Das Blatt hat sich gewendet: Die Schlichem in Tieringen wird nicht renaturiert

Von Horst Schweizer

Die geplante Renaturierung der Schlichem in Tieringen wird nicht ausgeführt. Der Meßstetter Gemeinderat stoppte wegen fehlender Förderung mehrheitlich das Vorhaben.

Das Blatt hat sich gewendet: Die Schlichem in Tieringen wird nicht renaturiert

Die Renaturierung der Schlichem in Tieringen wird aufgrund fehlender Förderung nicht ausgeführt.

Vor drei Jahren wurde der Stein für die Renaturierung der Schlichem ins Rollen gebracht. Seinerseits gab der Gemeinderat grünes Licht sowohl für den rückwärtigen Bereich der Hausener Straße in Tieringen als auch im Bereich der Mühle.

Die Verwaltung rechnete sich Fördermöglichkeiten der Wasserwirtschaft von 80 bis 90 Prozent aus.

Beauftragt wurde das Büro Dr. Grossmann aus Balingen. Deren Planungen wurden im März 2018 dem Ortschaftsrat Tieringen und zwei Monate später dem Gemeinderat Meßstetten vorgestellt.

Förderung wurde abgelehnt

Letzterer beschloss die Einreichung des Antrags auf wasserrechtliche Genehmigung sowie einen Förderantrag zur Gewährung einer Zuwendung gemäß den Förderrichtlinien Wasserwirtschaft.

Nach dem positiven Beschluss wurde die Planung vertieft und mit den Behörden und Anliegern abgestimmt.

Am 15. Februar wurde die Verwaltung von der Unteren Wasserrechtsbehörde informiert, dass derzeit keine Aussichten auf eine Förderung bestehen.

Die Behörde ist zu dem Entschluss gekommen, „dass sich die Renaturierung der Schlichem bezüglich des ökologischen Mehrwerts aufgrund der zahlreichen Sachzwänge eher unterdurchschnittlich im Wettbewerb mit anderen Gewässerrenaturierungsmaßnahmen darstellt“.

Die Karten sind neu gemischt

Daher sehe die Verwaltung aktuell wenig Potenzial, doch noch eine Förderung einzureichen, informierte Markus Wissmann, Sachgebietsleiter Stadtplanung, den Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung.

Die Karten sind neu gemischt. Daher hält es die Verwaltung für geboten, die Realisierung mit Kosten von 123.000 Euro auf den Prüfstand zu stellen, erklärte Wissmann weiter.

Tristan Laubenstein vom Büro Fritz und Grossmann Umweltplanung erläuterte in der Sitzung den reduzierten Planungsumfang mit Herstellung eines naturnahen Gewässerverlaufs und ökologischer Aufwertung der Schlichem.

Renaturierung sorgt für rege Diskussionen im Gemeinderat

Notwendig, so Laubenstein, wäre eine Erneuerung der vorhandenen Überquerung sowie eine Verbesserung der Gewässerstruktur, ohne Flächen der Eigentümer in Anspruch zu nehmen. „Dies führt dann zur Anhebung der Sole“, sagte Laubenstein. Hierfür müsste die Rampe erhöht werden.

Gemeinderat Matthias Schwarz (Freie Wähler) erinnerte daran, dass bereits 25.500 Euro für Planungen und Honorare ausgegeben worden seien und nur noch 30.000 Euro an Haushaltsmitteln zur Verfügung stünden.

Er fragte, ob man bei den Planungen etwas weglassen könnte. Tristan Laubenstein erklärte, dass man die Angebote geprüft habe, was zu keiner größeren Kostenreduzierung geführt habe.

Jürgen Clesle verweist auf angespannte Finanzlage

Sehr kostenintensiv sei der Bau einer Rampe, so Laubenstein. Jürgen Clesle vertrat die Ansicht, „dass das, was wir an der Schlichem bearbeiten wollen, für die Öffentlichkeit nicht zugänglich und ökologisch nicht hochwertig ist.“

Auch für die privaten Eigentümer müssten Zufahrten möglich sein, meinte er und ergänzte: „Als wir das Thema 2018 kontrovers diskutiert haben, gingen wir von hohen Förderungen und nur wenige Kosten für die Stadt aus.“

Zudem sei die Haushaltssituation heuer schlechter als im Vorjahr, verwies Clesle auf die angespannte Finanzlage.

Aus Sicht von Jürgen Marienfeld ist das Vorhaben nur eine Aufhübschung. Gebe es nicht die erhofften hohen Förderungen, sei die Sache undiskutabel, erklärte er.

13 Räte stimmten gegen die Renaturierung

Dem hielt Valentin Angst entgegen: „Trotz der nicht fließenden Förderung sollte die Maßnahme gemacht werden, denn wir schaffen damit etwas für die Kleinstlebewesen“.

Die Renaturierung ist aus seiner Sicht eine Aufwertung des Gewässerabschnittes für die Ewigkeit, hinter diesem auch die Tieringer Bürger wie auch der Ortschaftsrat stehen würden.

„Die Entwicklung ist alles andere als erfreulich, die Rahmenbedingungen sind ganz anders als damals“, warf Bürgermeister Frank Schroft in die Diskussion ein.

Bei der anschließenden Abstimmung stimmten 13 Räte gegen die Renaturierung, neun wollten diese fortsetzen, zudem gab es eine Enthaltung.