Balingen

Die Krise wiegt nicht schwer: Balinger Waagenbauer Bizerba steigert den Umsatz um vier Prozent

19.05.2021

Von Nicole Leukhardt

Die Krise wiegt nicht schwer: Balinger Waagenbauer Bizerba steigert den Umsatz um vier Prozent

© Bizerba

Angela und Andreas Kraut haben am Mittwoch das Ergebnis des Bizerba-Wirtschaftsjahrs 2020 vorgestellt.

Die Pandemie hat das Unternehmen Bizerba durchaus beeinflusst, geschadet hat sie ihm wirtschaftlich nicht. Dies ist das Fazit, das CEO und Shareholder Andreas Kraut, Angela Kraut (Vice President Global Finance & Controlling) und Marketingchef Markus Ketterer bei der Bilanz-Pressekonferenz am Mittwoch zogen. Im Gegenteil: Bizerba wächst und streckt die Fühler Richtung Software aus.

An der Firmenphilosophie hat sich bei dem traditionsreichen Balinger Waagenbauer nicht viel geändert: Zukunft braucht Herkunft, das gelte noch immer als Leitsatz, dem sich der Familienbetrieb verpflichtet sieht, so Andreas Kraut. Mitarbeiter und Kunden möchte das Unternehmen in den Fokus stellen. Dass sie alle, vom Pförtner bis zum Chef, am selben Strang ziehen, das sei das Geheimrezept des stetig wachsenden Global Players.

Während Corona weltweit die Wirtschaft zum Teil zum Erliegen brachte, schätze sich Bizerba glücklich, als unmittelbarer Bestandteil der lebensmittelverarbeitenden Industrie weiter in der Lage gewesen zu sein, zu arbeiten. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Trotz globaler Krise konnte Bizerba seinen Umsatz um vier Prozent auf rund 730 Millionen Euro steigern. Genauer: drei Prozent Umsatzrendite vor Steuern. „Über Planniveau“, wie Andreas Kraut am Mittwoch betonte. Ein Viertel des Umsatzes macht das Unternehmen in Deutschland, 23 Prozent in Amerika, 49 Prozent im übrigen Europa.

Mitarbeiterzahl wächst weiter

Auch der Stamm der Mitarbeiter ist im Jahr 2020 gewachsen auf heute 4302. „Unser Unternehmen ist in sehr guter Verfassung trotz der Pandemie“, fasste der CEO zusammen. Der Anteil an Auszubildenden sei nach wie vor stabil, „wir haben eine gewisse Strahlkraft und sind immer noch in der glücklichen Lage, uns die Azubis aussuchen zu können“, sagte Andreas Kraut. Deren Ausbildung soll ab September in Balingen zentriert werden.

Auch die Kundschaft, allen voran Supermärkte, hätte sich trotz der Krise entwickelt, dies habe sich auch auf Bizerba ausgewirkt. „Das ist eine positive Botschaft für uns und auch für unsere Mitarbeiter.“ Die logische Konsequenz: Kurzarbeit sei nie ein Thema gewesen.

Testen und Impfen als Strategie

„Dennoch nehmen wir das Thema Corona sehr ernst“, fügt Kraut an. Schon Mitte April hat der Betrieb Mitarbeitern eine kostenlose Testmöglichkeit auf dem Betriebsgelände in Balingen angeboten. Heute nimmt etwa die Hälfte der Belegschaft, die vor Ort arbeitet, dieses mittlerweile auch gesetzlich geforderte Angebot in Anspruch. Über Infektionsfälle im Betrieb habe man glücklicherweise kaum zu klagen. Ob und wann eine Impfung über den Betriebsarzt möglich sei, wisse man noch nicht. „Das wäre jedoch wünschenswert“, so die Unternehmer. Auch einen Impftag für Bizerba in einem Impfzentrum könne man sich vorstellen.

Grundsätzlich hätten die Mitarbeiter auch in der Krise auf lobenswerte Weise zum Unternehmen gestanden. „Viele sind zu den Kunden rausgefahren, auch zu Tönnies, und haben dafür gesorgt, dass das Geschäft überall weitergeht“, sprach Andreas Kraut seinen Beschäftigten ein Lob aus. Insgesamt habe die Pandemieproblematik den Fokus auf Hygienethemen, auf kontaktlose Einkaufsmöglichkeiten und auf so genannte Smart-Shelves, also intelligente Regale gelenkt.

Bizerba will zum Softwareentwickler werden

Überhaupt: Software ist bei Bizerba ein großes Thema. „Wir wollen uns in dieser Sparte als Provider etablieren“, warf Andreas Kraut einen Blick in die Zukunft. Ob künstliche Intelligenz oder Apps, „Softwarelösungen sind eine Riesenchance für uns“. Wenngleich IT-Leute schwer zu finden seien.

Auch in Punkto Investitionen hat der Waagenbauer einiges vor. Während in Balingen das Logistikzentrum in den Himmel wächst und Ende des Jahres in Betrieb gehen soll, soll auch in Serbien ein neues Werk für bis zu 300 Mitarbeiter entstehen. „Der Markt dort ist stark wachsend, auch Russland ist aufgrund der dortigen Importbeschränkungen ein Riesenmarkt für uns“, so Andreas Kraut. Der Brexit habe im internationalen Geschäft für Reibungsverluste gesorgt, „Kunden haben wir nicht verloren“.

Lage am Rohstoffmarkt ist schwierig

Und auch die allgemein schlechte Rohstoffversorgung macht Bizerba zu schaffen: „Es gelingt uns mit viel Mühe, die Wertschöpfungskette nicht abreißen zu lassen“, fasste Andreas Kraut zusammen. Das habe allerdings zur Folge, dass die Preise in absurde Höhen schießen. „Elektrobauteile, die sonst 6 Euro kosten, kaufen wir zum Teil für 120 Euro ein“, beschreibt er.

Dass Corona die Arbeitswelt nachhaltig geprägt hat und verändern wird, davon zeigt sich der Geschäftsführer überzeugt. „Im Moment haben wir ohnehin viele Homeoffice-Lösungen geschaffen, zumindest teilweise wird sich das etablieren“, glaubt er. Denn am Ende zähle das Ergebnis, egal, ob die Mitarbeiter im Betrieb oder Zuhause arbeiteten. Und mit dem Output am Ende des Krisenjahrs, da lassen beide Krauts keinen Zweifel, sind sie zufrieden.

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