Der Zollernalbkreis muss noch warten: Erste Corona-Impfteams starten im Landkreis Tübingen

Von Moritz Hagemann / Klaus Irion

Im Landkreis Tübingen wird bereits in Pflegeheimen gegen Corona geimpft, im Zollernalbkreis fällt der Startschuss hierfür wohl in den kommenden Tagen. Derweil hat es am Sonntag nur wenige Minuten gedauert, dann waren die ersten Impftermine für über 80-Jährige und weitere Bevorrechtigte im Regionalen Impfzentrum Tübingen für die kommenden Wochen schon komplett ausgebucht.

Der Zollernalbkreis muss noch warten: Erste Corona-Impfteams starten im Landkreis Tübingen

Die 92-jährige Wilhelmine Betz, Bewohnerin eines Nehrener Pflegeheims, war am Montag die erste Person in der Region Neckar-Alb, die von der Tübinger Notärztin Lisa Federle geimpft wurde.

Der Start der Terminvergabe für die Corona-Impfung beschäftigte am Sonntag auch die Menschen im Zollernalbkreis. Wer jedoch nicht schnell genug war, hatte kaum Chancen, die zwei notwendigen Termine im Abstand von einigen Wochen bereits im Januar/Februar zu ergattern. Nicht, dass das Regionale Impfzentrum in Tübingen nicht größere Kapazitäten hätte, es fehlt schlicht noch ausreichend Impfstoff, um die Anzahl der (jetzt schon) Impfwilligen bedienen zu können.

Mitte Januar in Meßstetten

Während man sich im Zollernalbkreis noch auf die ersten Impfungen vorbereitet und das Kreisimpfzentrum (KIZ) in Meßstetten für den Start Mitte Januar noch fertiggestellt wird, haben sich im Landkreis Tübingen bereits mobile Impfteams auf den Weg gemacht, um Bewohner von Heimen in Nehren und Tübingen in Sachen Coronaimpfung aufzusuchen.

Start im Landkreis Tübingen

Die impfwilligen Bewohner und Pflegekräfte von Pflegeeinrichtungen im Zollernalbkreis müssen dagegen noch auf den Einsatz der Impfteams warten. Vom Landratsamt Zollernalb gab es hierzu am Montag folgende Stellungnahme:

„Das Zentrale Impfzentrum Tübingen (ZIZ) ist neben dem Landkreis Tübingen für die Landkreise Reutlingen, Calw, Sigmaringen, den Bodenseekreis sowie den Zollernalbkreis zuständig.

Zunächst ist vorgesehen, einzelne Einrichtungen unterschiedlicher Größe im Kreis Tübingen zu impfen. Mit den gewonnenen Erfahrungen sollen dann sukzessive Einrichtungen in anderen ZIZ-angehörigen Landkreisen angefahren werden.

Noch kein konkreter Zeitpunkt

Dem ZIZ wurden vom Landratsamt Zollernalbkreis mehrere Einrichtungen für die Impfung durch ein mobiles Impfteam (MIT) gemeldet. Wann die Impfung durchgeführt wird und welche der Einrichtungen starten wird, steht zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht fest“, so die Info des Landratsamts.

Anmeldemodalitäten folgen

Ein klein wenig konkreter sind die Angaben des Landratsamts zum Kreisimpfzentrum in Meßstetten: „Mobile Impfteams des Kreisimpfzentrums (KIZ) werden entsprechend der Vorgaben des Sozialministeriums voraussichtlich am 15. Januar starten. Die genauen Anmeldemodalitäten für die Pflegeeinrichtungen im Zollernalbkreis sind aber bislang noch nicht bekannt.

Auftakt in Nehren

Wie es ablaufen könnte, war gestern in Pflegeheimen in Nehren und Tübingen zu sehen, den ersten Stationen der mobilen Impfteams. Wenn die mobilen Impfungen mal angelaufen sind, sind pro Team drei medizinische Hilfskräfte, ein Arzt und ein Fahrer vorgesehen. Von Zeit zu Zeit werde die Anzahl der Teams erhöht.

Außerdem müsse man die Logistik regeln, weil alle Geimpften registriert werden müssen. Die Impfbereitschaft in den Heimen werde vorab abgefragt, etwa 60 Prozent könnten nicht mehr selbst einwilligen. Diese Entscheidung liegt dann bei den Angehörigen.

Bis zum Bodensee

Weil der Kreis Tübingen ein Zentrales Impfzentrum (ZIZ) verantwortet, fahren die mobilen Impfteams auch in die Landkreise Zollernalb Reutlingen, Calw, Sigmaringen und den Bodenseekreis fahren. Letzteren würden die Tübinger laut Landrat Joachim Walter „gern an ein anderes ZIZ abgegeben, da die Strecken doch sehr weit sind“. Bislang ist das Tübinger ZIZ aber noch dafür verantwortlich.

Keine Hausbesuche

Die mobilen Impfteams fahren Pflegeheime oder Hospize an, nicht aber über 80-Jährige, die zuhause leben und betreut werden. Das stößt auf Kritik. Doch dies zu ändern, liege nicht in der Entscheidungsmacht des Landkreises, so Walter, und es sei logistisch gar nicht möglich, erklärte die Tübinger DRK-Präsidentin Lisa Federle, zugleich Pandemie-Beauftragte des Landkreises Tübingen.

4800 Impfdosen

Im Tübinger Zentralen Impfzentrum in der Paul-Horn-Arena wird ab dem 4. Januar geimpft. Dafür stehen zunächst theoretisch 4800 Impfdosen pro Woche zur Verfügung, von denen aber 2400 eingelagert werden müssen, um die Zweitimpfung (sie ist etwa 21 Tage nach der Erstdosis nötig) zu gewährleisten, „falls die Lieferkette mal versiegt“, sagte Buess. Also bleiben 1900 für das Impfzentrum und 500 für die mobilen Impfteams. Von den 18 Impfbahnen stehen beim Start am kommenden Montag drei zur Verfügung – schlicht, weil nicht mehr Impfstoff vorhanden ist.

Jederzeit Schalter umlegen

Zunächst wird der mRNA-basierte Impfstoff von Biontech und Pfizer gespritzt, noch im Januar wird das Moderna-Präparat erwartet, dann kann die Zahl der Impfungen erhöht werden. „Wir können zu jeder Zeit den Schalter umlegen, wenn wir mehr Impfstoff bekommen“, sagte Landrat Walter. Sind alle Impfbahnen in Betrieb, können einmal maximal 2300 Menschen pro Tag in Tübingen geimpft werden.

„Ein bisschen Gerumpel“

Am Tübinger Uniklinikum wurden eigens zwei Impfbahnen eingerichtet, um die Beteiligten auch vor Ort impfen zu können. Die „Extraration“, wie sie Klinikumsdirektor Michael Bamberg nannte, umfasse rund 500 Dosen. Bamberg sprach auch davon, dass man im Impfzentrum am Anfang auch „ein bisschen Gerumpel“ erwarten müsse, das bei „solch einer gewaltigen Aufgabe“ nicht zu verhindern sei. Das UKT kümmert sich in der Paul-Horn-Arena um die medizinische Leitung, der Kreis um die Infrastruktur.

Diskussion um Ärztelohn

Die Beteiligten bestätigten auch, dass Ärzte im Impfzentrum 130 Euro pro Stunde verdienen werden. Das sei vom Landessozialministerium vorgegeben, sagte Walter. Lisa Federle, die in der Kommission der Pandemie-Beauftragten über die Verdienstfrage diskutierte, räumte ein, dass sie lieber etwas weniger Gehalt angedacht und die Differenz eher den Hausärzten für die Aufklärung zur Verfügung gestellt hätte. „Das wäre wesentlich sinnvoller“, sagte Federle. „Aber jetzt muss man das so hinnehmen.“

300 Mitarbeiter im Impfzentrum

Im Impfzentrum in Tübingen werden insgesamt 300 Menschen arbeiten, jeweils im Vollbetrieb (7 bis 21 Uhr) sind 150 Personen pro Tag tätig (90 in der Verwaltung, 60 im medizinischen Bereich). Helfende werden nun keine mehr gesucht, in den kommenden Tagen beginne die Einteilung der Schichten. Insgesamt rechnet der Kreis mit Kosten von 12 Millionen Euro, die von Land und Bund getragen werden. Die Impfwilligen bezahlen nichts.

Über Hotline oder Internet

Impftermine können telefonisch unter der bundesweiten Rettungsnummer 116117 oder im Internet unter impfterminservice.de/impftermine angemeldet werden.