Balingen

Der pensionierte Religionslehrer Bernd Hempel aus Balingen sagt: Gott gibt es nicht

25.06.2019

Von Klaus Irion

Der pensionierte Religionslehrer Bernd Hempel aus Balingen sagt: Gott gibt es nicht

© Andreas Hermsdorf

Bernd Hempel stand vor einiger Zeit am Scheideweg und hat sich für einen dritten Pfad entschieden. Er negiert die Existenz Gottes, bleibt aber vorerst in der evangelischen Kirche, weil er die dortige Arbeit im sozialen Bereich schätzt.

Die Klimakrise ist wegen der Unbedarftheit und Trägheit der Menschen unvermeidlich, also gibt es keinen Gott. Denn der würde so etwas gar nicht zulassen. Auf diese verkürzte Formel lässt sich bringen, was der Balinger Bernd Hempel in seinem Abgesang auf den Schöpfer zu Papier gebracht hat.

Es gibt da den einen Bernd Hempel. Er ist pensionierter Religionslehrer, fährt und verleiht Oldtimer, ist Mitglied der evangelischen Kirche und hat bis vor einiger Zeit jeden Abend vor dem Einschlafen noch gebetet.

Und es gibt den anderen Bernd Hempel. Er ist ebenfalls Pensionär, sorgt sich ums Weltklima und weitere globale Katastrophen und hat für sich erkannt, dass es keinen Gott gibt. Statt eines Gebets wünscht er vor dem Einschlafen nun all seinen Freunden und Bekannten Frieden.

Ja, wir sprechen hier von ein und derselben Person. Zwiegespalten und doch mit sich im Reinen, so hat man den Eindruck, wenn man mit dem 68-jährigen ehemaligen Berufsschullehrer spricht.

In außerparlamentarischer (Lokal-)Opposition

Hempel lebt in Balingen und ist in seiner Wahlheimat kein Unbekannter. Den größten Bekanntsheitgrad erlangte der Pensionär, als er vor einigen Jahren den amtierenden Oberbürgermeister Helmut Reitemann bei dessen Kandidatur für eine zweite Amtszeit herausforderte. Doch während der damals zweite Herausforderer, der in Balingen noch bekanntere Peter Seifert, seine Kandidatur bis zum respektablen Ende durchzog, hatte das passive Wahlrecht Bernd Hempel seinerzeit einen Strich durch die Rechnung gemacht. Um wenige Tage war er damals zu alt, um noch als Oberbürgermeister kandidieren zu dürfen.

Während Seifert der Kommunalpolitik als Gemeinderat und Kreisrat treu geblieben ist, hält es Hempel mehr mit der außerparlamentarischen (Lokal-)Opposition. Er teilt sich und seine Ansichten gern via ZAK-Leserbrief mit. Inhaltlich wie in der Häufigkeit nicht immer zum Wohlgefallen mancher Zeitgenossen. Doch dieses Schicksal teilt Hempel mit vielen anderen Zeitgenossen, denen es eben auch nicht egal ist, wie es auf unserem Planeten zugeht und was aus der Erde in einigen Jahrzehnten wird.

Der Zweifel an Gott war schon länger da

Leserbriefe waren es auch, die einst die enge (Grünen-)Freundschaft von Bernd Hempel und Peter Seifert jäh zerstörte. Am Ende traf man sich deswegen sogar vor dem Amtsgericht Balingen. Für Hempel längst Schnee von gestern. Sein Blick richtet sich inzwischen in andere Sphären.

„Und das nicht erst seit ich nach einem Herzinfarkt dem Tod gerade noch so von der Schippe gesprungen bin.“ Er habe Gott gedankt, dass er ihn habe überleben lassen. „Obwohl ich schon länger daran gezweifelt habe, ob es Gott gibt, wenn er all das Leid und die Klimakatastrophe zulässt.

Buchpräsentation in der Stadthalle

Inzwischen ist sich der frühere Religionslehrer sicher: „Gott gibt es nicht.“ Er sei vielmehr eine kulturelle Erfindung, die ihren Ursprung im antiken Ägypten habe und über das Judentum ins Christentum überliefert worden sei.

Seine Ansichten der Gottlosigkeit hat Hempel bereits in kurzer Form zu Papier gebracht. Womit wir wieder beim Thema ZAK-Leserbriefe sind. Nun aber folgt die ausführliche Version. Hempel stellt am kommenden Freitag, 28. Juni, um 19 Uhr im Balinger Hirschgulden sein Buch „Gott und die Menschen auf dem Prüfstand“ vor. Versehen mit gleich zwei untertiteln: „Juden, Christen, Muslime, wer hat den wahren Gott?“ und „2100, Ende der Menschheit“.

Hempel will nach eigenen Angaben, niemanden überzeugen oder belehren, sondern ausschließlich zum Nachdenken anregen. Jeder solle nach der Lektüre zu seiner eigenen Meinung kommen.

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