Der Tieringer Landarzt Matthias Hofmann hofft immer noch auf einen Nachfolger

Von Volker Schweizer

Der Tieringer Landarzt Matthias Hofmann geht Ende des Jahres in den Ruhestand. Einen Nachfolger gibt es bislang noch nicht. Der 68-Jährige hofft inständig, dass die Praxis im früheren Schulhaus nicht verwaist.

Der Tieringer Landarzt Matthias Hofmann hofft immer noch auf einen Nachfolger

Dr. Matthias Hofmann hört Ende des Jahres auf. Einen Nachfolger gibt es noch nicht.

Er selber hat eine Anzeige geschaltet und darin für den Standort Tieringen geworben. Mit einem Bild von der Ortsansicht wollte er jungen Medizinern die „landschaftlich reizvolle Gegend auf der Schwäbischen Alb“ schmackhaft machen, sie darüber informieren, dass es in der Umgebung Schulen, ein Schwimmbad, Lifte, Loipen und einen Badesee gibt. Auch auf die „weltweit erfolgreich agierenden Firmen im Ort“ wies er hin. Die Reaktion war gleich null.

Vielleicht geht noch ein Türchen auf

Auch eine Anzeigenkampagne der Firma Interstuhl, die in sämtlichen Ärzteblättern inseriert hat, verlief bislang erfolgreich. Dem Bürohersteller gehört das Gebäude, in der früher auch die Sparkasse und die Post untergebracht waren, direkt an der Ortsdurchfahrt.

Hofmann gibt aber die Hoffnung nicht auf und verweist auf eine am Samstag erschienene Annonce in unserer Zeitung: „Vielleicht geht ja doch noch ein Türchen auf.“

Die Vorzüge herausstellen

Dass Ärzte für ländliche Gebiete nur schwer zu finden sind, ist hinlänglich bekannt. Der 68-Jährige will deshalb nicht ins Klagelied der Branche einstimmen. Seiner Meinung nach sollten vielmehr die Vorzüge, die sich nicht nur auf die Infrastruktur beschränken, herausgestellt werden.

So zum Beispiel die Chance für einen jungen Mediziner, eigener Chef zu sein und die Arbeitszeit und den Urlaub selbst bestimmen zu können. Auf seinen Nachfolger warte weniger Bürokratie als in einer Klinik, ein gesichertes Einkommen und nur bis zu sechs Wochenenddienste im Jahr.

Er oder sie könne die Praxis kostenneutral übernehmen – mit einem Stamm von rund 1000 Patienten. Zum Aufgabengebiet gehöre darüber hinaus die Betreuung der Mitarbeiter von Mattes & Ammann, Interstuhl und der Stadtverwaltung Meßstetten.

Von Leipzig nach Tieringen

Matthias Hofmann stammt aus Leipzig. Im Februar 1989, also nur weniger Monate vor dem Mauerfall, kam er in den Westen, wo er zunächst als Praxisassistent arbeitete. Bis sein Ausreiseantrag genehmigt war, hatte es vier Jahre gedauert.

Dass die Firma Interstuhl einen Arzt suchte, wusste er von Freunden. „Meine Bewerbung wurde über die Grenze geschmuggelt“, berichtet Hofmann. Er war nicht der einzige, der die neue Praxis führen wollte. Aus über 40 Bewerbern fiel die Wahl dann aber auf ihn.

„Nach fast 30 Jahren reicht es einfach“

Unzählige Patienten aus Tieringen und der Umgebung haben in der Vergangenheit die Praxis durchlaufen. Die Menschen schätzen ihn und vertrauen ihm.

Er kann deshalb nicht verbergen, dass ihm der Schritt wehtut und er schweren Herzens den weißen Kittel an den Nagel hängt. Hofmann betont aber auch: „Nach fast 30 Jahren reicht es einfach.“

Enkelkinder leben in Schweden

„Ich habe ein bisschen Angst vor der freien Zeit“, gesteht er. Der Oldtimer-Fan will in Tieringen wohnen bleiben, aber auch viel auf Reisen gehen und die Kontakte in seine alten Heimat Leipzig wieder intensivieren. Öfters als bisher möchte Hofmann auch die beiden Enkelkinder sehen, die in Schweden leben. Ein Sohn arbeitet dort als Urologe. Der zweite Sohn ist von Beruf Autoingenieur.