Oberes Schlichemtal

Der Baugrund wird immer rarer: Die Schlichemtäler Gemeinden kommen an ihre Grenzen

07.03.2021

Von Daniel Seeburger

Der Baugrund wird immer rarer: Die Schlichemtäler Gemeinden kommen an ihre Grenzen

© Daniel Seeburger

Schömbergs neues Baugebiet Grund V: Die Erschließungsarbeiten laufen noch – die Bauplätze sind bereits alle verkauft.

Die Bauplätze in Deutschland sind rar und werden immer rarer. Da machen auch die Gemeinden im Oberen Schlichemtal keine Ausnahme. Besonders prekär ist die Lage in Schömberg.

Vor 20 Jahre war alles noch ganz anders. Wenn eine Gemeinde ein Baugebiet auswies, dauerte es einige Jahre, bis die Kosten, die für die Erschließung angefallen waren, wieder im Haushalt verbucht werden konnten. Einige Gemeinden im Schlichemtal machten sogar Werbung für ihre günstigen Bauplätze, in der Hoffnung, dass man dadurch Auswärtige ins Dorf holen und den Haushalt sanieren konnte.

Diese Zeiten gehören definitiv der Vergangenheit an. Heute ist Baugrund gefragt wie geschnitten Brot – obwohl die Baupreise in die Höhe geschossen sind. Beispiel Ratshausen: Vor 20 Jahren lag der Quadratmeterpreis bei rund 50 Euro. Im geplanten Baugebiet Ban II wird der Bauherr jetzt rund 120 Euro auf den Tisch legen müssen, um an ein begehrtes Plätzchen zu kommen.

64 Interessierte für 27 Bauplätze

In Schömberg sind die Quadratmeterpreise mit 145 Euro noch höher. Für die Bauwilligen ist der Preis allerdings das kleinste Problem. Das zeigte sich vor kurzem bei der Verlosung der 27 Bauplätze im Baugebiet Grund V, das noch nicht einmal komplett erschlossen ist. Insgesamt 64 Personen hatten ihr Interesse bekundet, mehr als die Hälfte ging leer aus und wartet nun eventuell auf die Erschließung des Baugebiets Brühlen IV. Dort sollen rund 30 Bauplätze entstehen.

Zwei weitere, kleinere Areale hat die Gemeinde Schömberg im Auge. Ob es allerdings zu einer Erschließung kommen wird, ist fraglich. Denn sowohl im innerörtlichen Baugebiet Gassen, als auch im Kleinbaugebiet Egerten wollen zahlreiche Grundbesitzer gar nicht erst mit der Stadtverwaltung über einen Verkauf verhandeln.

Fast so günstig wie in Feckenhausen

„Die ungeheure Nachfrage nach Grundstücken spiegelt die Attraktivität der Stadt wider“, sagte unlängst Schömbergs Bürgermeister Karl-Josef Sprenger. Das ist aber nur eine Seite der Medaille. Ein anderer Grund dürften auch die günstigen Bauplatzpreise sein, die in Schömberg nur knapp höher sind, als im Rottweiler Stadtteil Feckenhausen. Dort muss man 120 Euro pro Quadratmeter bezahlen, obwohl die kleine Gemeinde fernab jeglicher Bundesstraßen, acht Kilometer entfernt von Rottweil liegt und keinerlei Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte oder eine Apotheke aufweisen kann.

In Schömberg versucht man derweil, Bauwillige in innerstädtische Sanierungsgebiete zu locken. Wer dort ein mindestens 50 Jahre altes Gebäude saniert oder abreißt und neu baut, bekommt bis zu 20.000 Euro Zuschuss aus der kommunalen Wohnbauförderung. Das Interesse hält sich allerdings noch in Grenzen.

Immer weniger Baugrund

Dabei ist absehbar, dass die Baugebiete auf der grünen Wiese in nicht allzu ferner Zukunft im Oberen Schlichemtal Geschichte sein werden. Denn dem Expansionsdrang stehen regionale Grüngürtel entgegen, die wegen landwirtschaftlicher Nutzung oder aus naturschutzrechtlichen Gründen nicht überbaut werden dürfen.

In Ratshausen ist man bereits an die Grenzen gestoßen. „Es ist ein Wunder, dass wir Ban II überhaupt bekommen“, führte Bürgermeister Heiko Lebherz kürzlich aus. Für die nächsten Jahrzehnte sieht er dann allerdings schwarz: „Die nächsten 20 bis 30 Jahre sehe ich keine andere Möglichkeiten mehr, Baugebiete in Ratshausen ausweisen zu können“, sagte er seinen Gemeinderäten.

Biotop muss weichen

Gerade Ban II zeigt die ganze Problematik der Baugebietspraxis. Bauplätze gibt es in Ratshausen aktuell keine mehr, Anfragen von Bauwilligen sind vorhanden. Um das Baugebiet verwirklichen zu können, muss ein großes Biotop weichen, das an anderer Stelle neu ausgewiesen werden muss. Das macht die Erschließung teuer.

Auch die Gemeinde Dotternhausen sieht sich mit der Tatsache konfrontiert, zukünftig kein Bauland mehr anbieten zu können. Der Versuch, ein innerörtliches Baugebiet Killwiesen auszuweisen, scheitert bisher noch an den Interessen der Grundstücksbesitzern. Weder in Richtung Dormettingen noch in Richtung Schömberg gibt es weitere Expansionsmöglichkeiten, eine Erweiterung des Baugebiets in Richtung Roßwangen ist nicht mehr möglich.

Dormettingen hofft auf Bruck II

Dormettingen hofft, mit einem zweiten Bauabschnitt des Baugebiets Bruck die Lage etwas entschärfen zu können. In den letzten sechs Jahren wurden insgesamt 43 Interessenten registriert, allein 2020 verkaufte man acht Bauplätze. Die Gemeinde hat zwischenzeitlich eine so genannte Kriterienliste erstellt, in der unter anderem streng geregelt ist, dass nur noch an Personen mit direktem Bezug zur Gemeinde verkauft wird.

Entspanntere Lage in Weilen

Deutlich entspannter ist die Lage in Weilen unter den Rinnen. Dort gibt es noch einige wenige Bauplätze, mit der Erschließung des innörtlichen Baugebiets Wettegärten sollen weitere 22 dazukommen. Damit sei der Bedarf für längere Jahre gedeckt, führte Bürgermeister Gerhard Reiner bei der Vorstellung der Pläne im Oktober 2019 aus.

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