Das Schweigen der Behörden

Von Klaus Irion

Versuchter Brandanschlag oder Versehen? Diese Frage treibt einen ZAK-Leser um. Am 30. Juli dieses Jahres war in der Balinger Beckstraße das vom Landkreis zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzte ehemalige Gesundheitsamt kurzzeitig evakuiert worden. Grund: Eine größere Benzinlache, die seinerzeit von der Feuerwehr gebunden und abgesaugt wurde.

Auf eine Antwort von offizieller Seite zur eingangs erwähnten Frage wartet der Leser bis zum heutigen Tag vergebens. Erhofft hatte er sich die offizielle Version von unserer Zeitung als Mittler zwischen Polizei und Staatsanwaltschaft auf der einen Seite und der Öffentlichkeit auf der anderen. Enttäuscht sei er, zumal doch inoffiziell längst durchgesickert sei, dass es niemals einen Brandanschlag gegeben habe. Vielmehr sei die damals entdeckte Benzinlache Folge eines Motorraddiebstahls. Die Täter hätten das Zweirad im Keller des Gebäudes verstecken wollen. Sichere Quellen, die diese Version der Geschichte (dieses Gerücht) verbreiten? Ja, die kenne er. Allein, sich dem ZAK zu offenbaren, sei ihnen aus Furcht vor Repressalien nicht möglich.

Im Tuttlinger Polizeipräsidium schweigt man in Sachen Beckstraße. Verweist nur auf die abgeschlossenen Ermittlungen und die damit verbundene Zuständigkeit der Hechinger Staatsanwaltschaft, auch was Presseauskünfte betrifft. Hechingens Pressestaatsanwältin Nicole Luther wiederum verkündet lapidar: „Wir haben keinen Täter gefunden.“ Keinen Täter, der versucht hat, 50 Menschen – darunter Familien mit Kindern – den Flammentod sterben zu lassen? Oder keinen Täter, der ein Motorrad geklaut und dabei tatsächlich versehentlich Benzin verloren hat? Luther wiederholt: „Wir haben keinen Täter gefunden.“ Das war's.

Für den besagten Leser hat das alles ein „G'schmäckle“. Es könne doch nicht allen Ernstes so sein, dass Ermittlungen in solch einem schwerwiegenden Vorgang, bei dem es im schlimmsten Fall um Leib und Leben vieler Menschen gegangen wäre, nach zwei Monaten bereits ad acta gelegt werden. Wenn doch, müsse die Motorrad-Diebstahl-Version also doch die richtige sein.

Ob dem so ist, bleibt wegen der Nichtinformation durch die Behörden leider offen. Und wird wohl auch die Gerüchteküche weiter anheizen. Inklusive dem Schimpfen auf die Lokalpresse, die aus purer Rücksicht auf die Flüchtlinge angeblich Wahrheiten verschweigt. Es sind innenpolitisch keine einfachen Zeiten – auch nicht in Balingen.