Das Projekt „Eyachaue“ in Haigerloch ist in vollem Gange

Von Andrea Spatzal

Im Spülbohrverfahren wird derzeit unter dem Fluss eine Querung gebohrt und für den neuen Geh- und Radweg wird der Hang mit Mikrobohrpfählen gespickt. Im Juli soll alles fertig sein.

Das Projekt „Eyachaue“ in Haigerloch ist in vollem Gange

In einem modernen Spülbohrverfahren schiebt die High-Tech-Maschine der Firma Leonard Weiss (links im Bild) Stange für Stange unter der Eyach durch.

„Armageddon“ steht auf dem kleinen Kraftprotz am Eyachufer. Die Welt vor einem heranrasenden Meteoriten retten muss der konzentriert dreinblickende Mann in der Fahrerkabine aber nicht. Anders als Bohrspezialist Bruce Willis im US-Spielfilm „Armageddon“ treibt er seine Löcher auch nicht in die Tiefe. Das Bohren von Kanälen für Versorgungsleitungen unter Straßen, Schienen, kleinen Flüssen, das ist sein Metier – und dieses Können ist momentan in Haigerloch gefragt.

Arbeiten sind im Zeitplan

Der Bau des neuen Radweges an der Eyach entlang vom „Schlössle“ bis zur Noyaler Brücke ist in vollem Gange. Man liegt im Zeitplan. „Die Firmen haben den Winter über durchgemacht“, sagte Haigerlochs Bau- und Hauptamtsleiter Hans-Martin Schluck beim wöchentlichen Baustellentermin. Die Bauarbeiter stapfen und manövrierten ihre Maschinen zwar durch Schlamm und Matsch. „Aber so eine facettenreiche Baustelle mit einer so schönen Aussicht auf das Schloss und die Oberstadt hat man nicht oft“, sagt Schluck.

Oberirdische Leitungen kommen weg

Der Bohrkopf der in den USA entwickelte High-Tech-Bauma schine „Armageddon“ lässt sich unterirdisch exakt steuern. Stange für Stange arbeitet er sich im sogenannten Spülbohrverfahren etwa 1,50 Meter tief unter der Sohle der Eyach hindurch. Startpunkt ist in etwa dort, wo die Haigerlocher Schlossbrauerei einst ihre Laderampen hatte. Der Zielpunkt liegt in der Nähe der Ölmühle. Circa 110 Meter lang wird die Querung am Ende sein. Zum einen dient die Trasse dem Stromanbieter Netze BW für eine 20-kVA-Leitung und die Versorgung der Straßenbeleuchtung. Die vorhandenen oberirdischen Stromleitungen können dann abgebaut werden.

Zum anderen wird eine Trasse die künftige „Hauptschlagader“ in der Trinkwasserversorgung von der Ober- zur Unterstadt sein. Die neue Wasserleitung wird einen Durchmesser von 180 Millimetern haben (DA 180). Ursprünglich sollte die Verbindung über die Eyach in offener Bauweise am Hang entlang geschaffen werden. Aber das Fischereiwesen des Regierungspräsidiums Tübingen legte dagegen ein Veto ein. Zum Schutz der Fische und anderer Lebewesen wäre ein Baubeginn vor Juli nicht möglich gewesen. „Aber bis dahin“, sagt Schluck, „wollten wir schon fertig sein“. Also habe man auf das moderne Spülbohrverfahren umdisponiert. „Das Verfahren verursacht keine Mehrkosten“, betont der Bauamtsleiter.

Kosten: zwei Millionen Euro

Insgesamt zwei Millionen Euro betragen die Gesamtkosten für das Projekt „Eyachaue“. Neben der unterirdischen Querung der Eyach fallen die üblichen Tiefbauarbeiten mit Kanal- und Straßenbau an. Parallel zu den Bohrungen läuft der Bau des Geh- und Radweges entlang der Eyach bis Einmündung in die Hechinger Straße. Der wird 2,50 Meter breit, das ist Normgröße, und in einer Höhe von etwa 1,30 Meter, also auf der HQ-100-Linie, verlaufen. Das Brückenbauwerk muss mit einer Vielzahl von Mikrobohrpfählen, zum Teil mit einer Länge von 17 Metern, im Fels im Hang an der Hechinger Straße verankert werden. Für den Brückenbau wurde in der Hechinger Straße ein riesiger Baukran aufgebaut.

„Schlössle“ wird umgebaut

Eine weitere Baustelle ist der denkmalgeschützte Schlösslekanal, der von Innen aus auf einer Länge von circa drei Metern restauriert werden muss. Außerdem zeigt Hans-Martin Schluck in Richtung „Schlössle“. Auch dort sind die Umbauarbeiten in vollem Gange. Eine Haigerlocher Investorengesellschaft lässt in das Baudenkmal am Eyachufer modernste, barrierefreie Wohnungen einbauen. Ende Juli, so ist der Plan, sollen die Bohr-, Beton- und Mauerwerksarbeiten komplett abgeschlossen. Danach wird als „Schmankerl“, wie Hans-Martin Schluck sagt, das Freilandkonzept umgesetzt.