„Das Eckige muss ins Eckige“ – Balinger Tipp-Kicker laden zum Turnier

Von Paul Braun

Der TKC Balingen Headbangers ist der wahrscheinlich kleinste Fußballverein Balingens. Genauer gesagt geht es um Tisch-Fußball. Das TKC im Vereinsnamen steht für Tipp-Kick-Club und bedeutet genau das, wonach es sich anhört: Die 11 aktiven Mitglieder treffen sich einmal die Woche im Zentrum für Gemeindenahe Psychiatrie in Balingen und treten gegeneinander an in einem Spiel, das „eigentlich ins Kinderzimmer gehört“, so einer der Spieler schmunzelnd. Die Headbangers veranstalten im September ein eigenes Tipp-Kick-Firmenturnier und suchen noch nach Mannschaften.

„Das Eckige muss ins Eckige“ – Balinger Tipp-Kicker laden zum Turnier

Anpfiff! Gerade hat Weiß den Anstoß.

Zum Tipp-Kick-Sport gehört einiges mehr als man anfänglich vermuten würde. Lukas Homscheidt, aktives Mitglied seit der Stunde null und ein begnadeter Tipp-Kicker, erklärt: „Tipp-Kick ist ein extrem komplexer Sport. Da geht es teilweise um Milimeterarbeit.“

Homscheidt ist gemeinsam mit seinem Teamkollegen Frank Sauter seit 2019 amtierender Deutscher Meister im Doppel-Tipp-Kick. Das liege aber auch daran, dass es seit vier Jahren keine Doppelmeisterschaften mehr gegeben habe, da diese Spielform eher obskur sei.

Die Regeln in Kürze:

Es wird im normalen Spiel Eins-gegen-Eins gespielt. Das Spielfeld ist eine Miniatur-Replika eines normalen Fußballfelds im Maßstab eins zu hundert. Der „Rasen“ besteht aus Billiard-Filz. Jeder Spieler hat jeweils einen beliebig positionierbaren Feldspieler und einen Torhüter auf dem Feld (einzige Ausnahme: der Feldspieler darf nicht in den eigenen Strafraum gestellt werden). Der Ball ist ein zweifarbiger, zwölfeckiger Würfel aus Plastik. Die beiden Farben sind meist Schwarz und Weiß und jede Seite des Spielfelds hat eine der beiden Farben. Liegt also der Würfel mit der eigenen Farbe oben, ist man am Zug. Wenn die Farbe des Gegenübers oben liegt, darf man mit seiner Figur verteidigen – also die Schusslinie auf das Tor versperren.

Man darf von überall auf dem Feld Tore erzielen, außer beim An- und Abstoß und bei Einwürfen. Der Torwart darf den Ball unabhängig der Farbe innerhalb seines Strafraums spielen. Der Torwart ist an einem Stab befestigt und wird von hinter dem Tor bedient. Feldspieler schießen den Ball, indem man den Knopf an deren Kopf verschieden stark antippt. Gespielt wird immer zwei mal fünf Minuten, eine Verlängerung besteht aus zwei mal zwei Minuten. Anspiel hat immer weiß – „wie beim Schach“, wie einer der Spieler anmerkt.

Tipp-Kick ist eine Melange an Sportarten

Tatsächlich kann man den Sport als eine Mischung aus Golf, Schach und natürlich Fußball ansehen. Es geht nämlich viel um Zielgenauigkeit, Taktik, Ausdauer und Grips, aber genauso auch um ein schnelles Umschaltspiel, Pressing und die Fähigkeit, schwierige Bälle zu halten. Der Vergleich zum Golf bietet sich deshalb an, weil es im Tipp-Kick Feldspieler gibt, deren Bein sich unterschiedlich weit oder schwerfällig bewegt, um für jede Distanz quasi einen Spezialisten in der Aufstellung zu haben. Maximal darf man jedoch fünf Spieler im „Kader“ haben: Einen Torhüter und vier Feldspieler, aber immer nur einen Feldspieler auf dem Platz. Braucht man also zum Beispiel eine Figur, die auf kurze Distanzen besser geeignet ist, tauscht man sie.

Schwieriger als es aussieht

Eigentlich nicht schwer zu verstehen, da sich die Regeln doch meist am Fußball orientieren, doch die verschiedenen Techniken zu meistern, um tatsächlich einen Lupfer quer über das Spielfeld ins linke obere Eck zu bugsieren oder den Ball aus nächster Nähe am Torwart vorbeizuschieben, verlangt eine ganze Menge Fingerspitzengefühl und Übung.

Wenn man den Headbangern zusieht, wie sie mühelos Farbspiel (das gezielte Spielen des Balls, so dass er auf der eigenen Farbe liegen bleibt) betreiben, staunt man nicht schlecht, wie einfach das aussieht.

Firmenturnier im September

Das „Company Masters 2023“ ist ein Firmenturnier, das der TKC selbst ausrichtet. Stattfinden wird das Ganze auf der Jugendhaus-Bühne der Gartenschau am 9. September und dafür suchen die Profis noch würdige Gegner. Ein Team besteht immer aus vier Spielern und 16 Teams sollen es insgesamt werden. Anmelden können sich Firmen, Vereine, Initiativen, Behörden, Clubs et cetera. Die Teilnehmer bekommen das Spielmaterial gestellt und erhalten im Voraus eine Trainingseinheit mit den Tipp-Kickern. Anmeldeschluss ist der 31. Juli. Die Hoffnung der Headbangers ist es, auch prominente Teams im Turnierportfolio präsentieren zu können.

100 Jahre Tipp-Kick

Das Spiel Tipp-Kick wird nächstes Jahr 100 Jahre alt. Grund genug für die Balinger Mannschaft, sich auf der Gartenschau zu präsentieren und nach neuen Spielern zu schauen. Wer also Lust und drei Freunde oder Kollegen hat, kann sich unter headbangers.balingen@gmail.com für das Turnier im September anmelden.

Wie kam's zum Namen?

Die Erklärung, wie es zu dem Namen der Headbangers kam, ist eigentlich schnell erzählt: Nach der Initialgründung des Vereins im Jahr 1980 hießen die Tipp-Kicker erst TKC Jugenhaus Balingen.

Danach, so erklärt der Vorsitzende Markus Sense, haben sich die Dinge verlaufen und als dann 2012 der Spielbetrieb wieder aufgenommen wurde, entschied man sich, das überregional wahrscheinlich bekannteste Wahrzeichen Balingens – das Bang Your Head Festival – in den Namen aufzunehmen. Da man beim Tipp-Kick zudem auf die Köpfe (Heads) der Spielfiguren haut (bangt), bot sich der Name gleich doppelt an.

Prominente Gäste im Training

Der TKC durfte in seiner jüngeren Vergangenheit bereits einige prominente Gäste begrüßen. So waren Robin Mesarosch, Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises Zollernalb-Sigmaringen, oder der Sohn des Ministerpräsidenten, Johannes F. Kretschmann, im Training zu Besuch. Außerdem gastieren auch regelmäßig andere Tipp-Kick-Vereine mit hochkarätigen Spielern in Balingen. Momentan spielen die Headbangers in der zweiten Bundesliga und bereisen für ihre Spiele zum Teil ganz Deutschland.

Teamgeist ist da

Im Training des TKC geht es sehr gesellig zu. Den Teamgeist spürt man allemal, obwohl man auf dem Feld allein spielt. Und wer einmal selbst eine Runde mit den geselligen Jungs gespielt hat, versteht schnell, dass das vermeintliche Kinderspiel wirklich anstrengen kann und einiges von den Spielern abverlangt.