Stetten a.k.M

Der Pfarrer vom Großen Heuberg ist der Vater der modernen Notfallseelsorge

12.08.2019

Von Susanne Grimm

Der Pfarrer vom Großen Heuberg ist der Vater der modernen Notfallseelsorge

© Susanne Grimm

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut überreichte Pfarrer und Geistlicher Rat Edwin Müller das Verdienstkreuz und die vom Bundespräsidenten unterzeichnete Urkunde.

Pfarrer Edwin Müller gilt als ein Pionier der modernen Notfallseelsorge. Sein nimmermüdes Engagement wurde am Montag in einer Feierstunde im Bildungszentrum Gorheim mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande gewürdigt

Die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut hat im Namen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einer Feierstunde im Kloster Gorheim Pfarrer Edwin Müller das Bundesverdienstkreuz am Bande überreicht. Zahlreiche hochrangige Gäste hatten sich gestern zu dieser außergewöhnlichen Ehrung im Festsaal des Bildungszentrums Gorheim eingefunden.

Die Saat braucht viele Regentropfen

Es brauche viele Regentropfen, um die Saat aufgehen zu lassen, sagte der Geehrte, der sich selber ganz bescheiden als „Kondensationspunkt“ bezeichnete, den jeder Tropfen braucht, um überhaupt entstehen zu können. Sowohl der Geistliche Rat und Dekan Christoph Neubrand, der die Begrüßung übernahm, als auch die Laudatorin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut (MdL) und Landrätin Stefanie Bürkle, auf deren Antrag die Ehrung zustande kam, sahen dies anderes.

Alle drei hoben das landesweite Engagement von Pfarrer Müller hervor, auf dessen Betreiben die verbesserten Standards und einheitlicheren Strukturen der Notfallseelsorge im ganzen Land.

Seelische Not erkannt

Die seelische Not der Angehörigen und der Beteiligten eines traumatischen Geschehens zu lindern, erkannte der Seelsorger als die Lücke im Rettungswesen, die dringend geschlossen werden musste. Als noch kaum einer wusste, was Notfallseelsorge ist und wie das gehen soll, habe sich Pfarrer Müller mit Gleichgesinnten der Aufgabe angenommen, beschrieb Dekan Neubrand dessen Pionierrolle.

Der Seelsorger sei in den Anfangsjahren auf viel Unverständnis nicht nur unter seinen priesterlichen Kollegen gestoßen, er musste vielmehr auch die Diözesanverantwortlichen sowie die Mitglieder der „Blaulicht-Fraktion“, sprich Feuerwehr, medizinische Rettungskräfte und andere, überzeugen.

Inzwischen sei die Notfallseelsorge „im Herzen der Kirche angekommen“ und aus dem gesamten Rettungswesen nicht mehr wegzudenken. Die Diözese habe dem Rechnung getragen und Edwin Müller schon vor einigen Jahren den Titel „Geistlicher Rat“ verliehen.

Leuchtendes Vorbild

Landrätin Stefanie Bürkle bezeichnete ihn als „leuchtendes Vorbild“, der sein Leben in den Dienst anderer gestellt habe. In der Notfallseelsorge gehe es nicht nur um die Betroffenen und ihre Angehörigen , sondern auch um die Helfer selber, die in schweren Unfallgeschehen funktionieren müssen, aber das Erlebte mit nach Hause tragen.

„Die Notfallseelsorge sorgt dafür, dass schwere Belastungsstörungen gar nicht erst auftreten“. Dies sei „ein unendlich wertvoller Dienst an den Menschen“.

Auch in der Sigmaringer Klinik habe der Geistliche die Klinikseelsorge auf einen Stand gebracht, „die manchen Vergleich mit großen Kliniken nicht zu scheuen braucht“. Bei all der Aufbauarbeit habe er sich nicht geschont und weiterhin aktiven Dienst geleistet.

Allein im vergangenen Jahr war Pfarrer Müller bei 180 Notfalleinsätzen dabei und habe dazu vier Nächte pro Woche sowie eine Nacht je Wochenende Dienst, beziehungsweise Rufbereitschaft in der Klinik geleistet.

Fotostrecke

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Feierstunde mit den Laudatoren. Unser Bild zeigt von links Dekan Christoph Neubrand, Landrätin Stefanie Bürkle, Pfarrer Edwin Müller, Ministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut MdL, und Klaus Burger MdL.

© Landratsamt

Pfarrer und Geistlicher Rat Edwin Müller.

© Susanne Grimm

Die Festgemeinde.

© Susanne Grimm

„Es kommt selten vor, dass ich jemanden für das Bundesverdienstkreuz vorschlage“, sagte die Landrätin mit Blick zu Edwin Müller, „aber bei Ihnen war es mit eine Herzensangelegenheit“, hob die Landrätin hervor.

Die musikalische Ausgestaltung der Verleihungsfeier hatte der Gospelchor „Living Voices“ aus Veringenstadt unter der Leitung von Anton Roggenstein übernommen.

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