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„Der Mensch stand für mich immer im Mittelpunkt“

Von Stefan Musolf

Der Leiter des Bundeswehr-Dienstleistungszentrums Stetten a.k.M, Hartmut Keßler, geht in den Ruhestand. Er wird am Donnerstag, 12. Oktober, verabschiedet.

Ende Oktober räumt Hartmut Keßler seinen Schreibtisch. Er freut sich auf mehr Zeit mit seinen Enkelkindern.

Seit Dezember 2004 leitet Hartmut Keßler das Bundeswehr-Dienstleistungszentrum (BwDLZ). Ein Nachfolger steht noch nicht fest.

Der 64-Jährige vergleicht sein Amt mit dem eines Bürgermeisters: „Ich muss gucken, dass in der Kaserne alles funktioniert.“ Seine Behörde umfasst rund 800 Arbeitsplätze, davon befinden sich etwa 550 im Landkreis Sigmaringen. Die Aufgaben sind vielfältig, wie etwa Personalangelegenheiten oder die Beschaffung von Bekleidung und Verpflegung.

Keßler ist in Sigmaringen aufgewachsen und hat dort eine Banklehre absolviert. Durch seine Soldatenzeit kam er zur Bundeswehr-Verwaltung. Er war unter anderem bei der Wehrbereichsverwaltung Süd in Stuttgart in mehreren Funktionen tätig – hauptsächlich im Personalbereich. Von April 1991 bis 1993 arbeitete er bei der Wehrbereichsverwaltung Ost in Straußberg bei Berlin.

„Die Zeit dort war sehr schön. Ich erinnere mich gerne daran zurück“, sagt Keßler. Nach Stationen bei der Standortverwaltung in Pfullendorf und Sigmaringen sowie dem Kreiswehrersatzamt Ravensburg übernahm Keßler im Dezember 2004 die Leitung des BwDLZ Stetten, das damals noch „Standortverwaltung“ hieß.

Ab Mai 2013 hatte er zusätzlich die kommissarische Leitung des BwDLZ Immendingen inne. „Dieser Bereich ist mittlerweile aufgelöst und von Daimler übernommen. Es war spannend, mit den Leuten von Daimler Benz zu tun zu haben.“ Der Autobauer errichtet auf dem Immendinger Kasernengelände eine Teststrecke.

Seine Aufgabe beschreibt Keßler als Tätigkeit mit einem sehr hohen Verantwortungsgrad: „Für mich ist er der schönste Job, den es gibt. Er ist vergleichbar mit dem eines Kommandeurs der Truppe.“ Keßler werde die Behörde mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlassen. „Lachend wegen der tollen Aufgabe, die hinter mir liegt“, sagt Keßler. Und weinend, weil es auch Momente gab, die ihm nahe gingen. Etwa wenn Standorte aufgelöst und Mitarbeiter abgebaut werden mussten.

„Ich bin ein Kind der Region. So trafen mich vor allem die Auflösungen der Standorte Sigmaringen, Mengen und Meßstetten“, sagt der 64-Jährige. Die Abwicklung war eine gewaltige Herausforderung: „Wenn dann am Ende die Abgabe dieser Liegenschaften erfolgt, treibt einem das die Tränen in die Augen.“Keßler hat mehrere Strukturreformen der Bundeswehr erlebt. Allein seine Behörde wurde von 1300 Arbeitsplätzen im Jahr 2010 auf mittlerweile rund 800 verschlankt.

Ihn freue es, dass der Standort Stetten a.k.M. als großer Gewinner aus der Strukturreform von 2011 hervorging: Mittlerweile sind hier rund 3000 Soldaten stationiert. Künftig gelte es, die erreichten Strukturen zu konsolidieren. Das BwDLZ Stetten habe seine Zielvorgaben erfüllt.

„Wir stoßen bei der Gewinnung von Fachpersonal an unsere Grenzen.“ Vor allem Fachkräfte wie Elektromeister oder Wassermeister seien schwer zu bekommen. Aufgrund der vielfältigen Aufgaben sei das BwDLZ Stetten ein attraktiver Ausbildungsbetrieb für junge Menschen, sagt Keßler: Es gibt hier mehr als 40 Auszubildende auf drei Lehrjahre verteilt. Besonders vermissen werde Keßler im Ruhestand seine Mitarbeiter: „Der Mensch stand für mich immer im Mittelpunkt.“

Er freue sich aber darauf, mehr Zeit für die Familie zu haben – vor allem für seine zwei Enkelkinder. „Ich will mehr und regelmäßig Sport treiben“, sagt Keßler zu seinen Vorsätzen. Seine vielen Termine und Dienstreisen standen dem oft im Weg.

Der 64-Jährige ist der Vorsitzende des Tennisclubs Krauchenwies: „Das ist die Sportart Nummer 1 für mich.“ Zudem will sich Keßler mehr an der frischen Luft bewegen – etwa mit dem E-Bike oder beim Walken.