Balingen

Die Balinger Historikerin Dr. Ingrid Helber ist auf den Spuren einer vergessenen Kirche

01.04.2020

Von Nicole Leukhardt

Die Balinger Historikerin Dr. Ingrid Helber ist auf den Spuren einer vergessenen Kirche

© Privat

Die Balinger Historikerin Dr. Ingrid Helber

Sie kennt die Balinger Geschichte wie ihre Westentasche und weiß um das kulturelle aber auch das kirchliche Erbe auf der Zollernalb: Eine fast vergessene Stiftskirche bei Zillhausen hat es Dank der Balinger Historikern Dr. Ingrid Helber in ein Handbuch geschafft.

Kürzlich erschien das „Handbuch der Stiftskirchen in Baden-Württemberg“. Es umfasst über 140 Konvente von Adelberg bis Wolfegg. Normalerweise wird kaum beachtet, dass es auch im Stadtgebiet von Balingen eine Stiftskirche gab, St. Johann Baptist im Wannental auf Zillhausener Markung.

Dass dieses heute nicht mehr existierende Stift in das Buch aufgenommen wurde, ist der Balinger Historikerin Dr. Ingrid Helber zu verdanken. Immer wieder arbeitete sie an Projekten des Instituts für Geschichtliche Landeskunde der Universität Tübingen mit.

Das zwei Kilo schwere Handbuch ist fertig

Es begann mit der Heinrich-Schickhardt-Forschung, innerhalb der Helber das von diesem bedeutenden Architekten und Ingenieur in Frommern errichtete Tegernauer Schlössle entdeckte, und reicht bis zur neuen Stadtgeschichte von Meßstetten (2019). Mit dem Tod von Professor Lorenz kam das Projekt zum Stillstand. Unter der Nachfolgerin Professorin Sigrid Hirbodian und mit Unterstützung verschiedener Institutionen und Förderer konnte nun das riesige Werk endlich fertiggestellt werden.

Es umfasst 714 Seiten und ist ein fast zwei Kilo schwerer Wälzer. Artikel über das Wannental hatten Hans Peter Müller (1993) und Wilhelm Foth (2003) schon geschrieben, jedoch ohne die Quellen anzugeben. Helber konnte über das ehemalige Augustinerchorfrauenstift Wannental wichtige Urkunden im Staatsarchiv in Sigmaringen ausfindig machen im Zusammenhang mit der Klosterherrschaft Beuron.

Drei Konventfrauen waren bei der Reformation übrig

„Wohl gemerkt, hier handelt es sich nicht um das Hofgut Oberwannental, das es heute noch gibt“, betont die Balingerin. Das Stift war „Unterwannental“, von dem keine Gebäude mehr vorhanden sind. Doch Dr. Ingrid Helber hat einige Details ausfindig machen können: „Bei der Einführung der Reformation in Balingen 1534 gab es noch drei Konventfrauen. Die Anlage wurde säkularisiert und 1562 dem Balinger Spital übergeben“, schreibt sie.

Die Gebäude sind vergessen und verfallen

Die weiteren Eigentümer waren die Brüder Scheer von Schwarzenburg, die Familie von Stuben und das Kloster Margrethausen. Seit 1802 wieder bei Württemberg, wurde die Staatsdomäne 1824 versteigert und ist seitdem Privateigentum und wurde vergessen. „Die Gebäude verfielen in einer Waldlichtung“, bedauert die Historikerin. Den wahrscheinlichen Standort konnte sie jedoch recherchieren. Und noch etwas verrät sie: „Im Buch abgebildet sind zwei Siegel aus dem Hauptstaatsarchiv in Stuttgart mit Johannes dem Täufer. Mündlicher Überlieferung nach soll sich die auf 1478 datierte Glocke des Frauenstifts in der Kirche von Zillhausen befinden.“

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