie Kiel Handball spielt“, räumt Bürkle unumwunden ein, „wie die Halbverteidiger die Bälle klauen, Räume eng schieben, der Innenblock kaum einen Zweikampf verliert. Dazu haben sie eine Torhüterleistung auf sehr, sehr hohem Niveau.“

Eine 18:11-Pausenführung baute der Spitzenreiter nach dem Seitenwechsel weiter aus, machte es bereits nach 42 Minuten zweistellig: beim 25:15. „Das war eine individuelle Klasse, wo wir zwar versucht haben, dagegenzuhalten“, erklärt Gregor Thomann, „aber wir haben die Partie einfach nicht lange genug offen halten können. Sie haben uns natürlich auch in einer schlechteren Phase erwischt.“

Mit Beginn der Rückrunde büßten die Schwaben an Souveränität und Selbstvertrauen ein, welche nach 2:12 Zählern nur noch an 16. Stelle rangieren. „Gegen eine der besten Mannschaften der Welt“ (O-Ton Bürkle) war Balingen-Weilstetten am Donnerstagabend in der ausverkauften „Hölle Süd“ chancenlos.

Magdeburg vor der Brust

„Ich bin froh, dass wir nach der Pause zumindest hinten etwas stabiler gestanden sind und nicht so schnell die Tore bekommen haben – und so ein bisschen Sicherheit zurückgewonnen haben“, bilanziert Wolfgang Strobel. Der Balinger Geschäftsführer fordert: „Jetzt muss der Weg weitergehen, denn wir haben schon das nächste schwere Spiel vor uns: gegen Magdeburg.“

Dann muss auch die schwäbische Offensivabteilung liefern, welche gegen den Branchenführer blass blieb. „Bei uns ist im Angriff zu wenig in Richtung Tor gelaufen“, gesteht Filip Taleski ein, „wir hatten einfach zu viele technische Fehler. Dann haben wir das Problem, dass wir zu viele schnelle Gegentreffer bekommen.“

Mit dem SC Magdeburg kommt am Donnerstag (19 Uhr, SparkassenArena) erneut ein Konter orientiertes Team zum Aufsteiger. Die Bördeländer liegen nach dem 28:26-Erfolg im Ost-Derby über Leipzig wieder in Schlagdistanz zu den Top-Vier der Liga. Im Kollektiv kompensierte der SCM die Ausfälle von Regisseur Marko Bezjak und Albin Lagergren. Bitter für den Tabellenfünften, dass Winter-Neuzugang Gisli Kristjansson sich zum Start in die (Rest-)Rückrunde verletzte.

„Sie sind schon gebeutelt“, meint der HBW-Coach, „müssen zwei zentrale Spieler ersetzen.“ Dennoch: Der Tabellenfünfte ist favorisiert, „kommt mit einer guten Truppe“, wie es der Sportwissenschaftler formuliert. Der plant im wichtigen Heimspiel mit Martin Strobel, der sich gegen Kiel eine Prellung zugezogen hat. „Wir haben die Möglichkeit zu punkten“, sagt der Balinger Kapitän, „wichtig ist, dass wir nicht verkrampfen und uns Selbstvertrauen erarbeiten.“

Erstarkte Wild Boys

Das wäre wichtig im Hinblick auf das württembergische Prestigeduell beim TVB Stuttgart (Sonntag, 16 Uhr, Porsche-Arena), denn das untere Tabellendrittel hat sich schnell zusammengeschoben. Zwischen dem Vorletzten aus Ludwigshafen (25:25 gegen Melsungen/13:35 Punkte) und den Wild Boys auf Rang 13 liegen nur sechs Zähler.

„Die letzten Stuttgarter Spiele waren echt gut“, blickt Bürkle voraus, „auch gegen Kiel haben sie in der Anfangsphase mitgehalten.“ Mit der Verpflichtung von Christian Zeitz reagierten die Wild Boys auf die Schmidt-Verletzung. „Er hat gar nichts verlernt“, hat der Balinger Übungsleiter beobachtet, „und sich schnell integriert.“ Nach sieben Pluspunkten seit der EM schaffte der TVB, der am Sonntag mit 29:26 über Göppingen erfolgreich war, die Trendwende.

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