Rosenfeld

Der Täbinger Erhardt Sautter tritt nach 30 Jahren von Rosenfelds kommunalpolitischer Bühne ab

10.05.2019

Von Rosalinde Conzelmann

Der Täbinger Erhardt Sautter tritt nach 30 Jahren von Rosenfelds kommunalpolitischer Bühne ab

© Rosalinde Conzelmann

Kirchturmdenken ist nicht sein Ding: Erhardt Sautter, der seine Heimatgemeinde Täbingen liebt, nimmt nach 30 Jahren seinen Abschied als Dorfchef und Gemeinderat.

Sein Entschluss steht felsenfest – dieses Mal hat sich Erhardt Sautter nicht überreden lassen: Der Täbinger Ortsvorsteher tritt bei den Kommunalwahlen als Gemeinderat und Ortschaftsrat nicht mehr an. Ganz die Finger von der Lokalpolitik kann er allerdings nicht lassen: Er steht auf der Kandidatenliste für den Kreistag.

Drei Jahrzehnte sitzt der Polizeibeamte nun am Ratstisch im Rosenfelder Rathaus und zählt damit zu den dienstältesten Lokalpolitikern in der Stadt. Ein Vierteljahrhundert, von 1989 bis 2014, war er Ortschaftsrat; zehn Jahre, von 1989 und 1999, bestimmte er im Gemeinderat mit und seit 20 Jahren ist Sautter Ortsvorsteher in seiner Heimatgemeinde – von 2000 bis 2019.

Ein Täbinger durch und durch

Sautters Rückblick fällt positiv aus. „Nie und nimmer hätte ich 1989 bei meiner ersten Wahl gedacht, dass daraus drei Jahrzehnte werden“, sagt der 59-Jährige, dessen Lebenslauf von Kontinuität und Heimatverbundenheit geprägt ist. Der Ur-Täbinger ist seinem Heimatdorf ein Leben lang treu geblieben und gründete dort nach Schule und Ausbildung auch seinen Hausstand mit seiner Ehefrau Edeltraud. Die Kinder Nadine und Dirk sind heute 27 und 30 Jahre alt.

Beständig und beharrlich

Der Polizeibeamte, der von sich sagt, dass Beständigkeit und Beharrlichkeit seine Lebensmaximen sind, war 27 Jahre beim Polizeiposten Schömberg angestellt; seit 2011 ist er Mitarbeiter der Balinger Revierleitung. Seine Beharrlichkeit ist ihm auch in der Kommunalpolitik zugute gekommen. „Denn dort lernt man, dicke Bretter zu bohren.“

Noch kein Nachfolger in Sicht

Erhardt Sautter wurde von seinem Vorgänger Willi Seemann, der ein Vorbild für ihn war, vor 19 Jahren überredet, den Posten des Ortsvorstehers zu übernehmen. Er wurde vor fünf Jahren nochmals überedet, weiterzumachen, als er bekannt gab, dass er aufhören möchte. Jetzt aber will er einen Schlussstrich ziehen, obwohl es ihn beschäftigt, dass noch kein Nachfolger in Sicht ist. „Es wäre mir natürlich lieber, wenn diese Frage geklärt wäre“, sagt er.

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Ich hatte nie das Gefühl, das Täbingen innerhalb der Gesamtstadt zu kurz gekommen ist. Erhardt Sautter

Die Schließung der Bankfiliale und die Abschaffung der Unechten Teilortswahl haben mich geärgert. Täbingens Ortsvorsteher

Er will jetzt an sich denken und an seine Familie, ohne deren Unterstützung er das Ehrenamt nicht hätte ausführen können. Denn die zeitliche Belastung ist enorm. Der 59-Jährige hat darüber Buch geführt. 40 bis 50 Stunden pro Woche kommen zusammen, sagt er. Diese Zeit will er nun selbstbestimmt verbringen und jeden Tag genießen. „Und in Haus und Hof ist auch jede Menge liegen geblieben“, sagt der Polizeibeamte lachend.

In seinem Rückblick sind ihm einige politische Entscheidungen besonders im Gedächtnis geblieben. Die Täbinger führten schon vor 17 Jahren eine Windkraft- und vor zehn Jahren eine Mobilfunkdebatte. Beide Vorhaben, die Errichtung von drei Windkraftanlagen und der Bau eines Funkmastens, wurden verhindert. „Wir haben uns gewehrt und gewonnen, gemäß dem Motto, wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren“, betont Sautter.

Auch Frust erlebt

Vergeblich kämpften die Täbinger gegen die Schließung ihrer Bankfiliale vor zwei Jahren. Dieser Verlust der Infrastruktur ärgert Sautter noch immer. „Wir haben nicht mal mehr einen Automaten“, sagt er. Ebenso wurmt ihn die Abschaffung der Unechten Teilortswahl noch immer: „Denn einfacher wird dadurch gar nichts“. Als schwieriges Terrain bezeichnet er Grundstücksverhandlungen, von denen er in seiner Amtszeit viele geführt hat. Stichworte: Hochwasserschutz und Schuppengebiet Schaltern.

Dafür hat Täbingen, das, wie Sautter scherzhaft sagt, zentral abseits liegt, einen Kindergarten, den es zu erhalten gebe, ein reges Vereinsleben und eine Metzgerei. Sautter freut sich auch, dass die stattlichen Bauernhäuser im Ortskern Liebhaber finden und saniert werden und so der Ortskern nicht ausstirbt.

In seiner langen Amtszeit hat der Täbinger viel erreicht. Sein Heimdorf ist eine liebenswerte Gemeinde, in der sich die Menschen kennen und auch gerne engagieren. Das Miteinander mit der Kirche ist gut. Sautter bedauert deshalb, dass Täbingen keinen eigenen Pfarrer mehr haben wird.

Acht Millionen fließen ins Dorf

Alles in allem aber, sagt Sautter, habe sich Täbingen gut entwickelt. Die Liste der Maßnahmen und Projekte, die Sautter mit auf den Weg gebracht ist, ist lang und betrifft alle Bereiche. Sautter hat sich die Mühe gemacht und gerechnet: „Landkreis und Stadt haben in den vergangenen vier Wahlperioden acht Millionen Euro in Täbingen investiert.“ Der Polizist, der gerne wandert und radfährt, hatte auch nie das Gefühl, dass Täbingen in der Gesamtstadt zu kurz gekommen ist.

Ein Projekt aus jüngerer Zeit liegt ihm besonders am Herzen: die immer wieder verschobene Sanierung der Turn- und Festhalle, die nun starten wird. „Die Einweihung hätte ich noch gerne als Ortsvorsteher gemacht“, bekennt Sautter, der seit zehn Jahren im Männergesangverein singt. Dies sei, ebenso wie der Sport, ein schöner Ausgleich für ihn. Sautter hofft immer noch, dass sich ein Nachfolger finden wird. Denn das Ehrenamt sei zwar anstrengend, aber auch erfüllend und bereichernd. „Ich habe von den Amt profitiert und das Amt von mir“, lautet seine persönliche Bilanz zum Abschied.

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