Balingen

„Da kriege ich eine Wut“: Dr. Dietmar Foth wettert gegen „einfallslose Lockdown-Maßnahmen“

31.03.2021

Von Nicole Leukhardt

„Da kriege ich eine Wut“: Dr. Dietmar Foth wettert gegen „einfallslose Lockdown-Maßnahmen“

© Pascal Tonnemacher

Wegen Corona geschlossen: Der Einzelhandel, aber nicht nur der, leidet unter den Lockdowns (Symbolfoto).

Die Debatte um Lockerungen und Lockdowns hatte am Dienstagabend auch den Balinger Gemeinderat erreicht. Unterm Punkt Verschiedenes wurden die Räte ungewohnt emotional. Eine Betrachtung.

Den FDP-Rat Dr. Dietmar Foth bringt normalerweise nichts so schnell aus der Ruhe. Der Fraktionschef der Liberalen weiß im Normalfall mit Besonnenheit zu argumentieren, durchaus spitz aber niemals von Emotionen gelenkt. Doch am Dienstag wurde sein Ton ungewohnt scharf, die Stimme laut. Er lobte zunächst die Verwaltung, die er in Sachen Corona-Management „recht aufgeschlossen und vernünftig erlebt“ habe. „Ich bin allerdings auch zutiefst besorgt um den Sport, den Einzelhandel und die Kultur“, sagte er.

„Einfallslose Lockdownpolitik“

Dass die Regierung keine individuellen Programme auf die Beine bringe, sondern „mit einfallsloser Lockdownpolitik“ daherkomme, die höchstens „wie eine Schrotflinte“ wirke, sei kein tragbarer Zustand mehr. „Wir müssen die Stimmen erheben, dass man da zur Vernunft kommt und das Impfen ordentlich hinkriegt, da kriege ich eine Wut“, wetterte er – und erntete Szenenapplaus von Ratskollegen.

Der Sport wartet auch auf eine Lösung

Unter ihnen auch die neu nachgerückte CDU-Rätin Ute Hirthe, die just vor Foth das Wort ergriffen und die Verwaltung um Lösungen für Sportvereine gebeten hatte. „Wir brauchen den Nachwuchs, die Kleinen konnten jetzt ein Jahr lang nicht in den Hallen trainieren“, sagte die TSG-Vorsitzende. Sechs Abteilungen seien betroffen, „deren Hygienekonzepte hatten doch funktioniert“, sagte sie. Dass hier ohne Augenmaß gehandelt werde, „das macht die Leute doch unzufrieden“, so ihr Argument.

Verzweifelte Einzelhändler warten auf Zuspruch

Und nicht zuletzt die Balinger Einzelhändler gelte es nicht zu vergessen. Dr. Ingrid Helber berichtete von verzweifelter Stimmung unter den Händlern, „da sind Gelder noch nicht angekommen, viele wissen nicht, wie es weitergehen soll“, schilderte sie ihren Eindruck.

Die Verwaltung möge sich die Sorgen und Nöte zumindest anhören, „die Händler warten auf ein bisschen Zuspruch und Seelenmassage, es hilft uns ja nix, wenn wir eine Gartenschau auf die Beine stellen und bis 2023 ist dann keiner mehr da.“ Noch im April wolle sich die Verwaltung mit dem HGV zusammensetzen, versprach OB Helmut Reitemann. „Ich kann die Verzweiflung absolut nachvollziehen.“

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