Balingen

Der Balinger Graffiti-Künstler Knot spricht über seine Werke und über No-Gos in der Szene

18.04.2019

Von Lydia Wania-Dreher

Der Balinger Graffiti-Künstler Knot spricht über seine Werke und über No-Gos in der Szene

© Lydia Wania-Dreher

Colin Jäck ist begeistert von den Werken an der Rückseite des City-Centers. Bisher hat er hier jedoch noch nichts selbst gesprüht.

Graffiti muss nicht illegal sein. Das beweist der 20-jährige Colin Jäck, alias Knot. Er besprüht hauptsächlich Leinwände und ist mit seiner Kunst sehr erfolgreich. Ein Porträt.

„Mit Zeichnungen hat alles angefangen“, erzählt Colin Jäck. Der 20-jährige Balinger ist begeisterter Graffiti-Künstler und in der Szene als Knot (deutsch: Knoten) bekannt. Diese vier Buchstaben zieren alle seine Werke.

Doch nicht immer. Früher zeichnete und malte er einfach gerne. Vor allem Comics begeisterten ihn. „Im Alter von zehn oder elf Jahren war ich dann in Berlin, das hat mich total geflasht“, sagt er heute. Überall gab es Graffiti, sogar die Züge waren voll.

Im „Blackbook“ werden die Ideen festgehalten

Anschließend begann Colin Jäck mit dem sogenannten Lettering, dem kunstvollen Schreiben von Wörtern. Sein Skizzenbuch, das er Blackbook nennt, ist voll damit. Mal sind die Buchstaben rund, mal kantig. Er experimentiert mit verschiedenen Formen und Farben. „Jeder hat auch seine Hassbuchstaben“, verrät Colin Jäck, die man nicht so oft benutze.

Meist kombiniert der Künstler seine Schriftzüge mit einem sogenannten Charakter, einem figürlichen Element. Was am Ende herauskommt, ergibt sich häufig erst während des Schaffensprozesses. „Manchmal entsteht aus einigen Schwingungen heraus ein Wort“, erzählt Colin Jäck. Dabei kommen auch schon mal banale Wörter wie „Kaufhaus“ oder „Stein“ heraus.

Aus mehreren Schablonen entsteht ein Bild

Aber Colin Jäck macht auch sogenannte Stencils. Dabei entwirft er mit Hilfe eines Bildbearbeitungsprogrammes am Computer Schablonen. Diese schneidet er dann zu und sprüht darüber. Je mehr Lagen so übereinander kommen, desto dreidimensionaler wird das Bild.

Vor ein paar Jahren fertigte er so ein Porträt des Wiener Rappers Yung Hurn. Dieser teilte das Kunstwerk des Balingers dann in den sozialen Medien. Eine große Ehre für Colin Jäck.

Anders als vielleicht viele denken, sprüht der 20-Jährige hauptsächlich in seinem Atelier. Und dort auf Leinwänden. Denn diese lassen sich auch verkaufen. Die Werke von Knot finden reißenden Absatz. „Ich hätte gerne was mitgebracht, aber erst gerade habe ich wieder drei Werke verkauft“, sagt Colin Jäck beim Gespräch.

Legal an der Wand

Aber auch Wände hat Colin Jäck schon besprüht. Allerdings legal. Denn immer wieder gibt es in Balingen die Möglichkeit, die Kunst straffrei ausleben zu können. So etwa bei dem Projekt Gallery 23, das im Sommer 2016 startete.

Auf dem Beton der Unterführung beim Friedhof verewigte sich auch Knot. Die Gestaltung der großen Fläche sei für ihn im Gegensatz zu den sonst nicht so großen Leinwänden eine richtige Herausforderung gewesen.

Fotostrecke
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An der Wand hinter dem City-Center darf man legal sprayen – allerdings nur nach Anmeldung

© Atelier Türke

Dort zeigt Colin Jäck, alias Knot, sein Skizzenbuch.

© Lydia Wania-Dreher

Darin finden seine Ideen einen Platz. Sie sind mal eckig ...

© Lydia Wania-Dreher

...und mal rund.

© Lydia Wania-Dreher

Colin Jäck fertigt auch Stencils, also Werke mit Schablonen an.

© Atelier Türke

Diese werden übereinander gelegt und ergeben so ein dreidimensionales Ergebnis.

© Atelier Türke

Allerdings ist heute nichts mehr von seinem Schriftzug zu sehen. „Es wurde gecrosst“, erklärt Colin Jäck. Das heißt, jemand anderer hat es übermalt. „Und das nicht mal gut“, ärgert sich der 20-Jährige. So etwas gehe gar nicht. Bei einem legalen Projekt wie diesem sei das ein No-Go. Er findet das respektlos.

Doch das Übermalen und auch die Vergänglichkeit ist ein wesentlicher Bestandteil von Graffiti. Gut sichtbar ist das an der größten legalen Graffiti-Fläche von Balingen: der Rückwand des City-Centers. Sie wird von Matze Bartl – der die Technik des Stencil nach Balingen brachte – betreut. Wer hier sprayen möchte, muss sich bei ihm anmelden.

Colin Jäck ist begeistert von der Fläche. Viele Sprayer-Kollegen von ihm haben sich dort verewigt. Die Werke zeigen, wie unterschiedlich Graffiti sein kann. Von Dali bis Dönermann ist alles dabei.

Auch im Beruf kreativ

Auch der 20-Jährige probiert viel aus. Nur so könnten sich Dinge entwickeln. „Graffiti ist ständiges Wachstum“, sagt er.

Es liegt nahe, dass der junge Künstler auch einen kreativen Beruf ergreifen möchte. Nach dem Abitur jobbte er und beginnt nun am 1. Oktober ein duales Studium zum Mediendesigner. Bei seinem Arbeitgeber, dem Atelier Türke, trifft er mit seinem Hobby ins Schwarze. Denn der Chef Frank Türke stellt in diesem Jahr die Ausstellung „Revolte! Creativ Urban Art“ auf die Beine.

Auch da wird Colin Jäck mit von der Partie sein. Er wird Workshops anbieten, bei denen jeder legal zur Spraydose greifen kann. „Viele sehen das immer noch als Schmiererei“, ärgert sich der Balinger.

Die Ausstellung „Revolte! Creativ Urban Art“ findet vom 8. Juni bis 8. September in der Schwelhalle in Frommern statt. Im Mittelpunkt stehen dabei die beiden Graffiti-Künstler WON ABC und Cowboy 69. Weitere Infos gibt es auf revolte.art.

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