Der Kindersegen hat Folgen für die Stadt Geislingen: Die Kitas platzen aus den Nähten

Von Rosalinde Conzelmann

Es ist ein Luxusproblem, das die Geislinger lösen müssen: Die Kindertagesstätten kommen an ihre Grenzen. Tanja Schick, Leiterin der Kita Regenbogen in Binsdorf, berichtete in der Sitzung des Binsdorfer Ortschaftsrats, dass sie Eltern absagen muss. Keine angenehme Aufgabe. Da die Kinderzahlen weiter steigen, muss die Stadt nach Lösungen suchen.

Der Kindersegen hat Folgen für die Stadt Geislingen: Die Kitas platzen aus den Nähten

In der Kita Regenbogen in Binsdorf wurde während des zweiten Lockdowns eine neues Raumkonzept erstellt und unter anderem eine kleine Arztpraxis eingerichtet.

Gut, dass der Ortschaftsrat am Montag in der Festhalle tagte: Denn Tanja Schick, Leiterin der Kita Regenbogen mit den Standorten Binsdorf und Erlaheim, hatte ihr komplettes Team dabei, das mehrere Stuhlreihen besetzte. Dazu kamen noch weitere Zuhörer aus Binsdorf.

Die Erzieherin schilderte, wie Corona den Alltag in den beiden Kindergärten verändert hat und was im vergangenen Jahr trotz allem auf die Beine gestellt worden ist. Ebenso wie beim Bericht von Schulleiterin Melanie Ott (der ZAK berichtete bereits) wurde deutlich, dass die Pandemie Erzieher, Eltern und Kindern außerordentlich fordert, aber auch viel Kreativität zu Tage bringt.

Im Mai sind beide Gruppen voll

In der Kindertagesstätte in Binsdorf gibt es zwei altersgemischte Gruppen. Im Mai sind alle 45 Plätze belegt, teilte Schick mit. Nach einer Delle im August, weil elf Kinder eingeschult werden, ist die Auslastung 2022 bis auf den August, wenn sechs Kinder eingeschult werden, weiter gut. Ab Juni 2023 liegt die Auslastung bei 100 Prozent. „Wir können erst wieder im August 2023 Plätze anbieten.“

Krippe ist nächstes Jahr ausgelastet

Die Krippe mit zehn Plätzen ist ab Januar 2022 voll. „Erst Ende 2023 haben wir wieder Kapazität“, so die Erzieherin. Auf Nachfrage aus dem Gremium stellte sie klar, dass es Sondergenehmigungen, wie eine kurzzeitige Aufstockung der Gruppengröße, nur in Ausnahmefällen gibt.

Nach diesen nackten Zahlen schilderte sie das Auf und Ab des Kindergartenalltages im vergangenen Jahr. Im Januar wurden noch Projekte durchgeführt und im Februar Fasnet gefeiert, bis der erste Lockdown vom 17. März bis 26. Juni nur noch eine Notbetreuung zuließ. Am 29. Juni waren die Kitas wieder offen – mit Einschränkungen. „Wir haben als erste Einrichtung ein Konzept erarbeitet, um den Kontakt mit den Eltern während der Schließungen zu halten“, erzählte Schick. Alle Geislinger Kitas hätten sich gemeinsam überlegt, was sie tun können.

Eine Arztpraxis für die Kleinen

Es wurden Vorschulpakete erstellt, die bisherigen Konzepte überarbeitet, geputzt und ausgemistet, mit den Eltern telefoniert und regelmäßig Posts an die Kinder verschickt. In der Binsdorfer Einrichtung wurde ein neues Raumkonzept erstellt mit einer kleinen Arztpraxis: „Denn Corona ist ein großes Thema bei den Kindern.“ Es gibt jetzt einen Raum für Rollenspiele, der intensiv genutzt wird und eine Vorschulecke zum Zurückziehen und konzentriert Arbeiten. Seit 22. Februar herrscht wieder Regelbetrieb, selbstverständlich mit Einschränkungen.

Ortsvorsteher Dr. Hans-Jürgen Weger bekräftigte erneut, dass es richtig war, dass die Stadt ihre Erzieherinnen nicht in Kurzarbeit geschickt hat und lobte deren Arbeit: „Ihr macht einen super Job.“

Auslastung bleibt am Anschlag

Er sprach dann nochmals das Thema Auslastung an, weil Tanja Schick inzwischen die undankbare Aufgabe hat, dass sie Eltern absagen muss und die nächsten Jahre weiter viele Kinder geboren werden. „Wenn alle Eltern ihren Rechtsanspruch wahrnehmen würden, wären wir jetzt schon proppenvoll“, so Dr. Weger.

Bereits jetzt würden Binsdorfer Kinder nach Erlaheim oder Geislingen gehen. Oder in den Waldorfkindergarten nach Frommern. In Erlaheimer wurde erst jüngst eine zweite Gruppe eingerichtet. „Dort kommen wir bis 2024 über die Runden“, so Schick.

Es wird in allen Kitas eng

Binsdorf ist keine Ausnahme, auch in den Kitas der Kernstadt sieht es ähnlich aus. Die zweite Gruppe im Waldkindergarten sei fast voll. „Ich bin heilfroh, dass wir als Stadt dieses Problem haben“, meinte Weger. Denn Kinder seien die Zukunft. Die Stadt müsse nach einer Lösung suchen. „Wir werden den Kindergarten erweitern müssen“, sieht Weger nur diesen Weg.