Curevac-Studie: Meßstetter Student lässt sich von Tübinger Forschern impfen

Von Michael Würz

Um eine Zulassung zu erhalten, müssen Corona-Impfstoffe gut erforscht sein. Auch an Menschen. Einer von ihnen: Daniel Konzalla aus Meßstetten.

Curevac-Studie: Meßstetter Student lässt sich von Tübinger Forschern impfen

Daniel Konzalla am Institut für Tropenmedizin in Tübingen: Der Student aus Meßstetten nimmt hier an der Impfstudie teil.

Als Daniel Konzalla vor einigen Wochen die E-Mail der Uni in seinem Postfach findet, weiß er bereits, worum es geht: Sie suchen Probanden für die Curevac-Impfstudie. Das Tübinger Biopharma-Unternehmen gilt als aussichtsreicher Kandidat im Wettlauf um einen Corona-Impfstoff. „Ich hatte zuvor bereits auf Twitter davon gelesen und mich dafür interessiert“, sagt der 26-jährige Masterstudent der Medien-Informatik.

Meßstetter ist einer der ersten Testpersonen

Konzalla meldet sich – und wird damit Anfang Juli einer der ersten 160 Probanden, denen der Impfstoff verabreicht wird. „Ich hatte keine Bedenken“, sagt Konzalla. „Nur wenn das Risiko sehr gering ist, darf ein Impfstoff überhaupt an Menschen getestet werden.“ Dennoch wird Konzalla ausführlich über mögliche Nebenwirkungen aufgeklärt. Und er informiert sich über die sogenannte mRNA-Technologie, die Curevac beim Corona-Impfstoff erstmals auf den Markt bringen will. Damit soll der menschliche Körper die entsprechenden Virusproteine selbst herstellen.

Die Spritze gibt es im Institut

Am 6. Juli dann tritt Konzalla im Tübinger Tropeninstitut an, wo er die Spritze verabreicht bekommt. „Ich habe ein Symptomtagebuch bekommen, wo ich Nebenwirkungen eintragen sollte“, erzählt Konzalla. Doch die blieben, abgesehen von leichten Kopfschmerzen und etwas Müdigkeit am nächsten Tag, aus. „Ob das von der Impfung kam, kann ich aber gar nicht genau sagen.“ Und: Einige wenige Probanden bekommen – wie in derlei Studien üblich – ein Placebo gespritzt. Konzalla weiß bislang nicht, ob er dabei ist.

Es gibt kaum Nebenwirkungen

Doch der Meßstetter Student ist nicht der Einzige, der kaum Nebenwirkungen zu Protokoll gibt: „Der Impfstoff wird deshalb an weiteren Probanden bereits in höheren Dosen getestet“, berichtet Konzalla. Die Forscher wollen herausfinden, welche Dosis welche Nebenwirkung hervorruft. Nach seinem Termin Anfang Juli muss Konzalla mehrmals zum Blut abnehmen, drei weitere Termine stehen noch aus: einer im November, einer im Februar und ein letzter im kommenden Juli – ein Jahr nach der Impfung. Als Heldentat will der 26-Jährige seine Mitwirkung an der Studie aber keinesfalls verstanden wissen. „Ich würde das nicht so hoch hängen“, sagt er. Und dennoch sind es nicht allein die 1000 bis 1300 Euro Entschädigung, die den Studenten Anfang Juli locken. „Ich habe mir gedacht, da kann ich mal wirklich etwas Gutes tun, für mich ist das kein Problem, anderen fällt das vielleicht schwerer.“

Die Impfung tut nicht weh

Wenngleich die Impfung überraschend schmerzfrei verlaufe, wie er berichtet: „Es ist eine recht lange Nadel, aber man spürt sie überhaupt nicht.“ Für Konzalla also bislang nichts weiter als ein kleiner Pieks im Dienste der Wissenschaft – von dem er seinen Eltern dennoch lieber erst danach erzählt. „Schockiert war in meinem Umfeld aber niemand“, versichert Konzalla, eher interessiert: Einige seiner Freunde fänden die Sache „wirklich cool“, andere aber würden selbst eher nicht an einer solchen Studie teilnehmen. Konzalla hingegen, der den Wissenschaftsbetrieb gut kennt, schenkt den Forschern sein Vertrauen.

Falschinformationen ärgern den Studenten

Dass die in diesen Tagen keinen ganz leichten Stand haben und die Zahl der Impfgegner wächst – das ist auch immer wieder Thema in Konzallas Studenten-WG, in der sie sich Sorgen machen über die vielen Falschinformationen, die über das Coronavirus kursieren. „Ich glaube“, sagt Konzalla, „dass viele mit der Informationsflut überfordert sind und damit nicht umgehen können.“ Die Folge: „Einige schauen sich dann mal irgendein Youtube-Video an, in dem ein Arzt die eigene Meinung zu bestätigen scheint.“ Doch genau da beginnt aus Sicht des Medien-Informatikers das Problem: Weil Plattformen wie Youtube dann immer weitere Videos ähnlichen Inhalts vorschlagen, kämen einige aus dieser Blase nicht mehr heraus. „Man wird dann richtig in einen Strudel gezogen.“

Scheinargumente im Netz

Dass die breite Mehrheit der Wissenschaftler manche Dinge völlig anders bewertet: „Das dringt bei einigen irgendwann gar nicht mehr durch“, klagt Konzalla. Der sich darüber ärgert, dass einige dieser Youtube-Protagonisten mit „Scheinargumenten“ hantierten, wie der 26-Jährige sagt: Vieles davon halte einer seriösen wissenschaftlichen Überprüfung schlicht nicht stand, verfange aber in einem kleinen Teil der Gesellschaft. „Das ist ein Problem, das wir heute mit dem Internet haben.“

Umso mehr hat der junge Meßstetter nun einen wertvollen Beitrag für die Forschung beigesteuert – als einer der Ersten überhaupt, die an der Tübinger Corona-Impfstudie teilnehmen.