Sigmaringen

Der Wahlkreis Sigmaringen bleibt grün: Andrea Bogner-Unden siegt mit klarem Vorsprung

14.03.2021

Von Gudrun Stoll

Der Wahlkreis Sigmaringen bleibt grün: Andrea Bogner-Unden siegt mit klarem Vorsprung

© Privat

Andrea Bogner-Unden hat für die Grünen eine zweites Mal das Direktmandat gewonnen.

Andrea Bogner-Unden hat für die Grünen das Direktmandat für Sigmaringen verteidigt. Klaus Burger (CDU) musste bangen, bleibt über das Zweitmandat aber Mitglied des Landtags. FDP-Kandidat Björn Brenner gelang eine fulminante Aufholjagd. Den Einzug ins Parlament hat er aber nicht geschafft.

Viele Jahre war der Landkreis Sigmaringen eine sichere Bank für die CDU. Als vor fünf Jahren das Direktmandat überraschend an die Grüne-Kandidatin Andrea Bogner-Unden ging, glich das einem Erdrutsch. 33,7 Prozent der Wählerstimmen holte die Lehrerin aus Wald damals für die Kretschmann-Partei. Sie musste fünf Jahre später um ihr Mandat nicht bangen. Ganz im Gegenteil, der Wahlkreis Sigmaringen ist noch grüner geworden. Bogner-Unden erhielt gestern 32,58 Prozent der Wählerstimmen.

Mit Leidenschaft und Elan geht’s weiter

Sie gab sich am Wahlabend bescheiden. Der Wähler habe mit diesem Votum ihren Einsatz honoriert, aber auch die Arbeit von Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Plan B wäre für sie der Ruhestand gewesen. Doch nun greife Plan A: Für weitere fünf Jahre will sich die 66-Jährige mit Leidenschaft und Elan im Landtag für ihren Wahlkreis einsetzen.

Hand in Hand für gute Bahnverbindung

Mit Blickkontakt zu den Nachbarn, denn Sigmaringen und die Zollernalb arbeiten Hand in Hand, um eine gut getaktete und elektrifizierte Bahnverbindung von Aulendorf bis nach Stuttgart zu erreichen. Die Zusammenarbeit mit Landrat Günther-Martin Pauli klappe ganz hervorragend, wirft Bogner-Unden einen freundschaftlichen Stein in den Garten der Zollernälbler.

Bei allem Grund zum Jubeln - eine Wahlparty gab es bei den Grünen nicht. Die Mitglieder aus dem Kreis Sigmaringen ließen die Sektkorken digital knallen.

Für CDU ein Wechselbad der Gefühle

Für Klaus Burger war der Wahlabend mit einem Wechselbad der Gefühle verbunden. Er wollte für die CDU für eine dritte Amtszeit antreten. Der 62-Jährige hatte aber schon vor dem Wahlsonntag die klare Ansage gemacht, dass danach für ihn Schluss sei. Burger rückte im Jahr 2012 für die Wahlkreisabgeordnete und damalige Ministerin Tanja Gönner nach, die 2011 ihr Mandat niedergelegt hatte.

Der Vorsitzende des CDU-Kreisverbandes holte bei der Wahl 2016 insgesamt 32,3 Prozent der Wählerstimmen, verlor aber das spannende Rennen um das Direktmandat gegen die Konkurrentin der Grünen. Erstmals seit 1976 rückte die CDU in ihrer Hochburg die zweite Reihe.

Burger bleibt über Zweitmandat im Landtag

Die Talfahrt hält an. Die Landes-CDU hat am Sonntag ihr historisch schlechtestes Ergebnis eingefahren. Auch Burger holte nur noch 27,8 Prozent der Wählerstimmen. Die Auszählung dauerte bis nach Mitternacht. Aber Klaus Burger hat es geschafft, für die CDU das Zweitmandat zu sichern. Das Statistische Landesamt hat am Montagmorgen das Ergegnis bekannt gegeben.

Der Wähler hat entschieden

Die Unzufriedenheit der Bürger mit den seines Erachtens notwendigen Maßnahmen brach sich zu Ungunsten der Union ihre Bahn, kommentiert Klaus Burger das dennoch bittere Wahlergebnis. Dies, obwohl in Baden-Württemberg die Grünen als stärkste Partei (mindestens) ebenso in der Verantwortung stünden.

Hinzu komme das Fehlverhalten einzelner Unionspolitiker, das er selbst aufs Schärfste verurteile. Unter diesen Eindrücken seien eigene Arbeitsschwerpunkte wie Familie, Ehrenamt und Landwirtschaft in den Hintergrund gerückt.

Dennoch habe er zusammen mit „einem großartigen Team“ den Wahlkampf möglichst bürgernah gestaltet. Der Souverän habe entschieden und es stehe ihm nicht zu, das Votum des Wählers zu kritisieren.

Land braucht mehr als Blühwiesen

Ihm sei das einzige Argument „Kretschmann-Wählen“ als Zukunftsperspektive zu wenig. Burger: „Um Baden-Württemberg nach vorne zu bringen braucht es meines Erachtens mehr als E-Autos, Radwege und Blühwiesen“.

FDP-Kandidat punktet, holt aber keinen Sitz

Unter den zwölf Bewerberinnen und Bewerbern im Wahlkreis 70 Sigmaringen ist den Beobachtern der FDP-Kandidat Dr. Björn Brenner mit einem guten Wahlkampf aufgefallen.

Der Wahlkreis Sigmaringen bleibt grün: Andrea Bogner-Unden siegt mit klarem Vorsprung

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Klaus Burger hat im Abwärtssog der CDU Stimmen eingebüßt, bleibt aber Mitglied des Landtags.

Der Eindruck täuschte nicht, denn der Arzt hat mit 12,12 Prozent ein sensationell gutes Ergebnis erreicht und kann sich als der heimliche Sieger fühlen. Während der CDU-Landtagsabgeordnete Klaus Burger 4,5 Prozentpunkte einbüßte, gewann der in Inzigkofen lebende Arzt knapp ebenso viele Prozentpunkte hinzu.

Wer holt Zweitmandat?

Der Mediziner stammt aus dem südlichen Hunsrück, ist auf der Schwäbischen Alb aufgewachsen und im Donautal, genauer gesagt in Inzigkofen, sesshaft geworden.

Dr. Björn Brenner arbeitet aktuell im MVZ Gesundheitszentrum Zollern-Alb-Albstadt als leitender Arzt. Neben der Passion für Sport und Medizin hat er die Politik als drittes Feld entdeckt, um sich, wie er in seiner Wahlwerbung schreibt, als Mensch zu versuchen. Der 38-Jährige ist Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes Sigmaringen.

Schnell und effektiv gearbeitet

Die Teams in den Wahllokalen und auf dem Landratsamt Sigmaringen haben schnell, effektiv und pannenfrei gearbeitet. Schon gegen 21 Uhr waren im Wahlkreis 70 (Sigmaringen) alle Stimmen ausgezählt. Das Ergebnis: Die Grünen-Abgeordnete Andrea Bogner-Unden holte 32,58 Prozent der Stimmen und zieht ein zweites Mal mit Direktmandat in den Landtag ein. Klaus Burger von der CDU landete mit 27,78 Prozent auf dem zweiten Platz und bleibt ebenfalls Abgeordneter. Dr. Björn Brenner holte mit der FDP 12,12 Prozent. Sein Erfolg reicht aber nicht aus, um den Liberalen im Wahlkreis Sigmaringen einen Sitz im Landtag zu sichern. Wolfgang Schreiber von der SPD holte 6,23 Prozent der Stimmen, die Linke mit Susana Pereira-Dias erhielt 2,44 Prozent.

Blick ins Detail

Grünen-Kandidatin Andrea Bogner-Unden hat ihr Ergebnis von vor fünf Jahren (32,6 Prozent) nahezu gehalten, der CDU-Abgeordnete Klaus Burger erlangte 27,8 Prozent und musste deutliche Verluste hinnehmen (minus 4,5 Prozentpunkte). Zu den Gewinnern der Landtagswahl im Kreis zählt Dr. Björn Brenner von der FDP. Der Arzt aus Inzigkofen legte im Vergleich zur Wahl vor fünf Jahren um 4,6 Prozentpunkte zu und kam auf 12,1 Prozent.

Schwenningen bleibt in CDU-Hand

Die AfD erreichte 11,2 Prozent und fuhr ein Minus von 3,5 Prozentpunkten ein. Die SPD kam auf 6,2 Prozent (minus 0,6). Die Wahlbeteiligung lag bei 63,29 Prozent. Nachdem bei der Wahl vor fünf Jahren die Grünen in 15 Kreisgemeinden vorne waren, verbesserten sie ihre Machtposition gegenüber der CDU an diesem Sonntag noch einmal. Die Kreisstadt Sigmaringen ist fest in grüner Hand. Die Partei hat auch Pfullendorf hinzu gewonnen. In Bad Saulgau überholten die Grünen den CDU-Kandidaten Klaus Burger ebenfalls. Veringenstadt ging erstmals an die Grünen, während Klaus Burger Scheer zurückeroberte. Das Gebiet rund um Mengen bleibt in CDU-Hand, ebenso Schwenningen. In Neufra und Stetten a.k.M. liegen die Grünen ebenfalls vor der CDU, wenn auch nicht mit krassem Vorsprung.

Der Wahlkreis Sigmaringen bleibt grün: Andrea Bogner-Unden siegt mit klarem Vorsprung

© Trenz

Ob's ihm in den Landtag reicht, stand lange nicht fest. Es hat nicht gereicht. Aber der FDP-Kandidat Dr. Björn Brenner legte mit seinem Abschneiden dennoch das Überraschungsei des Wahlabends.

Sowohl in Ostrach als auch in Hohentengen lag Burger vorne. Mehr als drei Prozentpunkte lagen in Ostrach zwischen CDU und Grünen. FDP-Mann Brenner fuhr in der Flächengemeinde mit knapp 14 Prozent eines seiner besten Ergebnisse nach dem Rekordergebnis in seiner Heimatgemeinde Inzigkofen (über 14 Prozent) ein.

Der neue Landtag

Im neuen Landtag werden 154 Abgordnete sitzen, elf mehr als in der aktuellen Legislaturperiode. Vergeben wurden in den 70 Wahlkreisen 70 Direktmandate, hinzu kommen 84 weitere Mitglieder über ein Zweitmandat. Der Regierungsbezirk Tübingen ist nach wie vor mit 21 Abgeordneten vertreten, elf haben ihren Wählerauftrag über ein Direktmandat erhalten, zehn haben den Einzug über das Zweitmandat geschafft. Auch an dieser Aufteilung hat sich im Vergleich zu 2016 nichts geändert.

Blick in den Regierungsbezirk

Die Grünen stellen im Regierungsbezirk Tübingen künftig acht Abgeordnete (bislang sieben) - alle über das Direktmandat in ihren Wahkreisen. Die CDU hat sich ihre bisherigen sieben Sitze gesichert, drei über Direktmandate, vier über das Zweitmandat. Für AfD, SPD und FDP bleibt es wie schon bei der Wahl 2016 bei jeweils zwei Sitzen über Zweitmandate.

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