Albstadt

Coronavirus: 103 Schüler des Ebinger Gymnasiums hatten Kontakt zur infizierten Lehrerin

21.09.2020

Von Volker Bitzer

Coronavirus: 103 Schüler des Ebinger Gymnasiums hatten Kontakt zur infizierten Lehrerin

© Volker Bitzer

Sicherheit geht vor am Ebinger Gymnasium. So sind die Geh-Wege für Schüler und Lehrer klar gekennzeicht, um möglichst viel Abstand zu halten und unnötige Kontakte zu vermeiden.

Der Ansteckungsfall schlägt Wellen. An der Schule selbst ist die Lage ruhig. Es gab am Montag keine Panik. Der betroffenen Pädagogin selbst geht es gut, sie ist zwar infiziert, zeigt aber keine Symptome und soll nächsten Montag wieder zum Unterricht erscheinen.

Es war freilich kein gewöhnlicher Montagsstart in die neue Unterrichtswoche, aber auch kein Panikauftakt nach der Botschaft, die seit Samstag gewiss ist: eine Lehrerin des Gymnasiums Ebingen hatte sich (wir berichteten) das Corona-Virus eingefangen.

Namenslisten fürs Gesundheitsamt

Der Schulleiter des Ebinger Gymnasium, Dr. Christian Schenk, war deshalb den ganzen Montagvormittag damit beschäftigt, Telefonate mit Ärzten und Vertretern des Gesundheitsamtes zu führen und vor allem Listen mit den Namen eventueller Kontaktpersonen auszufüllen, welche die Behörde benötigt.

Über 180 Kontakte an der Schule

So gibt es mittlerweile auch konkrete Zahlen. Im Unterricht hatte die infizierte Lehrerin Kontakt mit insgesamt 103 Schülern. Diese zählen zu den Klassen sieben, acht und neun; außerdem zu den beiden Kursstufen. Am Ebinger Gymnasium als G9-Schule sind das also die Schüler der Klassen 12 und 13. Ebenso Kontakt hatte die Pädagogin natürlich mit ihren Kollegen. Das sind immerhin 71 Lehrkräfte.

Warum nur freiwilliger Test?

Dieser große Personenkreis, also Schüler und Lehrer, kann sich nun auf das Corona-Virus testen lassen. Freiwillig, wie das Gesundheitsamt Balingen ausdrücklich gegenüber der Schulleitung bestätigte. Warum aber freiwillig und kein Muss, fragen sich nun viele.

Coronavirus: 103 Schüler des Ebinger Gymnasiums hatten Kontakt zur infizierten Lehrerin

© Volker Bitzer

Informieren statt schweigen: Schulleiter Dr. Christian Schenk ging mit der Corona-Infektion am Gymnasium Ebingen schnell an die Öffentlichkeit.

„Die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung ist offenbar so gering, dass ein Pflichttest nicht angesagt ist“, gibt Dr. Christian Schenk die Auskunft von Verantwortlichen des Gesundheitsamtes wieder.

Hintergrund sei wohl auch, dass man sich an der Schule ja streng an die Pandemie-Vorsichtsmaßnahmen halte, was vor allem auch den Abstand zu den Menschen beträfe, informiert Schenk weiter.

Landratsamt: Halten uns an RKI-Empfehlungen

Auf Nachfrage informiert die Pressestelle des Landratsamtes: Das Gesundheitsamt orientiert sich an den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts zur Kontaktpersonen-Nachverfolgung. Die bisherigen Recherchen des Gesundheitsamtes ergaben keine Kontaktpersonen der Kategorie I; alle bisher ermittelten Kontaktpersonen sind Kategorie II.

Pflicht bei 15-minütigem maskenlosen Kontakt

Ein Pflichttest, so hieße es vom Gesundheitsamt weiter, sei nur dann angesagt, wenn es einen 15-minütigen Face-to-Face-Kontakt gegeben hätte und das natürlich ohne Mund- und Nasenschutz.

„Aber das war natürlich nicht der Fall“, wie der Schulleiter durch umfangreiche Befragungen in den betroffenen Klassen und im Lehrerkreis eruieren konnte. Überhaupt hätte es laut Auskunft der Schüler mit der infizierten Lehrerin nur Kontakt auf Distanz gegeben.

Im privaten Umfeld angesteckt

Die Frau selbst hat sich vermutlich im Verlauf der zurückliegenden Woche in ihrem privaten Umfeld angesteckt. Sie selbst habe gar nichts von der Ansteckung bemerkt. Laut Schenk wurde sie vom Gesundheitsamt angesprochen, welches aufgrund einer anderen infizierten Person die Verbindung zur Lehrerin herstellte.

Die beiden müssen Kontakt gehabt haben. Aufgrund dieser Hiobsbotschaft blieb die Pädagogin am vergangenen Freitag sicherheitshalber zu Hause, ließ sich testen und am Samstag stand das Ergebnis fest: Infiziert.

Lehrerin fühlt sich sehr gut

Nach wie vor gehe es der Frau offenbar gut. „Sie fühlt sich laut eigener Aussage sehr wohl und zeigt keinerlei Symptome“, gibt Dr. Schenk weiter, was ihm selbst von der Betroffenen am Telefon mitgeteilt worden ist.

Die Lehrerin versorgt sogar ihre Schüler per E-Mail oder anderen Online-Möglichkeiten von zu Hause mit Material und Aufgaben. Laut Arzt-Auskunft soll sie bereits kommenden Montag wieder zum Unterrichten an das Gymnasium Ebingen zurückkehren.

Jugendliche reagieren gelassen

Ein Großteil der Schüler, mit welchen die Lehrerin vergangene Woche Kontakt hatte, reagierte absolut gelassen. Lediglich einige Siebtklässler waren ein wenig beunruhigt.

Das gilt auch für wenige Eltern, die aufgrund des Vorfalls ihre Kinder aus dem Präsenzunterricht nahmen. Laut Dr. Schenk fehlte am Montag aber gerade einmal eine Handvoll junger Leute im Unterricht.

Nicht zu schnell testen lassen

Wie viele der 103 Schüler und 71 Lehrer sich nun testen lassen, wird sich zeigen. Der Rektor glaubt – nachdem, wie sich die meisten in Gesprächen äußerten – nicht, dass es eine große Zahl sein wird.

Überrascht habe ihn in diesem Zusammenhang der Rat des Gesundheitsamtes. Laut der Behörde bestehe kein Anlass zur Schnelligkeit. Eine so genannte Detektion des Virus sei sogar zuverlässiger, wenn man etwas abwarte.

Vor Dienstag seien Tests also gar nicht angesagt. Entsprechend rechnet Dr. Christian Schenk nicht vor Donnerstag mit konkreten Ergebnissen.

Jedenfalls rät das Landratsamt betroffenen Schülern und Lehren, sich freiwillig testen zu lassen – so der Wortlaut einer Pressemitteilung.

Maßgaben des Gesundheitsamt zählen

Sollte sich dann natürlich herausstellen, dass sich noch weitere Personen am Gymnasium Ebingen angesteckt hatten, würde er sofort reagieren. Und zwar genau so, wie es das Gesundheitsamt dann vorgebe.

Ansonsten stehe er dazu, dass nun der Präsenzunterricht wieder laufe: „Vorort-Lernen ist etwas anderes als Online-Unterricht.“ Auch der Großteil aller Eltern und Lehrer begrüße die Situation „normale Schule“.

Hinweis: Die Schulleitung hat am Montagnachmittag die Zahl der betroffenen Schüler von 109 auf 103 korrigiert. Wir haben den Artikel dementsprechend angepasst.

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