Der Breitbandausbau in Meßstetten kommt in Schwung

Von Gudrun Stoll

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Der Breitbandausbau in Meßstetten kommt in Schwung

Breitbandausbau, neuer Zweckverband, Haushalt: Der Meßstetter Gemeinderat hat viele wichtige Projekte auf den Weg gebracht.

Der Meßstetter Gemeinderat hat wichtige Weichen gestellt für die Breitbandversorgung. Die Aufträge für den Bau der Glasfaserleitungen sind erteilt und ein Eigenbetrieb gegründet, über den die finanzielle Abwicklung läuft. Den Wirtschaftsplan für diesen Eigenbetrieb hat der Gemeinderat im Zuge der Haushaltsverabschiedung vorige Woche genehmigt.

Backbone-Netz kostet 3,2 Millionen Euro

Bereits im Juni 2020 erhielt die Netze BW den Zuschlag zum Bau des Backbone-Netzes in Meßstetten – für 3,22 Millionen Euro. Außerdem wurde die Komm.Pakt.Net ermächtigt, in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt die Projektsteuerung auszuschreiben und zu vergeben.

Hausanschlüsse sind extra

Allerdings ist im Angebotspreis die Herstellung von betriebsbereiten Hausanschlüssen nicht beinhaltet. Hierbei wird zwischen trassennah (Straßenseite, in der die Leitungen verlegt werden) und „trassennah und trassenfern“ (Straßenseite, in der die Leitungen verlegt werden und die gegenüberliegende Straßenseite) unterschieden.

Trassennah und trassenfern

Die Stadtverwaltung Meßstetten geht von insgesamt 309 potenziellen Hausanschlüssen aus, die trassennah verlegt werden können, 220 Hausanschlüsse liegen trassenfern. In den Kosten für die Hausanschlüsse enthalten sind die Tiefbauarbeiten auf öffentlichem Grund, die notwendigen Netzverteiler, die passive Technik im POP-Standort (Schnittstelle), der Glasfasereinzug sowie die Kosten für das Hausanschlussmanagement und die Komplettabwicklung der Hausanschlüsse.

Tiefbau bezahlt Eigentümer

Den Glasfasereinzug auf privatem Grund übernimmt die Gemeinde, sie bleibt auch Eigentümerin und regelt über einen „Hausanschluss- und Gestattungsvertrag“, ob und in welcher Höhe sie beim Grundstückseigentümer Kosten erhebt. Die Tiefbaukosten auf privater Fläche müssen von den Eigentümern selbst getragen werden.

Stadt rechnet mit 40 Prozent Interessenten

Die Gesamtkosten für die Herstellung der Hausanschlüsse hat die Stadt auf Basis der Annahme kalkuliert, dass jeweils 40 Prozent der Anlieger Interesse haben und Verträge abschließen. Demnach sind für 130 trassennahe Anschlüsse 330.000 Euro an Gesamtkosten berechnet, für 220 Anschlüsse (trassennah und trassenfern) weitere 612.000 Euro.

2000 Euro für die Leitung in den Keller

Der Gemeinderat hat noch im Dezember 2020 die Verwaltung ermächtigt, den Auftrag zur Herstellung der passiven Infrastruktur für die Hausanschlüsse an die Netze BW zu vergeben.

Karlheinz Stroppel, Projektleiter Breitband Süd der Netze BW, hatte vor der Abstimmung die Details erläutert. Die unübersichtliche Gemengelage an Zuständigkeiten und verwirrenden Fachbegriffen beiseite geschoben, müssen die Meßstetter schlichtweg wissen: Wer einen Hausanschluss an das Breitbandnetz verlegen lassen will, muss knappe 2000 Euro bezahlen – für das Verlegen der Leitung und die Kernbohrung in seinen eigenen Keller.

In den Preisen für den Bau des Backbone-Netzes sind die Hausanschlüsse nicht enthalten, sondern lediglich die Trasse und die Lehrrohrinfrastruktur bis zu den Gebäuden.

Erste Verbindungen bis August

Stroppel präsentierte einige markante Eckdaten: 6115 Meter an befestigten und 14.288 Meter an unbefestigten Tiefbauleitungen müssen im Zuge der Backbone-Erschließung verlegt werden, 9378 Meter Kabel werden eingezogen, weitere 432 Meter Rohre und Kabel im Bestand. Eingeplant sind zwei POP-Standorte. Ein POP (Point of Presence) ist das Herzstück einer Glasfaserverkabelung und bildet den Knotenpunkt für die Verbindung in ein privates Datennetzwerk im Haus. Wenn alles nach Plan läuft, sollen bis August die ersten Verbindungen hergestellt sein.

Der neue Eigenbetrieb

Der erste Wirtschaftsplan für den Eigenbetrieb Breitbandversorgung ist unter Dach und Fach. Die Ziele sind klar formuliert: Die Kommune verpflichtet sich, das Stadtgebiet mit Breitbandtechnologie auszustatten, sie erhofft sich andererseits durch die Verpachtung des Glasfasernetzes langfristig Erträge.

Anbindung der Schulen kommt

Der Eigenbetrieb verfügt über ein Stammkapital von 100. 000 Euro. Im laufenden Jahr startet der Ausbau des Backbone-Netzes in einer finanziellen Größenordnung von 3,8 Millionen Euro. Die FTTB-Anbindung der Schulen ist mit 600.000 Euro veranschlagt. FTTB steht für „Glasfaser bis zum Gebäude“.

Vorsorge in Neubaugebieten

Der Kämmerer hat pauschal 100.000 Euro für das Verlegen von Leerrohren in den Neubaugebieten eingestellt – diese Summe soll jeweils auch für die Planjahre von 2022 bis 2024 vorgehalten werden.

Kredit vom Kapitalmarkt

Von Bund und Land werden im Jahr 2021 Zuschüsse von 1,65 Millionen Euro erwartet, am Kapitalmarkt werden 2,9 Millionen Euro an Krediten aufgenommen. Zum Ende des Jahres wird die Pro-Kopf-Verschuldung bei 265 Euro liegen.