Handball

Couragierter Auftritt ohne zählbaren Erfolg: Melsungen schlägt den HBW Balingen-Weilstetten

04.10.2020

Von Marcus Arndt

Couragierter Auftritt ohne zählbaren Erfolg: Melsungen schlägt den HBW Balingen-Weilstetten

© Herl

Vladan Lipovina und sein Team unterlagen knapp.

Eine bittere Heimniederlage kassierte der Balinger Bundesligist am Sonntagnachmittag gegen das favorisierte Melsungen. Mit 23:25 mussten sich die „Gallier“ geschlagen geben.

In der Crunchtime leistete sich der HBW ein paar Fehler zu viel – und die Hessen drehten noch einen 19:21-Rückstand. Eine Sekunde vor dem Abpffiff machte Julius Kühn den Deckel drauf: mit dem 25. Treffer der Bartenwetzer.

Der deutsche Nationalspieler räumte im Sky-Interview unumwunden ein: „Da war nicht alles im grünen Bereich.“ Clever spielten die Melsunger die Uhr runter, reizten ihr Passkontigent konsequent aus, „und wir hatten keine faire Chance mehr an den Ball zu kommen“, ärgerte sich Jens Bürkle. Der Balinger Coach sprach von einer „sehr guten Leistung“ seiner Mannschaft. Diese kämpfte sich nach schwachem Start stark zurück – unbeeindruckt von einem Vier-Tore-Rückstand in der Anfangsphase.

Missglückter Start

Zunächst setzte Bürkle auf seine arrivierte Achse um den neuen Kapitän Jona Schoch. Und doch hatte er eine Überraschung in petto. Im Kasten stand nach den starken Trainingsleistungen der junge Mario Ruminsky. Den besseren Auftakt erwischte die MT, welche nach zwei Heinevetter-Paraden mit 2:0 vorne lag (3. Minute). Die „Gallier“ taten sich schwer in der Offensive, scheiterten immer wieder am Ex-Berliner.

Symptomatisch für den Stotterstart der Schwaben: Vladan Lipovina suchte die Lücke in der Melsunger Defensive, traf aber nur Teamkollege Fabian Wiederstein am Kopf (5.). Der HBW bekam keinen Zugriff und fiel weiter zurück: mit 0:4 (6.).

Nothdurft beendet Torflaute

Tim Nothdurft gelang schließlich der erste Treffer für den letztjährigen Aufsteiger. Die Balinger kamen auch in der Folge einfach nicht richtig in die Zweikämpfe – und doch war der HBW beim 6:7 wieder in Schlagdistanz (13.). Bitter, dass die Gäste trotz Unterzahl den Vorsprung wieder ausbauten – aber sie spielten es einfach besser auf den Punkt.

Defizitär: das Rückzugsverhalten der Melsunger. Toll kämpfte sich der letztjährige Aufsteiger mit viel Tempo zurück: beim 11:11 (24.). Melsungen wackelte, ging dennoch mit einem knappen 12:11 in die Pause. „Wir sind ruhig geblieben“, erklärte der Sportwissenschaftler, „und haben uns alles offen gehalten.“

Auch nach dem Seitenwechsel präsentierten sich die Balinger als adäquater Spielpartner für die Nordhessen, die nach dem fünften Kühn-Kracher weiter hauchdünn führten (11:13/32.). Nicht unverdient: der Balinger Ausgleich nach 34 Minuten (13:13.). Mit einem Salger-Doppelpack stellten die Gäste den alten Abstand wieder her (13:15) – wirklich überzeugend war der Auftritt der Mannschaft von Gudmundur Gudmundsson aber nicht.

HBW legt vor

Die Schwaben nutzten die Schwächephase der Hessen, egalisierten durch Lipovina und Nothdurft (17:17/42.). Der isländische Coach reagierte, bat zur Extrabesprechung an die Seitenlinie. Ohne Erfolg. Der HBW legte erstmals vor: beim 18:17 (43.). Melsungen zeigte nun Nerven, fand keine Lösungen gegen die aggressive Balinger Deckung.

Es blieb eine enge Kiste – nun wieder mit leichten Vorteilen für die MT, die in Überzahl ausglich (19:19/46.). Lipovina legte erneut vor, doch in der Folge ließen die Kreisstädter gleich drei dicke Chancen liegen. „Wir haben es verpasst, wieder mit zwei Toren davonzuziehen“, monierte Bürkle, „waren nicht 100-prozentig da und machen dann eben ein paar Fehler zu viel.“

Dass dann Romas Kirveliavicius eine strittige Zeitstrafe kassierte – es war die dritte für den Österreicher (54.) passte ins Bild. Melsungen drängte auf die Ergebniswende und brachte am Ende den knappen Vorsprung über die Zeit. „Glücklich“, gestand Silvio Heinevetter ein, „aber in Balingen gewinnt man eben nur dreckig . . .“

Am Dienstag in Göppingen

Zeit, um die bittere Niederlage aufzuarbeiten, haben die Schwaben nicht. Bereits am Dienstagabend startet der HBW in die Derby-Woche: mit dem Duell bei Altmeister Göppingen. Den Auftakt gegen die Bartenwetzer kurz analysiert – dann ist der Balinger Fokus bereits auf den zweiten Spieltag gerichtet.

„Ich bin froh, dass wir Frisch Auf schon in der Vorbereitung hatten“, blickte Bürkle voraus. „Göppingen liegt uns – und wir haben sie jetzt schon mehrfach geschlagen“, ist der 39-Jährige zuversichtlich. Die Leistung gegen Melsungen stimme ihn optimistisch.

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