Dank Videoüberwachung: Schluss mit Diebstahl und Vandalismus an der Berufsschule in Balingen

Von Pressemitteilung des Landratsamts

Die „Partymeile“ Berufsschule in Balingen wird bereits seit Jahren wegen zahlreicher Schäden, Müll und Lärm beklagt. Seit das Gelände teilweise videoüberwacht wird, hat sich die Situation merklich verbessert, resümiert das Landratsamt.

Dank Videoüberwachung: Schluss mit Diebstahl und Vandalismus an der Berufsschule in Balingen

Ein Freitagmorgen Anfang 2018 auf dem Gelände der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule: Scherben von Gin-, Wodka- und Bierflaschen liegen weit verteilt auf dem Schulhof (Archivfoto).

Vandalismus, Diebstahl, Müll und Lärm: Die Philipp-Matthäus-Hahn-Schule (PMHS) in Balingen hatte sich in der Vergangenheit in den Abend- und Nachtstunden zum Treffpunkt für Jugendliche entwickelt – und so auch ernstzunehmende Probleme verursacht. Das schreibt das Landratsamt in einer Pressemitteilung.

Die Schäden reichten laut Landratsamt vom Einbruchdiebstahl über beschädigte Testfahrzeuge bei der Kfz-Lehrwerkstatt bis hin zu zerstörten Oberlichtern auf dem Schuldach. Dabei seien in Summe Einzelschäden im fünfstelligen Bereich angerichtet worden.

Betroffene stimmen Konzept zu

Irgendwann seien es der Schulträger, die Schulleitung und Lehrer leid gewesen – und stimmten einem Schutzkonzept zu. Auch der ZOLLERN-ALB-KURIER hatte bereits vor über zwei Jahren über die Probleme und die angedachte Lösung einer Videoüberwachung berichtet.

Auch wenn es damals auf ZAK-Anfrage noch eine Option gewesen war, heißt es nun in der Pressemitteilung: Von Anfang an sei klar gewesen, dass Zäune dabei nicht zum Einsatz kommen sollten.

„Sie widersprechen dem Leitbild einer offenen Schule und Gesellschaft. Darüber hinaus wollte man den öffentlichen Durchgangsweg über das Schulgelände als Verbindung zum angrenzenden Veranstaltungsgelände offenhalten“, heißt es weiter.

Seit Überwachung keine Schäden mehr

Deshalb hätten sich alle Beteiligten auf eine „videobasierte Sicherheitslösung“ geeinigt, die den heutigen Anforderungen an Datenschutz entspreche. Das System SAVAS steht für „Datenschutzkonformes System zur Anonymisierung von Video- und Audio-Signalen“ und wird vom Energieunternehmen EnBW angeboten. Seit dessen Einführung seien keine Schäden mehr an der Schule mit rund 2.400 Schülern und 136 Lehrkräften zu verzeichnen.

Sicherheitsfirmen fahren Streife

Auch an anderen Berufsschulzentren wurde über eine ähnliche Problematik geklagt. Die in Hechingen und Albstadt liegen jedoch innerstädtisch. Dort erfolge eine höhere soziale Kontrolle.

„Anlass- und bedarfsorientiert werden dort Sicherheitsfirmen eingesetzt, die in unregelmäßigen Abständen Streife fahren“, sagt Landratsamtssprecherin Anja Heinz auf Anfrage.

Niemand mag Überwachung, aber ...

Im Juli 2020 sei dem PMHS-Kollegium das neue Sicherheitskonzept vorgestellt worden. Dabei sei einmal mehr deutlich geworden: Niemand mag Videomonitoring.

„Wenn aber durch ein neues technologisches Konzept Persönlichkeitsrechte wirksam geschützt werden, steigt auch die Akzeptanz der Überwachung. Gleichzeitig wird weiteren Taten präventiv vorgebeugt“, schreibt das Landratsamt.

Während der Schulzeit wird nicht überwacht

Die Kameras würden erst in den Abendstunden eingeschaltet – während der Schulstunden finde also keinerlei Überwachung statt. Alle Schüler könnten sich frei und unbeobachtet bewegen, ebenso alle Spaziergänger und Passanten auf dem überdachten Durchgangsweg.

Für den Landrat des Zollernalbkreises, Günther-Martin Pauli, gilt: „Mehr Sicherheit ist ein Gewinn für die gesamte Schule, aber auch für unsere Gesellschaft. Dazu kommt das gute Gefühl der Passanten, die sich auf dem Durchgangsweg über das Schulgelände sicherer fühlen dürfen – sei es abends mit dem Hund oder auf dem kürzesten Weg vom Veranstaltungsgelände in die Balinger Innenstadt.“

Modernes System stellt Datenschutz sicher

Der Einsatz von Kameras ist nur dann zulässig, wenn Einrichtungen oder Objekte konkret gefährdet sind. Das sei in Balingen erwiesenermaßen der Fall.

Die Sicherheitslösung der EnBW, die jetzt zum Einsatz kommt, geht laut Landratsamt noch einen Schritt weiter, reduziert den Eingriff in die Persönlichkeitsrechte und verwendet in den angrenzenden Bereichen nur anonymisierte Daten. So werde gewährleistet, dass Spaziergänger und Passanten auf dem öffentlichen Durchgangsweg zu keinem Zeitpunkt im Klarbild aufgenommen werden.

Reaktion auf Schreie oder anderen Lärm

„Sollten sich Personen im Blickwinkel einer Kamera aufhalten, werden diese noch während der Aufnahme so stark verfremdet, dass weder Gesicht noch Kleidungsdetails erkennbar sind. Das System sieht also nur, dass etwas passiert, aber nicht wer agiert. Zusätzlich reagieren Audiosensoren auf Lautstärke-Änderungen, beispielsweise auf Schreie, zerbrochene Scheiben oder anderen Lärm“, heißt es in der Pressemitteilung.

Die anonymisierten Video- und Audiostreams werden laut der Mitteilung mithilfe von künstlicher Intelligenz ausgewertet. Bestehe Handlungsbedarf, werde durch Mitarbeiter der „EnBW-Alarm-Empfangsstelle“ das Lagezentrum der Polizei Reutlingen informiert. Die Beamten vor Ort entscheiden dann, was am besten zu tun ist.

Anbieter preist hundertprozentige Anonymität an

Das Verfahren soll das einzige auf dem Markt sein, welches mit hundertprozentiger Sicherheit zu jedem Zeitpunkt anonymisiert. Die eingesetzten optischen und akustischen Sensoren seien einerseits gegen Vandalismus geschützt, andererseits aber so empfindlich, dass sie auch nachts und auf größere Entfernung funktionieren würden.

Die EnBW soll an der PMHS zukünftig auch den Lehrbetrieb unterstützen. So könnten Spezialisten zu künstlicher Intelligenz informieren, diese erklären, oder auch Schüler für Innovationen begeistern und Berufschancen aufzeigen.