Albstadt

Die Flying Bulls kommen zum Flugplatzfest aufs Degerfeld: ein Interview mit einem Piloten

21.08.2019

von LSV Degerfeld

Die Flying Bulls kommen zum Flugplatzfest aufs Degerfeld: ein Interview mit einem Piloten

© Privat

Die Flying Bulls zeigen ihre waghalsigen Manöver am Wochenende beim Flugplatzfest auf dem Albstädter Degerfeld.

Was macht die Staffel, die bis zu 30 Shows jährlich fliegt, so besonders? Und was müssen Piloten überhaupt an Fähigkeiten mitbringen, um ausgewählt zu werden? Martin Nepovim gehört zum „Flying Bulls Aerobatic Team“ und stand Rede und Antwort.

Was macht den Charakter des Flying-Bulls-Teams aus?

Martin Nepovim: Es hat Tradition, setzt großes fliegerisches Können voraus und ist einzigartig in seinem Programm. Das Team wurde 1960 gegründet und kann mit einigen Unterbrechungen und Wechseln auf eine 60-jährige Geschichte zurückblicken. Das Programm enthält einige Manöver, die so auf der Welt einzigartig sind, wie Spiegel-Kunstflug, Figuren in umgekehrter Formation oder Loopings in Doppel-Spiegelformationen. Jedes neue Manöver erfordert vielfach größere Fähigkeiten und ein Vielfaches an Trainingsstunden im Vergleich zu normalen Formations-Loopings und Figuren, wie sie andere Teams fliegen.

Fliegen in einer Formation mit vier Maschinen in extremen Lagen und unter enormen Fliehkräfte-Belastungen – haben Sie schon mal gedacht: Um Gotteswillen, das ist aber eng?

Nepovim: Nicht mehr vor Publikum, aber während des Trainings, wenn die neuen Figuren trainiert werden. Das Wichtigste im Training sind nicht nur die Manöver als solche, sondern vor allem das richtige Verhalten in kritischen Momenten. Wir trainieren eben auch die Situationen, in denen es eben nicht nach Plan läuft, was bei einem Flugmanöver aber jederzeit auftreten kann. Vom Boden aus betrachtet, sieht das natürlich beängstigend aus. Aber das ist vergleichbar mit der ganz normalen Pilotenausbildung. Jeder Flugschüler lernt schließlich auch seine Notfallverfahren, etwa wie man ein Flugzeug nach einem Triebwerksausfall landet.

Wie halten sich die Piloten im Team fit und welche Fähigkeiten müssen sie mitbringen?

Nepovim: Jeder von uns hat seine eigene Methode, sich körperlich fit zu halten. Die meisten Laufen regelmäßig oder fahren Fahrrad. Genauso wichtig wie körperliche Fitness ist die mentale Vorbereitung. Wenn wir nach einem neuen Piloten suchen, nutzt uns ein Weltmeister im Solo-Kunstflug wenig, weil Formationskunstflug etwas völlig anderes ist. Er muss ein überdurchschnittlicher Pilot sein und offen dafür, eine ganz andere Dimension des Fliegens zu erlernen – in enger Nähe zu anderen Flugzeugen um ihn herum. Sinn für Teamarbeit, Disziplin, Vertrauenswürdigkeit, das sind die Schlüsselwörter für uns.

Wie oft trainieren Sie?

Nepovim: Zu Beginn jeder Airshow-Saison zwei bis drei Tage pro Woche. Dort wird das komplette Programm bis zur Routine eingeübt. Manche Figuren müssen viele, viele Male geübt werden, um das möglichst perfekte Ergebnis zu bekommen. Auch der Einfluss von wechselndem Wetter ist sehr wichtig im Training. Es ist notwendig, auch bei starkem oder böigem Wind zu trainieren. Während der Saison fliegen wir in der Regel zwei Shows pro Wochenende. Dann begrenzt sich das Training auf die jeweiligen Besonderheiten und Anforderungen vor Ort. Dazu zählen Shows in Alpentälern wie in Mollis in der Schweiz oder in den Zentren von Großstädten wie Budapest. Man muss ja wissen, wo sich Hindernisse befinden. Normalerweise machen wir dann einen Trainingsflug, um zu prüfen, ob unsere Abläufe am jeweiligen Ort auch funktionieren.

Das Flugplatzfest auf dem Degerfeld ist klein und familiär. Was gab für Ihr Team den Ausschlag, hierher zu kommen?

Nepovim: Alle aus dem Team kommen ursprünglich von kleinen Fliegervereinen und wir mögen gerade den familiären Charakter solcher Feste. Alles ist viel freundlicher und persönlicher als bei den großen Airshows auf den internationalen Flughäfen.

Worauf darf sich das Publikum auf dem Degerfeld freuen?

Nepovim: Wir haben vor, unser komplettes Programm zu fliegen. Wirklich das ganze. Bei manchen Shows drängen uns die Organisatoren vor Ort, das Programm abzukürzen, weil der Gesamtzeitplan zu dicht getaktet ist. Die Besucher auf dem Degerfeld können Formationskunstflug, Spiegelkunstflug und Synchronkunstflug mit kurzen Solo-Einlagen genießen. Die ganze Show dauert 20 Minuten, vom Abheben bis zur Landung. Untermalt mit Musik und Raucheffekten.

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