Denkmalschutz: Ein Investoren-Duo möchte das Haigerlocher „Schlössle“ ausbauen

Von Andrea Spatzal

Das jahrelange Tauziehen um das Haigerlocher „Schlössle“ hat ein Ende: Ein Investoren-Duo will das denkmalgeschützte Gebäude an der Eyach kaufen und es in zehn bis elf Wohnungen und eine Gewerbeeinheit aufteilen. Roland Dürr, einer der beiden Investoren der „Grundstücksgesellschaft Schlössle“, präsentierte die Pläne im Gemeinderat zusammen mit Architekt Stefan Beuter.

Denkmalschutz: Ein Investoren-Duo möchte das Haigerlocher „Schlössle“ ausbauen

In die ehemalige Brauereigaststätte „Schlössle“ in Haigerloch kann nach 20 Jahren Leerstand endlich wieder Leben einkehren.

Der 54-Jährige selbst stellte sich als Projektleiter mit 21-jähriger Erfahrung vor. Zusammen mit seinem Partner kaufe er Gebäude, vor allem auch denkmalgeschützte, in verschiedenen Regionen, die dann saniert und vermietet werden. Eines der jüngeren Referenzprojekte ist das Haus Bolz am Marktplatz in Haigerloch, weitere sind die Villa Bader in Rottenburg und ein Gebäudeensemble „Am kleinen Ämmerle“ in Tübingen.

Um welche Summen geht es?

Die „Grundstücksgesellschaft Schlössle“ ist im September 2017 erstmals als Kaufinteressent für das ehemalige Brauereigebäude aufgetreten. Nachdem die Abstimmungen mit dem Denkmalamt deutlich länger gebdauert haben als gedacht, hat die Investorengemeinschaft ihr Sanierungskonzept erst jetzt abschließen können. „Wir haben alle Hausaufgaben gemacht“, stellte Roland Dürr fest. Als Investitionssumme nannte er auf Nachfrage einen Betrag „von 2,5 bis 2,7 Millionen Euro“. Dürr bezeichnete das Schlössle als zwar „anspruchsvolles Objekt“, das aber eine „tolle Lage“ habe. Das markante Gebäude am Ufer der renaturierten Eyach sei „die Eintrittskarte zur Stadt“. Die Schlössle GbR plane kein kurzfristiges Engagement, sondern werde auch nach der Sanierung als Besitzerin und Vermieterin des Gebäudes fungieren.

Wie sieht künftige Nutzung aus?

Architekt Stefan Beuter, Haigerloch, erläuterte anschließend die Sanierungs- und Ausbaupläne. So sollen im Schlössle je nach Aufteilung zehn bis elf Wohnungen mit insgesamt zirka 900 Quadratmeter Wohnraum geschaffen werden. Die Gebäudehülle werde denkmalgerecht saniert, jedoch nicht verändert. Die Farbgebung werde durch die Denkmalschutzbehörden mitbestimmt. Die Sanierung und der Ausbau des bislang ungenutzten Dachgeschosses werde finanziell einer der größten Brocken sein. Die Wohnungen im DG sollen mit Loggien, die anderen mit kleinen Balkonen zur Eyach hin ausgestattet werden. Diese „Extras“, die aber zu zeitgemäßem Wohnkomfort gehörten, seien die größte Hürde beim Denkmalschutz gewesen, stellte Beuter fest.

Was ist mit der Ex-Gaststätte?

Die frühere Brauereigaststätte besitze ein sehr ansprechendes Interieur, das erhalten werden soll. Die zirka 110 Quadratmeter großen Räumlichkeiten wollen die Investoren künftig für Kleingewerbe zur Verfügung stellen. Das neue Schlössle-Domizil soll barrierefrei mit Aufzug ausgebaut werden. Gestalterisch werde die Eyachaue in die Anlage mit eingebunden. Die Zufahrt zu dem Areal soll durch den vorhandenen Torbogen führen. Auf dem Gelände könnten Stellplätze in ausreichender Anzahl ausgewiesen werden.

Was hat der Gemeinderat entschieden?

Das Schlössle habe eine sehr wechselvolle Geschichte hinter sich, stellte Bürgermeister Dr. Heinrich Götz fest. Die Investorengemeinschaft seien „die ersten ernsthaften und finanziell potenten Interessenten“ für dieses anspruchsvolle Sanierungsprojekt. „Die ersten, die nicht nur Ideen, sondern auch ein Konzept für die Umsetzung mitbringen“, so Götz. Das Interesse der Grundstücksgesellschaft sei „ein Glücksfall für die Stadt“, nachdem der Gemeinderat eine Sanierung des Schlössle in kommunaler Regie abgelehnt hatte.

20 Jahren im Dornröschenschlaf

Nach 20 Jahren Leerstand bestehe nun die Aussicht, dass bald neues Leben ins Schlössle einziehen wird. Bei einer Enthaltung beschloss der Gemeinderat, die Immobilie zu den in nichtöffentlicher Sitzung zu beschließenden Prämissen an die Bauherrengemeinschaft zu veräußern. Allein Michael Ashcroft (CDU) enthielt sich der Stimme. Er sprach sich bis zuletzt dafür aus, dass das Schlössle als öffentliches Gebäude erhalten bleibt. Dafür hatten lange Zeit auch die Anhänger der Internet-Initiative „Rettet das Schlössle“ gekämpft. Im Februar 2016 wurde sogar eine Einwohnerversammlung abgehalten zu der Frage, wie das steinerne Erbe der ehemaligen Haigerlocher Schlossbrauerei zukünftig genutzt werden soll.